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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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an ihm vorbei, dass ihn ein Schwall kalter Luft erfasste, aber durch die Windschutzscheibeerkannte er den Fahrer, diesen verdammten Doktor aus Texas, dem er am liebsten nie begegnet wäre.
    Hatte ihn der Doktor erkannt? So einen Auftritt wie an dem Abend in der Bar in Lincoln wollte er nicht noch mal erleben. Lamar blickte in den Rückspiegel, bis der Pick-up verschwunden war, dann wandte er das Gesicht wieder in den Fahrtwind, schämte sich insgeheim für die Erleichterung, die er empfand.
    Er nahm die nächste Kurve und sah ein auf Stützpfeilern stehendes Cottage am Flussufer und einen weißen Cherokee, der bei den Fliederstauden davor geparkt war. Es war der gleiche Cherokee, mit dem Holly und Xavier Girard von dem Saloon weggefahren waren. Hinter den Jalousien des Hauses brannte Licht, und von einem Grill auf der Terrasse über dem Wasser stieg Rauch auf.
    Vielleicht war heute Abend doch noch was geboten.
    Lamar fuhr auf den mit Kies bestreuten Wendehammer vor der Bergwand, stellte den Motor ab und ging am Bankett entlang zu dem Cherokee. Er bückte sich, schlitzte mit seinem Taschenmesser sämtliche Reifen auf, trat dann zurück und betrachtete sein Werk.
    Irgendwie reichte das noch nicht ganz.
    Unter einem Bachdurchlass fand er ein paar Steine, schwer und handlich, gut zu werfen. Er donnerte einen durch die Windschutzscheibe und zwei durch die Fenster auf der Beifahrerseite, beugte sich dann hinein und zerschlitzte die Ledersitze.
    In diesem Augenblick hörte er, wie Xavier Girard auf ihn zurannte.
    Schon komisch, dass ein prominenter Pisser dachte, in der Wirklichkeit ginge es genauso zu wie in der Welt, die er in seinen Büchern erfand. Lamar nahm das Messer in die linkeHand und erwischte Xavier mit der rechten am Mund. Xavier kippte um wie ein Sack Mehl und fiel auf den Kies.
    Lamar schüttelte seine Hand aus.
    »Du musst heut deine Eisenpillen geschluckt haben, Xavier. Ich glaube, ich hab mir die Hand gebrochen«, sagte er.
    Xavier antwortete nicht. Er war jetzt auf allen vieren, Blut und Speichel tropften aus seinem Mund, und sein Bauch hing über den Hosenbund wie ein Ballon voll Milch.
    »Du bist fertig, Xavier. Steh nicht auf. Ach, na ja, das heißt vermutlich, dass ich keine Rolle in ’nem Film von deiner Frau kriege«, sagte Lamar.
    Er zog Xavier hoch, lehnte ihn an den Cherokee und drosch ihm die Faust in den Bauch, knapp unter dem Brustbein.
    Xavier sank in die Knie und übergab sich, drückte dann die Stirn in den Kies und rang keuchend und mit bebendem Rücken um Atem.
    »Man sieht sich wieder. Übrigens hab ich im Knast eins von deinen Büchern gelesen. Ich fand’s beschissen«, sagte Lamar und wollte wieder zu seiner Harley zurückgehen.
    Doch Xavier bekam seine Wade zu fassen und schlang dann beide Arme um Lamars Oberschenkel.
    »Willst du ein bisschen steppen? Weil ich dir nämlich diesmal sämtliche Zähne ausschlage«, sagte Lamar und holte mit dem Fuß aus.
    Holly Girard schien aus dem Nichts aufzutauchen. Mit beiden Händen hielt sie einen vernickelten Revolver, den sie so fest umklammerte, dass ihre zierlichen Knöchel weiß hervortraten. Die blonden Locken hingen ihr in die Wangen, und ihr Mund war rot und wirkte weich wie eine Erdbeere, die er nur zu gern mit den Zähnen zerdrückt hätte.
    Er wich zurück und hob die Hände. Hinter ihr waren drei, vier andere Leute aus dem Cottage gekommen.
    »Von mir aus isses vorbei. Ihr Alter hätte mich nicht so abbürsten sollen. Ich kann’s verstehn, wenn Sie die Bullen rufen wollen.«
    Das sollte sie erst mal ein bisschen ausbremsen, dachte er.
    Aber als er ihr in die Augen schaute, dann zu Xavier und den anderen Leuten aus dem Cottage blickte, wurde ihm klar, dass sie ihn überhaupt nicht gehört hatten, dass sie ihn nur angewidert und voller Abscheu betrachteten, als starrten sie auf ein Ekel erregendes Vieh, das unter einer Glasglocke gefangen war.
    Mit knirschenden Nagelstiefeln ging er weg, auf sein Motorrad zu. Als er sich umdrehte, waren sie verschwunden, hatten sich ins Cottage zurückgezogen und wählten vermutlich den Notruf.
    Na und? Wahrscheinlich war er im Kahn besser aufgehoben als auf der Straße. Er warf seine Harley an und donnerte davon.
    Sein Zuhause war eine aus Bahnschwellen gebaute Blockhütte mit nur einem Zimmer und einem offenen Blechschuppen, in dem er manchmal Motorräder reparierte. Aber sie lag am Blackfoot, oberhalb einer von Kiefern umgebenen Bar, und er konnte auf einer an Trossen hängenden Fußgängerbrücke

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