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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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Inspektor«, sagte er untertänig, »das junge Weiberleut da, die wo eben grad…?«
    Kajetan nickte ungeduldig.
    »Also, wenns mit der noch reden wollten, dann sinds zu spät, Herr Inspektor. Also, Sie, das seh ich gleich, auch wenn ich kein Doktor bin, auf einen Blick seh ich das, daß mit dem Madl nichts mehr… was habens denn auf einmal? Herr Inspektor?!!«
    Man hatte ihn in einen Raum neben der Pforte getragen und auf eine Pritsche gelegt.
    Die Fürsorgerin hatte ihn zusammenbrechen sehen und saß nun neben ihm, als er nach einigen Minuten erwachte. Er sah sie mit tränenverschleierten Augen an.
    »Warum habens das nicht gesagt, daß Sie von der Polizei sind?« fragte sie.
    Er schüttelte benommen den Kopf. »Stimmt ja nicht«, flüsterte er.
    »Ach so.« Sie verstand. »Sie sind mit ihr gegangen, gell?«
    »Was ist passiert?« flüsterte Kajetan. »Es… es sieht danach aus, als hätte sie sich vergiftet.«
    »Warum…? Mit was…?«
    »Weiß ich nicht. Ich hab nichts herumliegen sehen. Der Doktor sagt…«
    »Was?«
    »Kokain.«
    »Kokain?« wiederholte Kajetan ungläubig. »Woher soll sie denn…« Er versuchte sich aufzurichten. Mit sanftem Druck schob sie ihn zurück.
    »Woher sie das hat? Wo leben Sie denn?«
    »Die Mia…«, flüsterte Kajetan, »… und Kokain.«
    »Vieles weist drauf hin«, erklärte sie sachlich, »der hohe Blutdruck, die Krämpfe, die Atemnot. Aber ich bin ja kein Doktor. Es kann auch ganz was anderes gewesen sein.«
    »Wie… ist sie denn gefunden worden?«
    »Was ich gehört hab, hat sie sich noch zur Tür geschleppt und um Hilfe geschrien. Ich selber war zufällig in der Nähe.«
    »Wer schreit denn… um Hilfe, wenn er sich umbringen will?«
    »Die meisten«, antwortete sie nüchtern. »Aber es sollte ihnen einmal einer sagen, daß die umgekehrte Reihenfolge die gesündere war.«
    Die Fürsorgerin hatte ihm dann erzählt, daß Mia noch bei Bewußtsein gewesen war, als sie das Zimmer betreten hatte. Die Sterbende wollte offenbar etwas sagen, konnte aber bereits nicht mehr sprechen. Im Wagen sei sie noch einmal kurz erwacht und hätte etwas geflüstert. Das allerdings hätte sie nicht mehr genau verstanden. Aber es hätte sich eigenartig… ja, eigenartig zufrieden angehört. Daß es jetzt gut sei. Oder so ähnlich.
    »Aber jetzt müssens gehen«, sagte sie und griff Kajetan unter den Arm. »Bevor Ihnen jemand draufkommt, daß Sie gelogen haben. Das ist strafbar.«
    Er richtete sich auf.
    »Ich möchte sie sehen«, bat er mit tonloser Stimme. »Sinds doch vernünftig! Das geht nicht mehr.« Er bettelte. Sie wurde ungeduldig und wand sich aus seiner Hand.
    »Sie ist doch längst nicht mehr da. Sie ist gleich, nachdem der Arzt hier ihren Tod festgestellt hat, in die Gerichtsmedizinische gebracht worden.«
    Bierkugel und Messer hatten es in den vergangenen Tagen nicht leicht gehabt. Zwar waren sie gleich nach der Niederlage Kaisers auf Urbans Seite geschwenkt, aber dennoch war man ihnen mit Mißtrauen begegnet. An diesem Abend jedoch hatte zumindest der kleine Bierkugel Gelegenheit erhalten, seine Fähigkeiten zu beweisen. Denn er war es, der den Einbrecher entdeckt hatte, ihn in die Flucht schlagen und rechtzeitig den Brandherd löschen konnte.
    Zufrieden beobachtete er, wie Urban, der sich in letzter Zeit immer seltener in seinem Büro über dem Variete aufgehalten hatte, mit fliehenden Mantelschößen und schiefsitzendem Bowler hereinstürzte und seine Männer anbrüllte. Schoos hatte unwillkürlich die Hände gehoben, als müsse er sich gegen eine Ohrfeige schützen.
    »Ist doch gar nicht viel passiert!« verteidigte er sich verletzt. Urban wischte sich über die Stirn und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
    »Dein Glück«, sagte er finster. »Erzähl«, befahl er mit drohender Stimme, »wie hat das passieren können? Das ganze Haus hätt abbrennen können, weil ihr nicht aufgepaßt habt!«
    »Ich hab ihn zuerst gesehen«, sagte Bierkugel stolz. Urban nickte ihm anerkennend zu und drehte sich zu Schoos.
    »Aber du, Schoos, bist heut dran gewesen! Wo warst du eigentlich? Hast statt dessen wieder mit der Gotti poussiert?«
    Kandl sah ungläubig von einem zum anderen. Schoos widersprach verärgert.
    »Weil ich mit dem seiner Britschn poussier!« protestierte er. »Die Krätzn kann ich mir auch woanders holn…«
    Gotti stürzte sich wie eine Furie auf ihn.
    »Gotti!« Urbans Stimme ließ sie versteinern. Ihr Arm, mit dem sie zum Schlag ausgeholt hatte, sank augenblicklich

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