Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
gekriegt hat. Können Sie mir folgen?«
»Ich bin fasziniert, Sir. Ihre Beredsamkeit ist ohnegleichen, und ich bin überall in diesem großartigen Land bei Erweckungsversammlungen gewesen und habe die Allerbesten predigen hören.«
»Kommen Sie mir nicht mehr in die Quere, Partner«, sagte ich.
Nachdem ich die Zapfpistole aus dem Tankstutzen gezogenund mich wieder in den Pick-up gesetzt hatte, klopfte er an mein Fenster, beugte sich so dicht ans Glas, dass er mit dem Gesicht die Regentropfen verschmierte, die über die Scheibe rannen, und starrte Cleo an. Ich wollte einfach wegfahren, aber inzwischen war ich hinten und vorne von anderen Autos eingeklemmt. Ich ließ das Fenster herunter.
»Was wollen Sie?«, sagte ich.
»Auf der Sugarland Farm hab ich von einem Tauben gelernt, wie man von den Lippen abliest. ›Im Dienst‹ haben Sie zu Sue Lynn gesagt. Wollten Sie ihr damit sagen, dass sie ein Cop ist?«
»Nein.«
»Ich hoffe, Sie lügen mich nicht an. Das würde meinen Glauben an die Menschheit ernsthaft erschüttern.« Dann zückte er den Hut und sagte zu Cleo: »Einen schönen Tag noch, Ma’am. Ein Blick auf Ihre liebliche Gestalt, und ich möchte am liebsten ein Auto hochstemmen.«
8. KAPITEL
Was hatte ich getan?
Ich brachte Cleo nach Hause, fuhr dann zum Sheriff und erwischte ihn auf dem Flur im Anbau des Gerichtsgebäudes.
» Was haben Sie gemacht?«, sagte er so laut, dass uns im Vorübergehen jeder anstarrte.
»Können wir in Ihr Büro gehen?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie so lange hier haben will.«
Ich spürte, wie mein Gesicht rot anlief, wich seinem funkelnden Blick aus und fing noch mal von vorn an.
»Ich habe es verpatzt. Die Frage ist, ob wir es wieder hinbiegen können?«, sagte ich.
»Hier gibt’s kein Wir. Sie ziehen anscheinend die Scherereien an wie Scheiße die Fliegen.«
»Ich habe Schwierigkeiten mit Ihrer Ausdrucksweise, Sheriff.«
Er schaute den Flur auf und ab.
»Sie lassen einen Undercover-Cop auffliegen, dann trauen Sie sich auch noch hierher und laden Ihren Mist hier ab? Sie können von Glück sprechen, dass ich Sie nicht einbuchten lasse«, sagte er.
»Ist sie eine von Ihren Leuten oder nicht?«
»Nein. Ich habe noch nie was von ihr gehört.«
»Wyatt Dixon hat mir angeboten, dass er Lamar Ellison für zweitausend Dollar kaltmacht. Das ist Anstiftung zum Mord.«
»Erstens ist das völliger Unsinn. Zweitens ... Es gibt kein zweitens. Verschwinden Sie einfach, und zwar so weit wie’s geht, okay?«, sagte der Sheriff.
Ich fuhr zurück zu Docs Blockhaus am Blackfoot. Doc und Maisey waren am Flussufer und sammelten bunte Steine für einen Felsengarten. Maisey hob eine volle Schachtel hoch, lächelte mir zu und trug die Steine die Böschung hinauf. Ihre Jeans waren um die Knie feucht, und ihre braune Haut schimmerte in der Sonne.
Aber ich wusste, dass gegen Abend, wenn die Sonne hinter den Bergkämmen unterging, all ihre Bemühungen, fröhlich zu wirken, wieder wie weggewischt waren, dass sie vor dem Fernseher sitzen und sich mit fassungsloser Miene an Dinge erinnern würde, die sie nicht schildern wollte.
»Wir haben einen weiteren Anruf erhalten, während duweg warst. Niemand hat sich gemeldet, nur Heavy-Metal-Musik, die man vor dem Hörer abgespielt hat«, sagte Doc.
»Vielleicht war es eine falsche Verbindung«, sagte ich.
»Klar. Jedenfalls habe ich uns eine neue Nummer geben lassen.«
»Doc, ich möchte deine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren. Vielleicht bin ich dir hier keine allzu große Hilfe.«
Er zupfte an einer Schwiele an seiner Hand, schaute dann auf den Fluss, der im Schatten der Bäume lag. »Alles, was ich mit Maisey anstelle, geht daneben. Sie sieht meine mitleidige Miene und versteckt den Kopf unterm Kissen. Wie sehr kann man’s denn noch vermasseln?«
Ich half ihm und Maisey beim Steinesammeln. Anschließend legten wir sie auf der Sonnenseite einer Fichte aus, verstreuten einen Sack Humus dazwischen und pflanzten Moosröschen, Petunien und Stiefmütterchen.
An diesem Abend ging ich bei Sonnenuntergang tief in den Wald, kauerte mich am Flussufer nieder und warf Kiefernzapfen in ein langes Band aus grünem Wasser, das zwischen zwei großen, runden Felsblöcken dahinströmte. Ich blickte zu den Ponderosakiefern über mir auf und sah L. Q. Navarro auf einem dicken Ast sitzen, das Gesicht im Schatten, einen goldenen Zahnstocher im Mund, auf dem sich die letzten Sonnenstrahlen spiegelten.
»Wolltest du, dass Doc zu dir sagst,
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