Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
sagte er.

19. KAPITEL
    »Ist er ein Satanist?«, sagte ich am nächsten Morgen zu Doc.
    »Ich weiß nicht, was er ist«, erwiderte er.
    »Was hast du getan, Doc?«
    Die Sonne war noch nicht über den Bergkamm gewandert, und das Haus lag noch im Schatten. Doc nahm sein unberührtes Frühstück und warf es zur Hintertür hinaus.
    »Ich fahre in die Stadt. Willst du mitkommen?«, sagte er.
    »Nein«, sagte ich. Ich war so wütend, dass ich einen walnussdicken Kloß im Hals hatte.
    Ich ging hinunter zu Lucas’ Zelt am Fluss, kauerte mich hin und schlug die Klappe auf. Er reckte den Kopf aus seinem Schlafsack.
    »Stimmt was nicht?«, fragte er.
    »Doc hat Wyatt Dixon eingeheizt. Ich glaube, du solltest lieber nach Deaf Smith zurückfahren.«
    »Warum?«
    »Er hat Drohungen gegen dich und Maisey ausgestoßen.«
    »Scheiß drauf.«
    »Ich habe schon vermutet, dass du das sagst. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe.«
    »Joan Baez spielt morgen Abend in der Universität«, sagte er.
    Ich wartete darauf, dass er fortfuhr.
    Er wandte den Blick ab. »Ich hab Sue Lynn erzählt, dass du uns zwei Karten schenkst. Kannst du mir vierzig Dollar geben?«
    Ich kehrte ins Haus zurück, schlug das Telefonbuch von Missoula auf und machte mich an die langwierige und mühsameAufgabe, Kontakt mit einem Bundesagenten aufzunehmen, von dem ich keine Visitenkarte besaß. Schließlich erreichte ich jemanden in der Telefonzentrale des Finanzministeriums in Washington, D. C, und nachdem ich dreimal durchgestellt worden war, konnte ich meinen Namen und die Telefonnummer hinterlassen.
    Dann ging ich zu Bob Ward’s Sporting Goods und kaufte mir einen .38er Revolver mit zweizölligem Lauf, ein Holster mit Klemmhalterung und eine Schachtel Patronen.
    Nachmittags hatte sich auf meine Anfrage beim Finanzministerium hin noch niemand gemeldet.
    Ich rief beim Missoulian an und ließ mich mit der Kleinanzeigenabteilung verbinden.
    »Kann ich in der morgigen Ausgabe noch eine zweispaltige Anzeige in halbfetter Schrift unterbringen?«, fragte ich.
    »Ja, ich glaube, das schaffen wir noch. Was soll denn drinstehen?«, erwiderte die Frau bei der Anzeigenaufnahme.
    »›Amos Rackley, bitte melden Sie sich. Dringende. Unterzeichnen Sie es mit ›Billy Bob Hollands.«
    »Ist das alles?«, fragte sie.
    »Nein. Ich möchte noch was hinzufügen«, sagte ich.
    An diesem Abend holte ich Temple Carrol am Flughafen ab. Sie war nach Texas zurückgerufen worden, weil sie in einem Prozess aussagen musste, und ich hatte sie nicht mehr gesehen, seit ich sie auf dem Picknickplatz am Fluss geküsst hatte. Als sie aus dem Flugzeug stieg, hatte ich das Gefühl, als wäre die beste Freundin zurückgekehrt, die ich auf dieser Welt hatte.
    »Irgendwas vorgefallen, während ich weg war?«, fragte sie, als wir draußen waren.
    »Ein bisschen was. Doc hat Wyatt Dixon mit einer von Lucas’ Gitarrensaiten stranguliert, mit Klebeband an einen Stuhlgefesselt und hätte ihn um ein Haar mitsamt seinem Haus mit Butangas in die Luft gejagt.«
    »Das hast du dir doch ausgedacht.«
    »Ich wünschte, Doc hätte es zu Ende gebracht.«
    »Sag das noch mal.«
    »Dixon hat gesagt, er reißt Lucas sämtliche Knochen aus dem Leib. Das waren genau seine Worte«, sagte ich und spürte, wie ich schlucken musste.
    Temple legte ihren Koffer auf die Ladefläche meines Pick-up und stieg ins Führerhaus. Ich ließ den Motor an und fuhr auf den Highway. Die Hügel auf der anderen Seite des Flusses wirkten im Sonnenuntergang rundlich und gedrungen, der Himmel war mattgolden und voller Vögel. Ich spürte, wie sie mich von der Seite betrachtete.
    »Sei nicht zu streng mit Doc«, sagte sie.
    »Er weiß nicht, was er will. Er wirft diesen Typen ein Seil um den Hals, ist aber nicht bereit, mit ihnen zum nächsten Baum zu gehen.«
    »Du solltest lieber hoffen, dass er’s nicht tut.«
    Wir schwiegen eine Zeit lang. »Hast du Lust, essen zu gehen?«, sagte ich dann.
    »Ich habe im Flugzeug gegessen. Ein andermal, okay?«, sagte sie mit einem schmalen Lächeln.
    »Klar«, sagte ich und fuhr auf den Parkplatz ihres Motels am East Broadway, nicht weit vom Hellgate Canyon entfernt, der von Jesuitenmissionaren so genannt worden war, nachdem sie die verstreuten menschlichen Gebeine gefunden hatten, die nach den Überfällen der Blackfoot auf die Flatheads dort liegen geblieben waren.
    Sie wuchtete ihren Koffer von der Ladefläche des Pick-up und gähnte. Der Wind war kühl, die Bäume auf dem Bergkamm über dem Cañon

Weitere Kostenlose Bücher