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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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auch schaun, wo er bleibt, nedwahr? Also - wirds was damit? Eine Woch tat ich dir Zeit lassen. Ich bin ja kein Unmensch nicht.«
    »Drei… Monatszins?« stammelte Kajetan.
    Burschi stand auf und verschränkte seine dicken Arme. Sein breiter Schädel berührte fast den Plafond.
    »Drei. Soweit kannst doch zählen? Ich kann sogar noch weiter. Sogar bis vier. Aber der Burschi ruiniert keinen.«
    »Burschi…« Kajetan sah bittend zu ihm hinauf. Burschi ließ die Arme wieder baumeln.
    »Was istn da herin von der Tant?« fragte er und zeigte auf den Stuhl. »Der da?« Kajetan nickte.
    »Und der Tisch? Die Kommod? Die Waschschüssel?«
    »Auch.« Kajetan hatte zu zittern begonnen. Der Schrank, stammelte es in ihm, mein Radio… er darf nicht in den Schrank…
    »Dann wird der Gewandkasten auch von der Tant sein. Von dir ist überhaupt nichts? Sag an! Was bist denn du für ein Hungerleider?«
    Burschi griff nach dem Plumeau. »Aber die Tuchert da - die gehört dir doch.«
    Kajetan nickte beklommen. Burschis mächtige Schultermuskeln spannten sich. Mit einem Ruck zerriß er die Decke und warf sie zu Boden. Staub und Federflaum schneiten zu Boden. Fassungslos starrte Kajetan auf den Brauknecht.
    »Könnt sein, daß es dich ein bisserl friert heut nacht«, sagte Burschi gelassen. »Aber wennst dran denkst, daß ich dasselbe mit dir machen wird, wenn nächste Woche kein Diridari zum Zeug bracht is, wirds dir schon wieder warm werden.«
    Er pflückte mit einer zarten Handbewegung eine winzige Feder von seinem Wams und griff zur Türklinke. Als er die Türe öffnete, wirbelten die Federn erneut auf. »Zugehn tuts bei dem«, sagte Burschi kopfschüttelnd.
     
     
    Adi Brettschneider, seit dem Tode seiner Frau alleiniger Inhaber der Pension gleichen Namens an der Ecke Hildegard-Adelgundenstraße im Münchner Stadtteil Lehel, lockerte seinen Hemdkragen und tat harmlos.
    »Zigaretten-Ella, sagen Sie? Mir kein Begriff.«
    Die junge Frau im grauen Lodenmantel sah ihn streng an. Dann ging sie wortlos um die Theke, hinter der der kleine, rundliche Pensionsbesitzer stand, und schob ihn mit ihrer Schulter beiseite. Brettschneider murrte. Sie blätterte in der Anmeldeliste.
    »Ah - da hätten wir sie schon. Zimmer elf. Was für ein Stock ist das?«
    »Ach so!« rief der Alte mit gespieltem Erstaunen, »Sie haben das Fräu’n Bichler gemeint. Was sagens das nicht glei…«
    Die junge Beamtin der städtischen Fürsorge war ungeduldig. »Was für ein Stockwerk, hab ich gefragt.«
    »Was wollens den vom Fräu’n Bichler? Das ist ein ganz anständiges Mensch!«
    »Horns auf, scheinheiliger Patron, scheinheiliger! Zum letzten Mal. Wo ist ihr Zimmer? Ich hab nicht die Zeit, daß ich das ganze Haus herausklopf. Na?«
    Brettschneider war beleidigt. »Zweite Treppen. Dann rechts durch den Gang und rauf in den Zwischenstock.«
    »Warum nicht gleich, Herr Brettschneider.«
    Die Beamtin des Wohlfahrtsamtes betrat schwungvoll die Treppe und ging einige Stufen nach oben. Plötzlich blieb sie stehen.
    »Ah - wo gehens denn hin?« fragte sie spitz. Brettschneider stand wie angewurzelt im Rahmen der Tür, die zu einem Raum hinter dem Empfang führte.
    »Eh… zum Biseln, wenns recht ist«, sagte er kleinlaut.
    Sie zeigte drohend auf ihn.
    »Brettschneider, wenn ich hör, daß da einer dreimal an die Wasserleitung haut, dann wird ein Koffer draus. Nämlich der, den du dann packst, weilst deinen Gewerbeschein verloren hast. Hamma uns?«
    »Ich hab gsagt, ich geh zum Biseln«, brummte der Pensionsbesitzer mißmutig.
    »Und ich: keine Warnzeichen.«
    »Sie können sich ja hinstellen neben mich.« Er grinste hämisch.
    Sie setzte ihren Weg fort. »Ein anders Mal gern, Brettschneider«, rief sie nach unten, »aber heut hab ich mein Vergrößerungsglasl nicht dabei.«
    Brettschneider wandte sich kopfschüttelnd an den Mann, der grinsend die Szene beobachtet hatte.
    »Fällt Ihnen da noch was ein? Daß so was erlaubt ist? Und die will beim Magistrat sein!«
    Kajetan stimmte verständnisvoll zu. Der Pensionsbesitzer beugte sich wieder über sein Belegbuch. Er kniff die Augen zusammen. Schließlich schüttelte er bedauernd den Kopf.
    »Ja, also. Da kann ich Ihnen leider nicht helfen. Eben hätt ich noch gemeint, daß der Mieter unter dem Dach rauswollt, aber jetzt les ich, daß er verlängert hat. Leider. Aber wenns wollen, setz ich Ihnen auf die Liste, wenn was frei werden sollte. Woll… Was ist denn…?«
    Ein lauter Schrei, dem Poltern und ein heftiger

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