Die Goblins 01 - Die Goblins
Kraft es Ryslind wohl kostete, die Fallen und die geheimen Passagen aufzuspüren. Den Nekromanten selbst ausfindig zu machen musste erst recht gewaltiger Anstrengungen bedürfen. Jig verstand nichts von Zauberei, aber er ging davon aus, dass ein mächtiger Hexer Mittel und Wege hatte, sich zu verstecken.
»Glaubst du, dass es das ist, was der Nekromant will?«, wunderte er sich.
»Was gibts?«, fuhr Darnak ihn an. Er blickte finster auf seine Karte, zeichnete eine Biegung ein und zog dann einen Strich, um den Stolperdraht zu markieren. »Was soll ich glauben?«
»Na ja, er muss wissen, dass wir hier sind. Und wahrscheinlich weiß er, dass wir einen Zauberer haben. Würde es deshalb nicht Sinn machen, den Zauberer zu zwingen, seine Kräfte aufzubrauchen, bevor wir dem Nekromanten tatsächlich gegenübertreten? Auf die Weise wird der Nekromant in der Lage sein, Ryslind wie eine Wanze zu zerquetschen, wenn wir es endlich durch diesen Irrgarten geschafft haben.« Ganz zu schweigen davon, was die Suche bei Ryslinds ohnehin schon fragwürdigem geistigem Gesundheitszustand anrichten würde. Diese zweifache Stimme überzog Jigs Rücken jedes Mal mit einem gruseligen Kribbeln, wenn der Zauberer sprach.
»Aye, möglich ist’s.« Darnak eilte nach vorn und nötigte Jig und Riana, in Trab zu fallen, um Schritt zu halten. Als sie dichter bei den Menschen und deren Laterne waren, verlangsamte er seinen Gang wieder, um an seiner Karte weiterzuarbeiten. Während er zeichnete, erklärte er: »Deshalb müssen wir alle bereit sein, zuzuschlagen. Gibt nur zwei Möglichkeiten für unsereins, mit Zauberern vom Kaliber des Nekromanten umzuspringen. Weglaufen oder ihn mit einem Stein treffen.«
»Ich hab keinen Stein«, meinte Jig besorgt. Es gab hier unten keine Steine. Hätte er das vorher gewusst, hätte er sich einen vom Seeufer oben mitgenommen.
Darnak blickte von seiner Karte auf und funkelte Jig an. »Rhetorische Figur. Dein Schwert da wird es auch tun. Der Trick ist, ihn auszuschalten, bevor er seine Magie anwenden kann. Schnell und hart, und kein Zaudern. Lass ihn nur einen Spruch loswerden, und du bist tot. Ich fürchte, du hast Recht mit Ryslind, wenn du sagst, dass er am Ende ist, und deshalb wirst du es nicht lang machen, wenn du darauf wartest, dass er dir deine blaue Haut rettet.«
Jig hatte keine Illusionen, was seine Fertigkeiten mit dem Schwert betraf. Noch vor einem Tag hätte er den Rat des Zwergs angenommen und sich als ebenbürtiger Gegner jeden Zauberers betrachtet. Ebenso wie Porak hatte er geglaubt, eine gute Waffe mache einen guten Krieger. Aber Porak ruhte jetzt im Bauch eines Aaswurms. Jig hatte Barius und Darnak im Kampf gesehen, und neben ihnen war er nichts. Sogar Ryslind war ein geübterer Kämpfer, und der war ein Zauberer. Welche Hoffnung gab es schon für Jig, Schwert hin, Schwert her?
»Was ist mit deiner Magie?«, suchte er nach einer Alternative. »Wird Erdemacher dir nicht helfen, den Nekromanten zu besiegen?«
»So läuft das nicht. Erdemacher verlangt von uns, unseren Weg selbst zu wählen. Er kann uns leiten und uns Stärke verleihen, aber wenn es zum Konflikt unter Sterblichen kommt, mischt er sich nicht ein.« Darnak blieb stehen und legte den Kopf schief. Sein Gesicht überzog sich mit Falten wie eine Dörrratte. »Irgendetwas stimmt nicht. Der Tunnel verändert sich weiter vorn.«
»Woher weißt du das?«
»Er ist ein Zwerg«, antwortete Riana, als ob damit alles gesagt sei. Sie eilte nach vorn, um den anderen Bescheid zu sagen.
Sie stellten bald fest, dass Darnak Recht hatte. Barius und sein Bruder blieben stehen; die Laterne erhellte ein Stück des Tunnels vor ihnen. Als Jig sie erreichte und sah, warum sie nicht weitergingen, musste er an sich halten, um sich nicht zu übergeben.
Der Tunnel hatte sich nicht nur verändert – er endete ganz. Wände und Decke wichen zurück, und der verbleibende schmale Pfad führte in eine gewaltige Höhle. Deren Decke war zu weit weg, um sie sehen zu können, und der Boden … Jigs Magen verknotete sich, als er nur daran dachte. Auf der anderen Seite konnte er gerade eben noch einen Schimmer reflektierten Lichtes sehen, vermutlich von denselben Marmorplatten, die der Nekromant so sehr zu mögen schien. Alles, was sie tun mussten, war, den Abgrund zu überqueren.
»Bodenlose Grube, was meinst du?«
Barius nickte. »Wäre auch meine Vermutung.«
Das war der Moment, in dem Jig zu dem Schluss kam, dass die beiden genauso wahnsinnig wie der
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