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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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den Weibern sonst nichts mehr zustande zu bringen.«
    »Ja, eben!«
    »Ja eben! Ja eben!« äffte Sobczak wütend nach, »Kajetan, soll ich jetzt den ganzen Zirkus von vorn anfangen und eine neue Obduktion beantragen? Und wenn ich gefragt wird, warum es das braucht, sagen: Ja, wissens, der Herr Kajetan, der wo früher einmal bei der Polizei gewesen ist, der meint da irgendwie, daß da noch was anderes dahinter sein könnt? Und daß allerweil, wenn der meint, daß was dahinter ist, auch meistens was dahinter ist? Außerdem sinds diesmal wirklich auf dem Holzweg. Da ist absolut nichts dahinter, glaubens mir! Es handelt sich um eine ganz normale Sach, die ich jeden Tag auf den Tisch krieg. Und ganz aufs Hirn gefallen bin ich auch nicht.«
    Das wollte er keinesfalls sagen, beteuerte Kajetan.
    »Jaja, redens nur«, brummte Sobczak, »außerdem dürft ich Ihnen ja wirklich keine Auskunft geben, nebenbei. Sinds froh, daß man bei den Toten ein wenig eigen wird und sich nicht mehr so um die Vorschriften kümmert. Und jetzt muß ich aufhören. Grad ist nämlich ein hübsch zugerichtetes Verkehrsopfer hereingekommen.«
     
     
    Der Trick, sich als Polizist auszugeben, schien dieses Mal besser zu funktionieren. Kajetan hatte berücksichtigt, was ihm der alte Gerichtsmediziner noch auf den Weg gegeben hatte.
    »Wissens, warum ich Ihnen draufgekommen bin?« hatte Sobczak gesagt. »Weil sich nämlich einiges geändert hat bei der Polizei. Sie ist jetzt richtig militärisch durchstrukturiert - weils nämlich keine Armee mehr haben dürfen, habens die Polizei dafür aufgerüstet. Und für die Kriminaler ist jetzt nicht mehr die Schutzmannschaft zuständig, sondern die Polizeidirektion. Wenns also noch mal auf diese Tour was wissen wollen, dann denkens dran.«
    Der Beamte des Wohlfahrtsamtes war zwar nicht erfreut darüber, daß er alle seine Karteikästen nach einem bestimmten Namen durchsuchen sollte, konnte aber nicht ablehnen.
    »Das braucht aber seine Zeit, Herr Inspektor! Jetzt vor der Mittagspause rufen Sie an«, sagte er vorwurfsvoll, »pressierts denn gar so?«
    »Absolut!«
    »Dann geb ich Ihnen gleich meine Kollegin.«
    Eine Frauenstimme meldete sich. Kajetan erkannte sie sofort. Kaum, daß er seinen falschen Namen genannt und gesagt hatte, daß er die Adresse von Mias Eltern suchte, hörte er ein leises, belustigtes Lachen.
    »Sagens, Ihre Stimm kenn ich doch?« Sie senkte die Stimme. »Werden Sie nie gescheiter? Was soll das Theater? »Ich darf Ihnen die Adresse nicht geben!«
    »Aber ich brauche sie!«
    »Zu was?«
    »Ich muß mit denen reden.«
    »Das dürfen Sie nicht. Was wollen Sie denn denen überhaupt sagen?«
    Hastig erklärte Kajetan, daß er erfahren hätte, daß Mia kurz vor ihrem Tod einen Ausflug gemacht hätte, und er vermute, daß sie zu Verwandten oder ihren Eltern gefahren sei. Er müsse wissen, was dort geschehen war, denn wenige Stunden nach ihrer Rückkehr sei sie gestorben.
    Sie schien zu überlegen und schwieg einige Sekunden. »Das darf ich nicht!« sagte sie schließlich laut.
    »Ich…«, stotterte Kajetan.
    »Es langt«, sagte sie streng, »ich weiß genau, daß Sie seit langem nach Nymphenburg umgezogen sind. In die Prinzenstraße. Ich kann Ihnen sogar die Hausnummer sagen: Dreiundsiebzig! Da schauens, gell? Außerdem stehns sogar im Telephonverzeichnis drinnen, da braucht man bloß nachschauen. Wer da logieren kann, braucht von der Städtischen Fürsorg nichts. Und kriegt auch nichts .«
    »Wieso umgezogen?«
    »Herrgott, ist der Mensch begriffsstutzig«, zischte sie und legte auf.
     
     
    Das Hausmädchen, das ihn hereingelassen hatte, schloß die Tür hinter ihm. Die Herrin der Villa in Nymphenburg, eine hagere Frau anfang der Fünfziger, reckte ihr Kinn energisch nach vorne.
    »Sie sind Notariats-Angestellter, Herr Kajetan? Was führt Sie zu uns?« Sie zwinkerte nervös.
    »Ich darf Ihnen zunächst mein Beileid aussprechen, gnädige Frau. Ihre Tochter…«
    »Sie war nicht unser leibliches Kind«, korrigierte sie, »wir adoptierten sie.« Sie setzte sich steif und drückte ihren Rücken durch.
    »Sie… tragen es sehr gefaßt, gnädige Frau.«
    Sie zögerte mit ihrer Antwort und sah ihn mißtrauisch an.
    »Wenn etwas eintritt, was zu erwarten ist, dann trifft es nicht mehr so tief. Ich muß zugeben, das Verhältnis zu unserer Adoptivtochter war zuletzt nicht mehr das beste. Sie lebte seit ihrem sechzehnten Lebensjahr nicht mehr in unserem Hause.«
    »Bei allem, was Sie für sie getan

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