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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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zufrieden.
    »Ausgezeichnet, lieber Kajetan. Sie scheinen ja Tag und Nacht auf der Lauer zu liegen.«
    Kajetan lächelte verlegen. Er schämte sich. Er mochte Fleischhauer und hatte ein schlechtes Gewissen, denn natürlich war das meiste erfunden. Seit dem Gespräch mit dem Mädchen war schließlich jede weitere Beschattung sinnlos gewesen.
    »Also, Herr Kajetan, was ist Ihr Eindruck?«
    Kajetan sagte, seiner Menschenkenntnis nach hätte der Student, wenn er das Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte, nicht habe einhalten wollen, zumindest einmal versuchen müssen, mit dem Mädchen Kontakt aufzunehmen. Zumindest das künftige Verhalten hätte ja abgesprochen werden müssen.
    Das sei einleuchtend, befand der Detektiv.
    »Tja, mein Lieber, ein folgsamer junger Mann. So wünschen wir uns das, nicht wahr? - Mein Gott! Das soll die heutige lugend sein?« sagte er verächtlich. »Aber trotzdem: Bleiben Sie noch ein paar Tage dran. Vielleicht täuschen wir uns ja in ihm.«
    Fleischhauer stand auf. »Wir sehen uns in zwei Tagen! Um punkt acht in der Früh, verstanden?«
     
     
    Kajetan hatte sich verabschiedet und ging nun mit schnellen Schritten zum Telegraphenamt beim Zentralbahnhof. Dort wartete er, bis ein Telephonabteil frei wurde. Er warf eine Münze ein.
    »Gerichtsmedizinisches Institut der Universität München, Grüß Gott!«
    »Inspektor Eder von der Kriminalabteilung, Schutzmannschaft. Den Doktor Sobczak in der Pathologie bittschön.«
    Die Telephonistin wiederholte den Namen und versprach, die Verbindung herzustellen. Kajetan versuchte, seine Erregung zu dämpfen. Verärgert stellte er fest, daß das, was ihm früher ohne weiteres gelang, nämlich sich mit falschem Namen eine Information zu besorgen, jetzt Herzklopfen verursachte.
    Eine schnarrende Stimme meldete sich. Kajetan wiederholte sein Pseudonym. »Von wo?« wollte Sobczak wissen.
    »Kriminalabteilung, Schutzmannschaft«, wiederholte Kajetan.
    »Soso. Was kann ich für Sie tun, Herr Inspektor?«
    »Es ist gestern früh eine junge Frau eingeliefert worden.« Er gab ihren Namen an. »Laut unserer Aufnahme hat sie sich vergiftet.«
    Der Pathologe wußte Bescheid.
    »Richtig. Was, ah, möchten Sie wissen, Herr Inspektor… wie gleich noch mal?«
    »Eder.«
    »Von der Schutzmannschaft?«
    »Ja! Ich möchte Sie fragen, Herr Doktor, ob die Obduktion bezüglich des Giftes etwas ergeben hat.«
    »Soso. Das möchtens gerne wissen.« Kajetan war irritiert.
    »Ja, ob…«
    »Jetzt bindens mir bittschön keinen Bären auf«, knurrte der Gerichtsmediziner. »Was soll der Zirkus? Die Stimme von einem, der mir, solang er bei der Polizei war, das Leben zur Hölle gemacht hat, weil er so gut wie jedes Obduktionsergebnis überprüft haben wollte, die vergißt man nicht so schnell. Was glaubens, was wir hier für ein Leben haben mit unseren Toten, seit Sie nicht mehr da sind?«
    Kajetan schwieg beschämt. Er hatte befürchtet, daß der Alte ihn erkennen würde.
    »Was ist, Herr Inspektor, hats Ihnen die Sprach verschlagen?« sagte Sobczak versöhnlich. »Erzählens erst einmal, wo Sie sich jetzt rumtreiben. Und dann könnens mich das fragen, was Sie so interessiert. Also, wieso sinds denn überhaupt rausgeflogen? Habens selber was angestellt?«
    »Nein. Aber das ist eine lange Geschichte. Die erzähl ich Ihnen ein anderes Mal. Trifft man Sie eigentlich noch hie und da am Platzl?«
    »Freilich. Aber nimmer so oft, seit ich da einmal einen Leberkäs gekriegt hab, der mich ein bisserl zu sehr an meine Arbeit erinnert hat. Ich bin nicht heikel, aber wenn auf deinem Teller was liegt, was ausschaut wie das Brandopfer, das du grad seziert hast, dann vergehts einem. Aber zurück zu dem, was Sie wissen wollten. Was interessiert Sie das eigentlich? Ein berufliches Interesse kanns doch nicht mehr sein?«
    »Es… ist eine gute Bekannte gewesen.«
    »Ach so. Also - woran die Frau nach unserer Meinung gestorben ist? Ganz einfach: Die hat nicht aufgepaßt und eine zu große Menge Kokain erwischt.«
    »Wirklich?«
    »Was heißt: wirklich? Gehts schon wieder los? Natürlich ist das bei einer jungen und ansonsten gesunden Frau nicht grad normal. Alkohol dürfte ihr zwar nicht unbedingt fremd gewesen sein, aber bei dieser Vergiftung hat das keine Rolle gespielt. Und: Länger als eineinhalb, zwei Jahre hat sie das Glump noch nicht genommen. Daran stirbst normalerweis nicht, wenn du so jung bist. Die es tun, sind meist die Alten, die es schon viel länger nehmen, weils glauben, bei

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