Die Goblins 01 - Die Goblins
Geräusch.
»Bist du in Ordnung?«, fragte er. Sie blutete nicht; sie zitterte zwar vor Furcht, aber sie war nicht verletzt.
Jig sah genauer hin. Das war gar keine Furcht.
Die Elbe lachte ihn aus! Jig schoss die Hitze ins Gesicht. Er war ja schließlich nicht absichtlich hingefallen! »Wir sollten zurückgehen, falls es hier noch mehr von diesen Dingern gibt.«
»Jig, es war ein Hirsch!«, erklärte sie ihm, schnaufend vor Lachen. »Kein Drache! Und ich hoffe, dass es hier noch mehr davon gibt! Ich habe schon jahrelang kein Wildbret mehr gegessen.«
Jig wurde noch röter. Er wusste selbst, dass es kein Drache gewesen war. Drachen hatten Schuppen, kein Fell, und er hatte auch noch nie von einem braunen Drachen gehört. »Ich konnte ihn nicht so gut erkennen«, sagte er kleinlaut. »Ich bin in Panik geraten.«
Riana machte große Augen und schüttete sich vor Lachen aus. »Jig, mach dir keine Sorgen. Hirsche sind dir größten Feiglinge hier draußen, und sie essen nur Pflanzen. Keine Goblins.«
Sie stand auf und wischte sich den Schmutz von den Kleidern. »Komm! Wahrscheinlich hat er sich den Bast vom Geweih gescheuert. Ich zeige es dir.«
Jig sammelte sein Holz wieder ein und folgte ihr. Er ignorierte ihr Kichern ebenso wie ihre Warnungen vor Flughörnchen und anderen schrecklichen Oberflächenmonstern. Und tatsächlich, sie fanden einen Baum, dessen Rinde lange Furchen aufwies. Andere Stellen waren wie glatt poliert von den Geweihstangen des Hirsches.
Sie grinste süffisant. »Alchemisten sammeln manchmal Hirschbast in den Wäldern. Sie benutzen ihn für ein Aphrodisiakum.«
Er machte sich nicht die Mühe zu fragen, was ein Aphrodisiakum war. »Riana, sind Hirsche dumm?«
»Ich denke nicht«, meinte sie. »Aber ich habe nie in den Wäldern gelebt. Warum fragst du?«
Jig runzelte die Stirn, während er nachdenklich den Baum betrachtete. »Der Hirsch kann uns nicht zuerst gehört haben. Denn sonst, wenn sie wirklich so furchtsam sind, wie du sagst, wäre er geflohen. Aber als ich gefallen bin, ist er auf uns zugekommen. Was bedeutet, dass etwas anderes ihm noch mehr Angst eingejagt haben muss.«
Aus Rianas Miene wich der belustigte Ausdruck. »Du hast Recht.«
Hinter ihnen sagte eine trockene Stimme: »Das hast du in der Tat.«
13
EINE WEITERE HAND GEHT EINES FINGERS VERLUSTIG
Jig konnte nicht fliehen. Er wollte es, aber verschiedene Tatsachen hielten ihn wie angenagelt an Ort und Stelle fest. Er konnte die anderen nicht mehr aus dem Lager hören, und da er bei der Hektik mit dem Hirsch komplett die Orientierung verloren hatte, würde jeder Versuch wegzulaufen ihn wahrscheinlich nur tiefer in den Wald führen. Außerdem kannte er diese Stimme.
Letztere Erkenntnis verstärkte seinen Wunsch zu entkommen, führte ihm allerdings auch gleichzeitig vor Augen, dass jeder Fluchtversuch zwecklos war. Egal wie schnell er sich bewegte, Ryslinds Magie konnte ihn jederzeit niederstrecken. Wegzulaufen böte dem Zauberer nur einen leichteren Schuss auf Jigs ungeschützten Rücken.
»Ryslind?«, sagte er und suchte nach dem Versteck des Zauberers.
»Habe ich euch erschreckt, meine Kleinen?«, fragte Ryslind und trat hinter einem großen Baum hervor.
Seine Fesseln waren verschwunden, ebenso sein Bogen. Für jemand, der die verkohlten Leichen nicht gesehen hatte, die Ryslinds Magie hinterließ, sah er wie ein harmloser Mann mit einer eigenartigen Vorliebe für Tätowierungen aus. Jig rührte sich nicht. Er erinnerte sich noch allzu gut an Ryslinds Drohungen, und während Barius’ Angriffe immer von seiner Wut angekündigt wurden, würde Ryslind einen in der eigenen Haut kochen, ohne auch nur einen Moment lang sein affektiertes Grinsen zu verlieren. Jetzt war der geeignete Zeitpunkt, sehr höflich und unbedrohlich zu bleiben.
»Wie bist du entkommen?«, wollte Riana wissen.
Ryslind lächelte. »Mein Bruder ließ mir die Füße wieder fesseln, nachdem ihr gegangen wart. Ich lag schweigend da, bis ihre Aufmerksamkeit abschweifte.« Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann auf und ab zu gehen. »Barius und Darnak sind naiv. Sie wissen nichts über echte Magie oder diejenigen, die sie gebrauchen, daher glaubten sie, ich sei hilflos.«
Ryslind griff in seine Robe und hatte plötzlich ein kurzes Messer in der Hand. »Die ganze Mühe, um mich am Zaubern zu hindern, aber auf die Idee, mich nach Waffen abzusuchen, sind sie nicht gekommen.«
Die einschneidige Klinge des Messers war wie das Blatt einer
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