Die Goblins 01 - Die Goblins
sagte sie ungeduldig. Als Jigs Schwert wieder sicher in der Scheide steckte, zeigte sie auf den Ast, an dem er sich versucht hatte. »Siehst du den Saft?«
Jig kniff die Augen zusammen. Indem er sein Gesicht bis auf drei Zoll an den Ast heranbrachte, konnte er ein paar Tropfen einer klaren Flüssigkeit erkennen, die aus dem Einschnitt heraussickerten.
»Das passiert, weil der Ast noch lebt. Er ist innen nass, also wird er nicht brennen. Sammle die Äste ein, die gestorben und abgefallen sind. Je trockner, desto besser!« Sie hob einen Ast auf und brach ihn entzwei. »Siehst du? Kein Saft! Es wundert mich, dass ihr Goblins euch noch nicht selbst erstickt habt, wenn ihr nicht einmal genug wisst, um trockenes Holz zu benutzen!«
»Es gibt nicht besonders viele Bäume in den oberen Tunneln«, fuhr Jig auf. Woher sollte er wissen, dass braunes Holz nicht immer braun war und klares Baumblut Holz grün färbte? Er warf dem Baum einen angewiderten Blick zu und fing an, Äste vom Boden aufzusammeln.
»Was nehmt ihr als Brennmaterial? «, erkundigte sich Riana.
»Elben.« Er wollte nicht zugeben, dass Goblins meist nicht genug Brennmaterial für ein Feuer organisieren konnten. Und was den Schmodder anging, so reichte der kaum, um die Höhle zu beleuchten, geschweige denn zu erwärmen. Sie mussten sich darauf beschränken, ein richtiges Kochfeuer zu unterhalten, und selbst dazu mussten sie mit den Hobgoblins handeln. Im Gegensatz zu Goblins wagten sich diese nämlich an die Oberfläche. Sie nahmen die Waffen und Münzen, die die Goblins glücklosen Abenteurern abgenommen hatten, und tauschten sie gegen ein paar Bündel Holz ein. Eine weitere Methode, die Goblins schwach und die Hobgoblins stark zu halten. Jig fragte sich, warum ihm das vorher noch nie aufgefallen war. Indem sie ihnen die meisten Waffen abnahmen, verhinderten die Hobgoblins, dass die Goblins zu einer echten Bedrohung für sie wurden.
Ein Rascheln vor ihnen riss Jig aus seinen Überlegungen. Er ließ sein Reisig fallen und griff nach seinem Schwert. »Hast du das gehört?«
Riana schüttelte verneinend den Kopf. Dennoch zog sie ihren Dolch, und Jig sah die Angst in ihren Augen, als sie ihre Blicke durch den Wald schweifen ließ.
»Wir könnten hier draußen getötet werden«, flüsterte er. Warum hatte Barius die beiden Schwächsten ganz allein losgeschickt? Er dachte an die toten Oger. War das ein weiterer Oger, einer, der dem Wesen entkommen war, das seine Kameraden umgebracht hatte? Jig schauderte. Vielleicht war es ja auch das Wesen selbst, auf der Suche nach neuer Beute, nachdem es die Oger abgeschlachtet hatte.
Der Wald war still geworden. Das allgegenwärtige Lied ferner Vögel war erstorben, und das gelegentliche Rascheln von Blättern tönte viel zu laut in Jigs Ohren.
»Wahrscheinlich will Barius, dass wir getötet werden«, sagte Riana mit leiser Stimme. »Wenn wir sterben, sind das zwei Probleme weniger, mit denen er sich herumschlagen muss.« Ein neuerliches Geräusch, diesmal ein schabender Laut, von rechts. Wie jemand, der zwei Stöcke gegeneinanderrieb, nur viel lauter. »Es hört sich groß an.«
Jig kam sich nackt und verloren vor ohne Wände um sich herum. Er wich an einen großen Baum zurück. Der Baum war ein schwacher Ersatz für hartes Gestein, aber wenigstens böte er seinem Rücken Schutz. Beim letzten Schritt blieb er mit der Ferse an einer Wurzel hängen; er knallte mit dem Kopf gegen den Stamm und verlor sein Schwert, das durch die Luft wirbelte und sich mit der Spitze in den weichen Waldboden bohrte.
Das Geräusch verstummte einen Augenblick lang. Jig hielt die Luft an und hoffte, dass das Ding nichts gehört hatte. Riana sagte nichts, doch in ihren Augen standen Beschimpfungen, die einen Patrouillenhauptmann stolz gemacht hätten.
Die Bestie griff an. Stampfende Schritte dröhnten übers Erdreich und kamen durchs Unterholz auf sie zu. Jig krabbelte auf sein Schwert zu; bevor er es erreichte, sprang das Ding über einen umgestürzten Baum, direkt auf Riana zu.
Es war riesengroß. Spitze, gegabelte Hörner krönten seinen schmalen Kopf. Steinartige Füße traten mit jedem Sprung die Luft.
»Drache!«, schrie Jig. Er rollte sich zu einem Ball zusammen und legte schützend die Hände über den Kopf.
Riana duckte sich, und das Ding sprang direkt über sie hinweg und verschwand. Jig versuchte zu horchen, um sicherzugehen, dass es tatsächlich weg war, doch das Hämmern seines Herzens übertönte jedes andere
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