Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
Vom Netzwerk:
überrascht zurückgezogen. Wütend preßte sie ihre Lippen aufeinander.
    »Nichts hats gegeben«, stellte Schoos klar. »Uns erst ausschmieren wollen - nein!«
    »Dann wars ja ein doppelt gutes Geschäft, Fritz.« Domerl sah Urban bewundernd an.
    »Es geht so«, sagte Urban bescheiden. »Aber ich muß noch mal sagen: Wenn der Paul ned gewesen war, der verreckte Hund, hätts ein schlechtes werden können. Ich hätt ihn ja erst gar nicht mitgenommen, aber dann hab ich mir denkt, der Bursch, der unsere Mia raushaut… Wo ist sie denn überhaupt?«
    »Auf den Abort, glaub ich, ist sie gegangen«, antwortete Domerl.
    »… Dem mußt einen Gefallen tun«, beschloß Urban. Er hob den Finger und sagte salbungsvoll. »Das ist Treue, Manner! Damit ihrs wißt. Der Urban laßt keinen hängen!«
    Die Sitzenden murmelten anerkennend und widmeten sich wieder ihren Getränken. Urban beugte sich zu Kajetan.
    »Ah, glatt hätt ichs vergessen!« Er griff in seine Brusttasche und zog ein Bündel zusammengefalteter Geldscheine hervor.
    »Weißt, was das is, Paul?« sagte er leise. »Gewiß weißt das.«
    Kajetan verstand nicht. Er zuckte mit den Schultern. »Ein Geld halt.«
    »Nicht bloß ein Geld, Paul.«
    »Was meinst?«
    Er kam noch näher. »Paß auf: Keiner erfährt von dir, was passiert ist. Hast mich verstanden? Des sind also ned bloß fünfzig Mark…«
    »Oh.«
    »… Des ist ein Kontrakt.« Kajetan verstand. »Schweigegeld, meinst.«
    »Gescheit! Aber ich bin Geschäftsmann. Drum heißts: Kontrakt.«
    Während er sich wieder zurücklehnte und nach seinem Glas griff, steckte Kajetan das Geld ein. Das reichte für fünf Monatsmieten, nicht übel.
    »Du gehst auf das Sichere?«
    »Stimmt«, gab Urban zu. »Was hast du denn gemeint?«
    »Ich frag mich dann bloß, warum du mich mitgenommen hast zu der Geschieht.«
    Urban schien etwas unwillig. »Mei - ich sag ja: Treue um Treue. Du hast dem Kaiser seine Leut zusammengefotzt. Das hat mir gefallen. Da laßt der Urban sich nicht lumpen. Prost, Paul.« Er lächelte liebenswürdig und hob das Glas. »Wo gehst denn hin?«
    Kajetan war aufgestanden. Er deutete auf die Toilettentür.
    Wenig später stand er neben dem bereits leicht wankenden Kandl, der sich mit einer Hand an den feuchten Fliesen abstützen mußte und platschend in die Rinne urinierte. Er brummte ärgerlich vor sich hin. Als er seine Hose wieder zuknöpfte, nahm er Kajetan wahr, beugte sich zu ihm und maß den peinlich Berührten von oben bis unten.
    »Is was?« Verärgert versuchte Kajetan sich abzuwenden.
    »Aufpassen, Paul«, lallte der Betrunkene, »der Fritz wenn einen lobt, dann ist das kein gutes Zeichen. Das mag er nämlich nicht, wenn einer wifer ist wie er und ihm nachweist, daß sein Plan nichts getaugt hat. Am meisten stinkt ihm, wenn er einem sogar noch was zu verdanken hat. Verstehst das?«
    »Nein«, gab Kajetan zu und schloß seinen Hosenschlitz.
    »Der hat nämlich hint und vorn nichts getaugt, sein Plan. So schauts aus.«
    »Weißt du, warum er mich mitgenommen hat? Er hat mich ja kaum gekannt.«
    »Eben deswegen«, Kandis gelbes Gesicht kippte vor Kajetans Augen, »grad weil er dich kaum gekannt hat. Weil dich überhaupt keiner kennt, Paule. Weil dich deswegen auch im Kloster niemand mit ihm in Verbindung gebracht hätt. Er hat eine Visage gebraucht, die niemand mit ihm in Verbindung bringt. Daß der Pater so neugierig ist, hat er ja auch nicht eingeplant. Dafür hat er den ja auch schmieren müssen. Der Fritz und was geben, das war das Allerneueste.«
    »Du magst ihn nicht«, stellte Kajetan fest.
    »Eine Drecksau ist es.« Kandl rülpste und griff an Kajetans Revers. »Seit mir eine ausgekommen ist von den Kartoffeln, läßt er mich nimmer hin, die gemeine Sau.«
    Kajetan sah ihn verständnislos an. Kandl grinste überlegen. »Kartoffeln, das sind die Weiber aus Ungarn.«
    »Und Bordeaux, das ist eine aus Frankreich.«
    »Gscheit!« lobte Kandl und schlug ihm seine Hand auf die Schultern. »Das sind die Rassigeren. Aber auch schwerer zum einreiten.« Er drehte sich torkelnd um und schob die Tür zum Flur auf.
    Kajetan hatte genug gehört. Er würde sich nicht mehr von Urban verabschieden und verschwinden. Als er den Flur passierte, hörte er eine leise Stimme. »Paule!«
    Mia stand hinter einem Mauervorsprung, den das Ganglicht nicht erreichte, und gähnte. Sie zog ihr Plaid über den Schultern zusammen und gähnte. Er blieb stehen und wurde schlagartig hellwach.
    Etwas warnte ihn. Er ging auf sie zu.

Weitere Kostenlose Bücher