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Die Goblins 01 - Die Goblins

Titel: Die Goblins 01 - Die Goblins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Fährtenleser gewesen, und er erklärte, dass er seinen Bruder zurückbringen würde. Unterbrach einen Empfang bei Hofe, um seine Verkündigung zu machen und sicherzustellen, dass jedermann ihn hörte. Er brachte eine Woche mit Vorbereitungen zu, sammelte Pferde und Vorräte und Männer und Karten, alles was er glaubte zu benötigen.
    Und dann kam Ryslind zurück. Spazierte so ruhig und gelassen in den Thronraum wie immer. Er habe seine Queste vollendet, erzählte er uns. Zur Demonstration ließ er winzige blaue Blitzstrahlen über die Decke flitzen. Levitierte seinen ältesten Bruder in die Luft und ließ ihn dort hängen, kreischend wie eine Todesfee. Davor hatte er sich abrackern müssen, um auch nur die einfachsten Tricks und Kunststückchen zu lernen. Aber irgendwie war er in jenen beiden Monaten ein Meister seiner Kunst geworden.
    Barius war am Boden zerstört. Sein Bruder, zwei Jahre jünger als er selbst, hatte ihn überflügelt. Und seine großartigen Vorbereitungen ließen ihn noch mehr wie einen Narren dastehen.«
    Darnak nahm einen Schluck Ale, um seine Kehle zu befeuchten. »Das Ganze hat sich vor einem Jahr abgespielt. Dann hat ihn irgendein Idiot auf die Idee gebracht, das Zepter der Schöpfung zu suchen. Ich wünschte, ich bekäme den Burschen in die Finger, der ihm das vorgeschlagen hat. Jeder hielt es für glatten Selbstmord, aber für Barius war es das Einzige, womit er seine Brüder übertrumpfen konnte.«
    Zu diesem Zeitpunkt hörte Jig nur noch mit einem Ohr zu. Darnaks Geschichte bestärkte ihn nur in seiner Überzeugung, dass der Prinz verrückt war. Da hatte Barius einen Platz zum Wohnen, genug zu essen, sogar Leute, die ihn bedienten und sicherstellten, dass ihm jeder Wunsch erfüllt wurde, und wollte dennoch mehr! Er musste sich ›beweisen‹!
    Welchen Zweck sollte das haben? Zugegeben, Jig war sich nicht sicher, ob er menschliche Beweggründe völlig verstand, auch nach Darnaks Erklärung nicht. Aber diese ganze Queste hörte sich nach nichts anderem an als der Suche nach dem spektakulärsten Tod. Wozu war Beachtung und Anerkennung gut, wenn man sich für ihre Erlangung von einem Oger mordenden Monster in Stük-ke reißen lassen musste? All das für ein magisches Zepter, das, soweit Jig wusste, Barius nicht einmal wollte. Er wollte nur derjenige sein, der es fand. Oder wenigstens derjenige, der beim Versuch es zu finden umkam.
    Es gab schon einen Grund dafür, dass sich ›Ruhm‹ und ›dumm‹ ähnlich anhörten, dachte Jig. Er grinste über seine Klugheit. Vielleicht könnte er ein Lied über den Prinzen dichten. Während er neben Darnak herging, arbeitete er die erste Strophe aus.
     
    Barius der Menschenprinz strebte einst nach Ruhm.
    Stieß auf eine Goblinschar und brachte alle um.
    Alle bis auf Goblin Jig, den schleppt’ er mit sich rum.
    Doch ein Tod nur für die Ehre, das war dem zu dumm.
     
    Er sah kurz auf, um sich zu vergewissern, dass niemand sein Gemurmel gehört hatte. Er würde das Lied später beenden müssen. Immer vorausgesetzt, er blieb lang genug am Leben.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Wald. Riana hatte sich darüber beklagt, dass die Bäume nicht real waren, aber ihm war das egal. Er hatte noch nie etwas wie sie gesehen. Braune Stämme, manche dreimal so dick wie seine Taille, ragten hundert Fuß hoch in die Luft. Die Wurzeln schlängelten sich durchs Erdreich und brachten Jig immer wieder zum Stolpern, wenn seine Blicke himmelwärts schweiften.
    Das muss der Grund sein, warum Oberflächenbewohner Stiefel erfunden haben, sagte er sich, als er sich zum vierten Mal aufrappelte. Trotz seiner übergroßen Stiefel verlief die Bekanntschaft seiner Zehen mit den Wurzeln nicht schmerzfrei. Barfuß wäre er mittlerweile ohne Zweifel schon nicht mehr in der Lage gewesen zu gehen.
    Nach und nach lernte Jig, dass dieser falsche Wald nicht so idyllisch war, wie er anfangs angenommen hatte. Zum einen musste er anders gehen. Er ertappte sich dabei, die Füße lächerlich hoch zu heben, um den Kontakt mit diesen verdammten Baumwurzeln zu vermeiden. Schlimmer noch war, dass der Untergrund selbst weich und uneben war. Nach kurzer Zeit schmerzten Jigs Waden vom Erklimmen kleiner Hügel, deren lockere Erde unter seinen Schritten ständig nachgab und wegrutschte.
    Er brauchte eine Rast. Schweiß brannte in seinen Augen, und jeder Schritt wurde zu einer eigenen Queste. Er konnte die Blasen unter seinen Fußsohlen spüren, jede einzelne so groß wie ein kleiner Berg.

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