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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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mich wegen meiner Triebhaftigkeit und weil ich oftmals vielzu leichtfertig mit ihrer Zuverlässigkeit und Freundschaft umgegangen war.
    Doch sosehr ich mich auch bemühen mochte, immer sagte oder machte ich irgendetwas Falsches, wenn ich mit Temple zusammen war.
    »Starrst du mich aus einem bestimmten Grund so an?«, sagte sie.
    »Entschuldige«, sagte ich.
    »Ich habe das Gefühl, dass dir wegen irgendetwas nach Beichten zumute ist«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gestern beim Campus gejoggt. Zufällig habe ich dich mit einem anderen Mann auf dem Dach eines Hauses gesehen.«
    »Wirklich?«, sagte ich.
    »Der Postbote hat mir gesagt, dass ein katholischer Priester dort wohnt. Brauchen wir mal wieder geistlichen Beistand, um uns von unserer jüngsten Affäre reinzuwaschen?«
    »Wie wär’s, wenn du mal ein bisschen halblang machst, Temple?«
    »Ich würde dir am liebsten das Genick brechen«, erwiderte sie und warf mir einen Blick zu. »Ich habe mich gestern mit dieser Pissnelke unterhalten, deiner Frau Doktor. Du hast wirklich ein Händchen.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich bin zu Cleo Lonnigans Haus gefahren. Gottes Geschenk an den Roten Mann. Die denkt anscheinend, sie hat ’nen Heiligenschein.«
    »Das hättest du besser bleiben lassen.«
    »Sie glaubt, diese Biker haben ihr Kind umgebracht. Damit kommt sie als Mordverdächtige in Frage. Ich würde sie übrigens nicht in Schutz nehmen, das ist reine Kraftvergeudung.Für sie stehst du anscheinend auf einer Stufe mit dem Antichrist.«
    »Ich hätte mich nicht mit ihr einlassen sollen. Es war meine Schuld. Sie ist kein schlechter Mensch.«
    »Den Kavalier nehme ich dir nicht ab, Billy Bob. Ich glaube, dass du manchmal einfach blöde bist«, sagte sie. Ihre milchig grünen Augen waren dunkler geworden, als sie mich anschaute, aber nicht aus Wut. Sie wirkte zutiefst verletzt, als hätte man ihr in der Seele wehgetan, sodass ich vor Scham schlucken musste.
    Ich war kaum fünf Minuten zurück, als das Telefon in Docs Wohnzimmer klingelte.
    »Hallo?«, sagte ich.
    »Wo bist du gewesen?«, sagte Cleo Lonnigan.
    »Unterwegs.«
    »Warum legst du dir keinen Anrufbeantworter zu?«, fragte sie.
    »Weil das hier nicht mein Haus ist.«
    »Hast du das ekelhafte kleine Miststück zu meiner Ranch geschickt?«, sagte sie.
    »Was hast du gesagt?«
    »Miss Carrol. Du solltest ihr ein Warnschild umhängen. Ist sie stubenrein?«
    »Zieh nicht über sie her, Cleo.«
    »Meinst du etwa, du kannst mit einer Frau ins Bett steigen und dann einfach sagen: ›Geh zum Teufel, ich bin grade dabei, mir die passenden Socken zu suchen‹?«
    »Wiederhören, Cleo. Du bist eine erstaunliche Frau. Ich hoffe, ich sehe dich nie wieder«, sagte ich und legte leise auf.
    Ich ging hinaus, damit ich das Telefon nicht hörte, wenn sie wieder anrief.
    Ich lief zwischen den Seidenholzbäumen und Espen am Ufer entlang. Der Fluss lag im Schatten des Laubdachs, aber die Sonne stand inzwischen über dem Bergkamm, und die Felsblöcke mitten in der Strömung dampften im Licht. Ich sah L. Q. Navarro, der am seichten Ufer kauerte und mit seinem Taschenmesser eine Schlammfliegenlarve von der Unterseite eines Steines kratzte. Sein Hosenboden war dunkel vor Nässe, und er grinste übers ganze Gesicht, sodass seine weißen Zähne blitzten. Er zog die Larve auf einen Haken, der an einer Angelrute hing, die er aus einem Weidenast geschnitzt hatte.
    »In den letzten zwei Tagen hat dein Selbstbewusstsein schwer gelitten, was?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Wenn dir der ATF-Agent das nächste Mal frech kommt, brichst du ihm den Kiefer. Ich konnte diese Bundesfuzzis noch nie ausstehen.«
    »Was soll ich mit Cleo Lonnigan machen?«
    »Die Stadt verlassen?«
    »Das ist nicht komisch.«
    »Sollte es auch nicht sein.«
    Dann wandte er sich ab, wie so oft, wenn ich ihn mit meinen alltäglichen Sorgen belastete. Seine Köderlarve war in der Strömung vom Haken gerutscht, worauf er ins tiefere Wasser watete, in den Schatten, einen schweren Stein im Flussbett aufhob, auf einen Felsblock legte und eine frische Larve von der mit glitschigem Moos bewachsenen Unterseite schabte.
    »Reichst du mir mal die Angel, mein Guter?«, sagte er.
    Ich hob den Weidenast auf, den er entlaubt und an der einen Seite mit einer Kerbe für die Schnur versehen hatte, und watete in den Fluss. Das eisige Schmelzwasser stieg über meineKnie und traf mich wie ein Hammerschlag im Unterleib. Die Sonne war verschwunden, und unter dem Blätterdach der

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