Die Goblins 01 - Die Goblins
der Tunnel drei Platten breit war, blieb bei diesem Vorgehen nur die mittlere Platte als Unsicherheitsfaktor übrig. Diese überprüfte er einfach mit dem Fußballen. Sollte etwas passieren, würde er zwar das Gleichgewicht verlieren, aber ohne den Luxus einer Wand zum Anlehnen blieb ihm nichts anderes übrig.
Natürlich war es eine Mittelplatte, die sich als Falle herausstellte. Die Ecke versank einen halben Zoll im Boden; Jig sprang zurück und ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten.
»Welche Platte?«, rief Darnak. Er eilte an Jigs Seite und zählte beim Gehen mit. »Zehn, elf, zwölf … die dreizehnte Platte. Die mittlere, richtig?«
Jig nickte. Das war zu knapp gewesen. Er hätte leicht nach vorn statt nach hinten taumeln können, und wer weiß, was passiert wäre, wenn er auf der lockeren Platte gelandet wäre. Bin ich aber nicht , und das war das Entscheidende. Er warf einen schnellen Blick nach rechts und links in der Erwartung, die Falle zuschnappen zu sehen.
Darnaks Federkiel kratzte wild übers Pergament, als er eine Warnung vor der Platte darauf festhielt. Barius trat näher und schob Jig zur Seite. Mit seinem Schwert drückte er auf die Ecke, auf die Jig getreten war. Außer einem Knacken erfolgte keine Reaktion.
Er versuchte es noch einmal, diesmal fester. »Vielleicht klemmt sie«, grübelte er, »oder der Mecha-nismus ist durch Nichtgebrauch eingerostet? Ein schlich-tes Übersehen desjenigen, der diese Tunnel wartet, wer das auch sein mag. Was könnte nutzloser sein als eine Falltür, die die Öffnung verweigert, wenn ihre Beute sie betritt?«
»Hinter uns!«, schrie Riana gellend. Im selben Moment flammte Klecks glühend heiß auf.
Darnak wirbelte herum und blendete Jig dabei mit dem Strahl der Laterne, der über seine Augen huschte. Das Seil zerrte Jig vorwärts und wurde dann schlaff. Er krachte in die Wand und blieb sicherheitshalber dort. Was immer auf sie zukam, Barius hatte anscheinend beschlossen, beide Hände freizuhaben, um ihm entgegenzutreten.
Jig blinzelte und kniff die Augen zusammen. Riana war hinten geblieben, gleich neben ihm. Er konnte die Umrisse Darnaks und der Menschen ausmachen, die im Tunnel zurückgingen. Weiter hinten bewegten sich schweigend weitere humanoide Gestalten. Jig sah das Glitzern von Waffen bei den Neuankömmlingen. Wer oder was waren sie? Sein Sehvermögen war schlecht genug, auch ohne dass die eigene Gruppe seine Sicht versperrte.
Riana hatte ihr gestohlenes Messer gezogen; ihr Atem ging schnell, ihre Brust hob und senkte sich in rascher Folge. Sie und Jig fuhren beim ersten Geklirr von Stahl gegen Stahl zusammen.
Doch was war es, wogegen die Menschen und der Zwerg kämpften? Wo war es hergekommen? Er vermutete, dass es etwas mit der Fallenplatte zu tun hatte, aber er verstand nicht inwiefern.
Wie zur Antwort verschwand die Wand, an der Jig gelehnt hatte. Sie glitt nicht zur Seite oder fiel um, wie er es erwartet hätte. Im einen Augenblick war sie noch da, im nächsten kippte Jig nach hinten in eine kleine Nische. Er blickte hoch: Ein bleiches, totes Gesicht starrte auf ihn herab. Nur eine alte Leiche, dachte Jig im ersten Moment.
Die Leiche erhob einen mit Eisenspitzen gespickten Streitkolben zum Schlag.
Jig schrie und rollte sich zur Seite; der Streitkolben fuhr krachend auf die Stelle nieder, wo er gerade noch gelegen hatte. Der verrottete Arm des Dings war wenig mehr als Knochen und eine dünne Schicht vertrockneten Fleisches, aber die Kraft, mit der es den Schlag geführt hatte, war der Darnaks ebenbürtig.
Klecks sprang weg und versteckte sich irgendwo hinter der Kreatur. Beneidenswerte Spinne! Bevor das Ding wieder angreifen konnte, krabbelte Jig hastig aus der Nische heraus und prallte mit Riana zusammen.
Die Platte auf der anderen Seite der Tunnelwand war ebenfalls verschwunden. Anders als das erste Wesen war der Bewohner dieses Alkovens jedoch wirklich tot. Die Haut war verwest und abgeblättert, und ein skelettierter Arm lag auf dem Boden. Staub vermischte sich mit dem Geruch von Konservierungsmitteln, und Jig musste sich die Nase zuhalten, um nicht zu niesen.
»Hinter mir ist noch einer!«, schrie Jig.
Was immer der Angreifer jetzt sein mochte, er hatte sein Leben als Mensch begonnen, seinen runden Ohren nach zu urteilen. Wie sein restliches Fleisch waren auch diese Ohren weiß und eingeschrumpft, aber immer noch als solche erkennbar. Ein rostiges Kettenhemd hing ihm lose von den Schultern, an Knien und Ellbogen mit
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