Die Goblins 01 - Die Goblins
Auch an seinen Knöcheln, Fersen, Zehen … mittlerweile bildeten seine Füße eine Landschaft, die sich mit dem Wald um sie herum messen konnte. Er musste auch feststellen, dass die Stiefel, die seine Zehen schützten, schwer wie Stein geworden waren, und nur das Wissen, dass er barfuß noch schlimmer dran wäre, hielt ihn davon ab, sie in den Wald zu werfen.
Trotz allem sagte er kein Wort. Wenn er sich beklagte, würde Barius es nur als Zeichen der Schwäche auslegen und vermutlich ihr Marschtempo noch erhöhen. Außerdem hatte niemand sonst Probleme. Selbst Riana, die dünn wie eine Schlange war, hielt mühelos mit Barius Schritt.
Endlich – das Licht der Sonne war schon dunkelrot – hieß Barius sie anhalten. Er zeigte auf ein Paar großer Bäume.
»Wir werden hier unser Lager aufschlagen. Riana, du und der Goblin werdet Holz für ein Feuer sammeln, während Darnak und ich einen Plan ausarbeiten, wie wir mit Straum dem Drachen fertig werden.«
Bei ihm klang es so, als ob Straum nichts weiter als eine Belästigung sei. Ein Aaswurm, den man aus der Küche jagte, und nicht eine Kreatur der Legende, die mit einem einzigen Hauch ihres Atems Tod und Verderben verbreitete.
Jig hielt ein Ohr nach hinten gerichtet, während sie Feuerholz suchten. Er konnte nicht hören, was gesagt wurde, aber er wollte sichergehen, dass er sich nicht verirrte. Solange er ihre Stimmen hörte, würde er auch zu ihnen zurückfinden. Wie fanden sich bloß die Leute zurecht, die keine Felswände hatten, die sie führten? Potzschmodder, er konnte in jede beliebige Richtung gehen, nach links oder rechts abbiegen oder sich im Kreis bewegen! Ein Baum sah aus wie der andere, der Boden war überall derselbe, und wenn da nicht die schwachen Stimmen hinter ihm gewesen wären, hätte er sich jetzt schon verlaufen.
Das muss der Grund sein, weshalb Darnak so viel Zeit mit seiner Karte verbringt. Wenn die anderen unter der Erde so orientierungslos wie er hier waren, war es kein Wunder, dass sie sich den Weg zurück aufschreiben mussten!
Ein flüchtiger Blick nach oben jagte ihm einen neuen Schrecken ein. Die Sonne hatte sich bewegt! Vorher hatte sie direkt über ihnen gestanden, aber in den vergangenen paar Stunden war sie bis an den äußersten Rand des Himmels gewandert. Wie sollten sie ihren Weg finden, wenn nicht einmal auf den Himmel Verlass war?
Riana war stehen geblieben, um einem Vogel zuzusehen, der über ihnen kreiste. Als sie keine Anstalten machte weiterzugehen, blieb Jig ebenfalls stehen. Den Flug des Vogels zu beobachten machte ihn schwindlig, und er fragte sich, ob echten Vögeln wohl jemals übel wurde. Ob er und die anderen von dort oben aus genauso klein aussahen wie der Vogel von hier unten aus? Fühlte sich der Vogel frei, in der Lage hinzufliegen, wohin er wollte?
»Ich frage mich, wie das ist.«
Es war ihm nicht klar, dass er laut gesprochen hatte, bis Riana ausspuckte. »Sicher ganz großartig. Du kannst überall hinfliegen, bis irgendwann ein Jäger seinen gezähmten Falken aufsteigen lässt, der dir das Rückgrat bricht und dich herunterholt.«
Sie stapfte davon, und Jig folgte schnell, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. So viel zu Vögeln. Als sie anfing, Holz zu sammeln, suchte er sich aufs Geratewohl irgendeinen Baum aus, zog sein Schwert und hieb auf einen der unteren Äste ein. Der Aufprall rüttelte seine Finger und seinen Unterarm durch. Bäume waren zäher, als er erwartet hatte. Er holte zu einem weiteren Schlag aus.
»Was machst du da?«
»Holz besorgen.« Er sah den Ausdruck auf ihrem Gesicht und zögerte.
Riana schüttelte in resignierter Verzweiflung den Kopf. »Das wird sicher jede Menge bringen! Man nimmt kein grünes Holz für ein Feuer, außer man will einen Rauchschwanz machen.«
»Einen was?«
»Einen Rauchschwanz. Ein Signal, das Menschen benutzen, um einander wissen zu lassen, wo sie gerade sind.« Ihre Miene wurde ernst. »Ich nehme doch nicht an, dass wir uns jetzt schon dem Drachen ankündigen wollen, oder?«
Jig betrachtete den Baum. Die Blätter waren grün, aber das Holz selbst war braun und rau. Holz war Holz! Jig hatte noch nie grünes Holz gesehen, und er hatte keinen blassen Schimmer, warum die Zweige, die Riana vom Boden aufhob, besser als sein Ast sein sollten. Außer vielleicht dass seine Hand taub würde, wenn er sich noch mit vielen Bäumen anlegte.
Als sie seine Unentschlossenheit bemerkte, seufzte Riana und ließ ihr kleines Bündel Reisig fallen. »Tu das weg!«,
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