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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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Mädchen sah ihn freimütig an.
    »Wer sind Sie? Ich kenn Sie gar nicht. Ein Freund vom Henning sind Sie?« Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin die Nilla!«
    Kajetan sah sich in ihrer Kammer um. Sie war sauber und aufgeräumt, in einer Vase auf dem Tisch stand ein Bund Astern. Alles atmete Liebenswürdigkeit. Was sollte er tun?
    Das Mädchen verschränkte die Arme vor ihrer Brust und wich einen winzigen Schritt zurück. »Was möchtens bittschön?«
    Kajetan nannte seinen Namen und gab an, im indirekten Auftrag von Heninng von Seebergs Vater gekommen zu sein.
    »Hockens Ihnen hin«, sagte sie ahnungsvoll. Vergeblich versuchte sie, ihre Aufgeregtheit zu unterdrücken. Ihre Wangen hatten sich gerötet. Kajetan lehnte ab.
    Sie sank auf einen Stuhl. »Ihr wollt nicht, daß wir zusammen sind, ich weiß schon«, sagte sie bedrückt.
    »Ich selber will gar nichts, Fräu’n Nilla«, korrigierte er, »aber es ist wahr: Der Vater macht sich Sorgen.«
    Ihre Augen wurden feucht. »Er muß aus Stein sein. Oder…«, sie besann sich und schniefte, »nein… vielleicht ist es wirklich ein guter Mensch und… Kennen Sie ihn? Können Sie nicht…«
    Kajetan schüttelte den Kopf.
    »Was… haben Sie mir dann zu sagen?«
    »Hat Ihnen der Henning gesagt, daß ihm sein Vater den Umgang mit Ihnen verboten hat?«
    Sie setzte zu einem Nicken an, hielt jedoch erschrocken inne und starrte ihn an. »Nein«, log sie.
    Kajetan schwieg. Nilla streifte ihn mit einem kurzen Blick und sah zu Boden. Sie zog ein Taschentuch aus ihrem Hüftannäher und schneuzte sich. Dann hob sie den Kopf.
    »Und jetzt will der Vater nachschauen, ob der Henning sich auch dran hält?« sagte sie geschlagen. »Und Sie, Sie schleichen, seit er zurück ist, schon da herum, um es herauszufinden? Schämens… Ihnen nicht?«
    Kajetan hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Er spürte den Wunsch, diesen Raum zu verlassen, und drehte sich zur Tür. Sie sprang mit fliegendem Haar auf und stellte sich vor ihn. »Entschuldigens! Ich habs nicht so gemeint!« Sie begann zu weinen. »Ich bitt Sie, verratens uns nicht! Bei der Heiligen Jungfrau! Der Henning und ich, wir haben uns lieb. Einmal muß sein Vater es einsehen, daß uns nichts auf der Welt auseinanderbringen kann! Er muß es einsehen! Und er wird merken, was für eine gute Tochter ich ihm sein wird! Und daß auch sein Sohn ihn dann wieder achten kann, wie ein Sohn seinen Vater achtet. Bitte!«
    Sie lief zu einer Kommode, riß die Schublade auf, griff zu einer Geldbörse und hielt sie ihm tränenüberströmt entgegen. Kajetan runzelte betreten die Stirn.
    »Er zahlt Sie doch? Schauens her«, sie öffnete die Börse und holte einen zusammengefalteten Geldschein hervor, »Sie kriegen das Geld von mir! Ich bin keine Leichte, ich hab was gespart! Nehmen Sie es… Aber bitte verraten Sie uns nicht!«
    Betroffen hatte Kajetan auf den Zehnmarkschein gestarrt und war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten. Er schluckte und schob ihre Hand zurück.
    »Behaltens das Geld«, sagte er rauh, »ich überlegs mir.«
    Sie hob ihre Augenbrauen und sah ihn hoffnungsvoll an. Ein ungläubiges Lächeln erschien auf ihren Lippen. Ihre Brust hob und senkte sich heftig. Sie suchte nach Worten.
    »Sagens erst einmal niemandem, daß ich dagewesen bin! Niemandem! Vor allem nicht dem Henning! Habens mich verstanden?«
    Sie nickte eifrig. »Ich versprechs!«
    Kajetan sah sie streng an.
    »Sie verraten uns nicht!« jubelte sie und umarmte ihn. Kajetan sah sie mürrisch an.
    »Ich überlegs mir, hab ich gesagt!« raunzte er. Sie nahm die Hände von seinen Schultern.
    »Wir haben ausgemacht, daß wir in der nächsten Zeit vorsichtiger sind, der Henning und ich, und uns seltener sehen. So schwer es uns auch fällt.«
    »Tuts das?«
    »Ja. Sehr«, sagte sie bedrückt.
     
     
    Während Kajetan nachdenklich den Gasteigberg hinunterging, dachte er an Nilla. Er mochte sie. Was sollte er tun? Der Detektiv vertraute ihm. Er durfte sich nicht schon wieder durch eine unbedachte Handlung in eine Malaise bringen. Wenn er diese Angelegenheit erfolgreich abschließen würde, könnte sie weitere Aufträge nach sich ziehen, und nachdem er gern auf weitere Abenteuer mit Urban verzichtete, würde er sie bald wieder bitter nötig haben.
    Er war unschlüssig, wußte aber gleichzeitig, daß alles so kommen würde, wie es immer kam. Er würde sich wieder in Schwierigkeiten bringen, und nichts auf der Welt würde ihn davon abhalten können, wieder in einen soliden

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