Die Godin
verkauft werden soll?«
»Tss.« Urban atmete hörbar aus. »Rat einmal.«
Kajetan zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Ich hab dich bloß neulich von Kartoffeln und von Wein reden hören.«
Urban lachte lauthals auf. »Kartoffeln und Bordeaux, meinst? Da hast richtig gehört. Habts gehört, was er gesagt hat? Schoos? Kandl?«
Kajetan war verärgert. »Was war jetzt dran so lustig?« fragte er gereizt. Urban legte ihm seine Hand auf den Oberschenkel.
»Jetzt horch einmal zu, Paul! Ich hab dich engagiert, damit du mir zur Hand gehst. Und nicht dafür, daß du mir ein Loch in den Bauch fragst. Das geht dich alles nichts an. Schluß mit der Fragerei. Wenn dir des nicht paßt, kannst gern aussteigen.« Er kniff plötzlich die Augen zusammen. »Kandl! Obacht!«
Der Fahrer trat auf die Bremse. Er sah nach hinten. »Ist es da?«
Urban bejahte und lotste den Fahrer auf einen Waldweg. »Halt an, Schoos. Licht aus.«
Er faßte an Pauls Schulter. »Siehst die Lichter da vorne? Die gehören zum Kloster. Geh, und vergiß den Spruch nicht! Wenn du ohne den Schlüssel zurückkommst, wird ich grantig.«
Kajetan stieg aus. Nach wenigen Schritten hatte er die grau schimmernde Piste erreicht. In der Ferne schlug ein Hund an. Noch verbarg sich der Mond unter den schwarzen Hügeln.
Nach einigen hundert Metern stand er im Lichtkegel der Pfortenlampe und schlug an das Tor. Ein alter, vollbärtiger Mönch öffnete nach einer Weile die Sichtklappe des mächtigen Tores. Kajetan bat, Pater Wolfgang zu holen. Er müsse mit ihm sprechen. Die Klappe schloß sich, die Schritte des Alten entfernten sich. Wieder vergingen einige Minuten, bis der Riegel zurückgeschoben wurde.
»Gelobt sei Jesus Christus, mein Sohn. Was willst du?« Ein rundes, vollbärtiges Gesicht hatte sich aus dem Spalt zwischen beiden Torflügeln geschoben, sah ihn erwartungsvoll an und atmetete in kurzen, asthmatischen Stößen, als Kajetan seinen Text vortrug. Der Mönch bestätigte den Code, senkte die Stimme und sah um sich.
»Ich komm gleich«, flüsterte er und verschwand wieder hinter dem Tor. Kurz danach kehrte er zurück und übergab Kajetan einen schweren Schlüssel. »Aber kein Aufsehen!« warnte er keuchend, »und schickens Ihnen!«
»Gut gemacht, Paul«, sagte Urban zufrieden und wog den Schlüssel in der Hand. Er wies Kandl an, wieder auf die Straße zurückzukehren; sie fuhren eine Senke hinab. Vor ihnen lag das Inntal. Der Mond hatte begonnen, sich aus dem buckligen Horizont zu befreien.
Auf der Höhe des Klosters bogen sie in einen Feldweg ein und hielten neben einer Hecke an. Kandl machte den Motor aus.
»Also, Manner, alles wie ausgemacht!« flüsterte Urban. Er wies mit dem Zeigefinger auf einen Baum.
»Es ist alles nur für den Fall, daß die anderen eine krumme Sach probieren! Horchts zu: Der Paul versteckt sich hinter der Linde da vorn. Siehst du sie, Paul? Von da aus hast du die alte Innlände im Aug. Der Kandl bleibt beim Wagen, und du, Schoos, gehst mit mir zum Keller. Der Posch wird schon da sein. Erst zeigt er uns, daß er nicht bewaffnet ist. Dann, daß er das Geld dabeihat.«
»Und wenn ers nicht hat?« wollte Kandl wissen. Seine weiße Stirn schimmerte feucht.
»Dann weinen wir und fahren wieder heim!« fuhr ihn Urban ungeduldig an. »Er hat es, verlaß dich drauf! - Horts jetzt weiter zu: Wichtiger ist, was hernach passiert, wenn ich mit dem Posch im Keller bin. Ausgemacht war, daß der Posch bei der alten Furt übersetzt und das Zeug vom Keller mit drei von seinen Leuten auf einen Karren lädt. Und jetzt…« er hob den Finger »… kommts drauf an! Der Schoos bleibt im vorderen Keller stehen, derweil ich mit dem Posch in den hinteren geh und die geschäftlichen Sachen erledig. Sobald der Paul draußen sieht, daß von der Innseite mehr als drei Leute - hast gehört, Paul? Mehr als drei! - auftauchen, rennt er sofort zum Kandl! Verstanden, Paul?«
»Ja. Und dann?«
Urban zog ein Stoffbündel unter dem Sitz hervor und schlug das Tuch zurück, unter dem zwei chromglänzende FN 1900 blinkten. ».. .nimmt sich jeder eine Pistole. Dann schleichts ihr euch, so schnell ihr könnt, von zwei Seiten durchs Feld an den Keller. Sobald die von der Lände dann in den Keller gehen wollen, heißts: >Händ in d’ Höh!< Der Paul paßt auf, daß sich keiner rührt, der andere geht zu mir in den Keller. Alles klar? Paul? Was stierst mich so an?« Er schlug das Tuch wieder zu und schob die Waffen in das Versteck zurück.
Kajetan stotterte
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