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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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das Bündel hervor, steckte es ein, stellte seine Beine breit und schlug Urban klatschend ins Gesicht. Dann wandte er sich triumphierend an seine Gehilfen.
    »Ich sag nicht zuviel, bloß, daß es sich für euch rentieren wird. Auf! Die zwei werden gefesselt und da hinten ans Eisen gebunden. Habts die Karren dabei?« Er drehte sich zu den Kisten. »Wir nehmen alles mit. Mit denen ganz hinten fangen wir an…« Er bückte sich, um die Schrift auf den Kisten besser lesen zu können. »Wo habts denn eigentlich den Feri gelassen?«
    Er hatte plötzlich den Eindruck, daß es hinter seinem Rücken still geworden war. »Sagts? Der Feri? Wo ist denn der…?« Er fuhr herum.
    »Waffen runter, Händ in d’Höh!« Kajetan hob seine Pistole. »Ich weiß zwar allerweil noch nicht recht, um was es eigentlich geht, aber bestimmt war das erst einmal das Gescheiteste.«
    »Da hat er nicht unrecht.« Kandl trat hinter ihn. Auch er hielt eine Pistole auf die Männer gerichtet. Sie ließen ihre Waffen fallen und hoben die Hände.
    »Hinterm Haus liegt übrigens noch einer von euch. Der muß sich verlaufen haben. Wir haben ihm den Weg zeigen wollen, aber er ist auf einmal eingeschlafen.«
    Urbans Brust hob und senkte sich heftig. »Ihr seids Hund!« stieß er heiser hervor, zog ein Tuch aus seiner Tasche und wischte sich damit über die Stirn. Dann wandte er sich um.
    »Der Posch, glaub ich, hat heut gar keinen guten Tag erwischt.« Seine Stimme triefte vor Hohn.
    »Urban, ich… es war… tu mir nichts…« Die Stimme des Leutnants schien zu erlöschen.
    »Wie kommst da drauf, Posch? Ich nehm dir bloß das Geld wieder ab, damitsd nicht so schwer zu tragen hast.«
    Er griff in die Tasche des Offiziers und zog das Bündel hervor.
    »Und außerdem hab ich meine Grundsätze. Einer davon ist, daß ich allerweil sag: Ein jeder soll bloß das tun, was er auch kann. Und umgekehrt das nicht, was er nicht kann. Zum Beispiel zu probieren, den Urban auszuschmieren.«
    »Ich… wir sind doch… Kamerad…«, stammelte Posch.
    Gelassen steckte Urban die Banknoten in seine Tasche. »Ich für meine Seiten kanns einfach nicht«, fuhr er ungerührt fort, »jemandem ein paar Fotzen zu geben. Auch wenn er die verdient hat.« Seine Stimme klang jetzt beinahe hilflos. »Da hab ich einfach meine Grundsätze, wie gesagt. Was ich nicht kann, das tu ich auch nicht.«
    Posch nickte dankbar. Er öffnete den Mund.
    »Das… das vergeß ich dir ni…«
    Urban trat zur Seite. »Sag, Schoos, bist nicht du bei so was allerweil ganz gut zum brauchen?«
     
     
    Urban hatte die letzten Gäste, die betrunken an den Tischen des Varietes dösten, hinauswerfen lassen. Sein Gesicht glänzte wie das eines ausgelassenen Jungen, dem ein Streich geglückt war. Eine fettige Strähne hatte sich aus seinem glattgekämmten Haar gestohlen und klebte über seinen Augen.
    »Geh zu, Paul! Sei ned so fad! Trink!« Lachend hob er sein Glas. »Mia, und du? Heut schaust aus wie eine kranke Kuh! Prost alle miteinander!« Der Trinkspruch wurde lautstark erwidert. Urban legte seinen Kopf in den Nacken und trank.
    »Heut schau ich nicht auf eure Zech, Manner!« rief er, nachdem er das Glas wieder abgestellt hatte. »Das ist der Kommunismus! Haha!« Er schob sich die Haarsträhne aus der Stirn.
    Kajetan warf einen verstohlenen Blick auf Mia, die ihm gegenübersaß. Sie hatte ihr Glas bereits abgestellt und sich zurückgelehnt. Sie wirkte nachdenklich.
    Kandl prostete Kajetan mit bereits schwerer Stimme zu.
    »Kann man sagen, was man will«, gestand er ein, »aber du bist heut nicht schlecht gewesen. Der Lackl hätt mich umgebracht, wenn du nicht gekommen wärst. Ich war überhaupt nicht darauf gefaßt. Sag, wie bist denn überhaupt dahintergekommen, daß die es von hinten anpacken wollten?«
    »Eine glatte Befehlsverweigerung war des von ihm!« rief Urban lachend in die Runde, bevor Kajetan antworten konnte. »Ich hab ihm nämlich angeschafft, daß er sich nur dann rühren soll, wenn mehr daherkommen als die drei, die ausgemacht waren! Wenn einer da jetzt nicht besonders wif ist - Kandl, ich hab dich ausnahmsweis nicht angschaut! -, dann sagt der sich: Das sind ja nicht einmal drei, sondern bloß zwei. Kann ich also sitzen bleiben! Aber was tut der Paule, der Hundling? Der kümmert sich einfach nicht drum, was ihm der Urban anschafft! Sondern rennt zum Kandl und kommt grad recht, wie ihm der dritte Bazi an die Gurgel geht!«
    Er schlug begeistert mit der Hand auf den Tisch. »Glatte

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