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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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werden lassen und so hätte alles seinen Gang gehen können, ohne dass jemand zu Schaden gekommen wäre.«
    »Du hast die Frage noch nicht beantwortet, warum Struttner dir vorhin einen Besuch abgestattet hat«, unterbrach Ellis Ashfields Wehklagen.
    »Ich hatte ihm gesagt, er soll mich nicht in der Botschaft aufsuchen. Doch alles spielt plötzlich verrückt. Man hat Herrn Clarson beobachtet, als er gestern zweimal zu mir gekommen ist. Was mischen Sie sich auch in Dinge ein, mit denen Sie nichts zu schaffen haben? Adrian hatte bloß vage Andeutungen gemacht. Ich hatte keine Ahnung, was genau vor sich ging, bis Sie mir diese Information gestern quasi aufgedrängt haben.«
    Clarson erstarrte. »Und jetzt weiß es Struttner?«
    »Struttner hat kompromittierende Fotos und drohte, sie meiner Frau zuzuspielen. Ich hatte keine Wahl.«
    »Was hast du ihm erzählt?«, rief Ellis mit aufgerissenen Augen.
    »Alles, was ich weiß.«
    Ellis’ Antlitz verfärbte sich rot und er versetzte dem in seinem Sessel kauernden Vizebotschafter eine Ohrfeige.
    Ashfield wehrte sich nicht. »Du weißt nicht, was es heißt, vom SD in die Zange genommen zu werden. Sie hätten mich und meine Familie rücksichtslos in den Dreck gezogen. Das konnte ich nicht zulassen, nicht nach fast vierzig Jahren Dienst für Seine Majestät.«
    Clarson sprang an den Schreibtisch und riss den Hörer von der Gabel. Es war keine Sekunde mehr zu verlieren. »Geben Sie mir eine Amtsleitung, bitte.«
    Ashfields Sekretärin zögerte, als sie die unvertraute Stimme vernahm.
    »Es ist höchste Eile geboten!«, setzte er energisch hinzu und wurde freigeschaltet.
    Die Rezeption des Hotel Adlon war weniger zuvorkommend als gewohnt.
    »Gibt es ein Problem?«, erkundigte er sich ungeduldig, als er die Zögerlichkeit des Hotelangestellten registrierte.
    »Es sind just einige Herren von der Sicherheitspolizei auf dem Weg zu Ihrer Suite«, lautete die Antwort nach einer kleinen Pause. »Es wäre in Anbetracht dessen nicht angemessen, Sie durchzustellen, Herr Clarson. Ich bedaure.«
    »Edward, lass diesen Unsinn!«, schrie Ellis plötzlich.
    Ashfield hatte eine Schublade seines Schreibtischs aufgezogen und eine Walther PPK herausgenommen. Ellis, kaum mehr als einen Meter von ihm entfernt, starrte ihn an, unsicher, was Ashfield beabsichtigte. Wie in einer Trance gefangen, entsicherte dieser die kleine Waffe und steckte sich die Mündung des kurzen Laufes in den Mund.
    »Edward, tu das nicht«, sagte Ellis langsam und beschwörend.
    Ashfield rührte sich nicht. Nur seine Augen schauten zu Ellis hinüber, als suchten sie Hilfe. Dann fiel der Schuss.
    Sein Kopf wurde nach hinten geschleudert, der Körper verkrampfte kurz, erschlaffte wieder und rutschte langsam, einen blutigen Schmierfilm hinterlassend, am Leder des Arbeitssessels hinab auf den Fußboden unter dem Schreibtisch. Ellis stürzte herbei, doch für den Diplomaten kam jede Hilfe zu spät.
    »Hallo?«, klang es fragend aus dem Hörer.
    »Passen Sie auf, Sie Wicht!«, gab Clarson scharf zurück. »Ihre Aufgabe ist durchzustellen, nichts weiter! Geht das in Ihren Kopf? Sollten Sie sich weigern und Schaden entstehen durch Ihre störrische Inkompetenz, dann Gnade Ihnen Gott! Es würde mir ein persönliches Vergnügen sein, dafür zu sorgen, dass Sie Ihre Eigenmächtigkeiten bitter bereuen werden.«
    Einen Moment lang vernahm er nichts. Dann antwortete die indignierte Stimme des Angestellten: »Die Gneisenau-Suite, bitte schön!«
    Sechs-, siebenmal klingelte es ohne Reaktion. Dann endlich wurde der Hörer abgenommen. »Hallo, wer spricht bitte?«, meldete sich eine männliche Stimme.
    Clarson legte auf.
    Zwei Sicherheitsbeamte betraten den Raum, vom Geräusch des Schusses alarmiert. Mit einem Nicken signalisierte ihnen Ellis, dass die Lage unter Kontrolle war und zeigte schweigend auf die Stelle, wo der tote Ashfield gekrümmt auf dem Boden lag.
    »Ich nehme an, ich kann nicht mit Ihrer Hilfe rechnen?«, fragte Clarson, während er eilig Mantel, Hut und Schal vom Kleiderständer hinter der Tür ergriff.
    »Tut mir leid. Wir verfügen außerhalb des Botschaftsgeländes über keinerlei Handhabe.«
    »Haben Sie eine Waffe für mich?«
    »Nein!«, antwortete Ellis entschieden.
    Clarson ging hinter den Schreibtisch und beugte sich über die Leiche. Ashfields Kopf war zur Seite gerutscht und sein Gesicht lag halb auf dem blutgetränkten Teppich, der Kiefer war weit geöffnet, das Austrittsloch am Hinterkopf deutlich erkennbar. Die

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