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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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langen Korridor im ersten Stock, in dem der beißende Geruch von Essigreiniger hing, erreichten sie ein Büro gegenüber der Botschaft, das augenscheinlich der Nutzung durch den SD vorbehalten war.
    Seine Taschen waren nicht durchsucht worden. Vielleicht vermuteten sie bei einem in einer Suite des Adlon residierenden, englischen Gentleman keine Waffe. Die PPK gab ihm nun das trügerische Gefühl, dass seine Lage vielleicht noch nicht gänzlich ausweglos war.
    Zwei zivil gekleidete Männer schauten von ihren Plätzen hinter der Fenstergardine auf, als sie das Zimmer betraten. Zwischen ihnen stand eine Fotokamera auf einem Stativ, deren Linse auf den Eingang zur Botschaft gerichtet war.
    »Bringt ihn gleich zu ihm«, sagte einer von ihnen.
    Im Nebenzimmer erwartete sie ein aufgedrehter Struttner, der wieder Uniform trug. Ein weiterer Mann, an den Schulterstücken seines schwarzen SS-Dienstrocks mit der gefürchteten SD-Raute auf dem Ärmel als Unterscharführer zu erkennen, saß in angespannter Haltung am Tisch, einen Telefonhörer gegen das Ohr gepresst. Ariane hockte in der Ecke hinter der Tür auf einem Stuhl, ihre Handtasche auf dem Schoß. In ihren Augen spiegelte sich eine Mischung von Angst und Wut, davon abgesehen schien sie in Ordnung zu sein.
    »Nehmen Sie Platz!«, sagte Struttner knapp, zeigte auf den Stuhl neben Ariane und wandte sich zurück an seinen Untergebenen. »Und?«
    »Sein Büro weiß nichts über den Verbleib des Gruppenführers, Herr Obersturmführer.«
    »Wo ist er, in drei Teufels Namen? Ausgerechnet jetzt!«
    »Sollen wir nicht doch die Dienststelle informieren?«
    »Nein!«, wurde Struttner laut. »Das hier muss direkt an den Gruppenführer persönlich gehen! Versuchen Sie weiter, ihn ausfindig zu machen.« Er machte keinerlei Anstalten, seine aufgeregte Anspannung zu verbergen. Praktisch im Alleingang war er dabei, eine hochverräterische Verschwörung zu zerschlagen, und konnte es kaum erwarten, seinem Dienstherrn zu berichten. Nur noch Zentimeter war er von der Ziellinie entfernt. Die Belohnung würde beträchtlich sein, sein rascher Aufstieg garantiert.
    Er ließ seine Augen durch das Zimmer schweifen, auf der Suche nach einem Objekt für seinen Tatendrang, der, von der momentanen Unmöglichkeit, seinen Meister zu kontaktieren, zum Überkochen gebracht wurde. Sein Blick blieb auf Ariane haften.
    »Lassen Sie meine Frau aus dem Spiel!«, sagte Clarson. »Sie hat mit der Sache nichts zu tun.«
    »Sie kommen von England herübergeflogen, um an einem Umsturzversuch gegen den Führer mitzuarbeiten, ohne Ihre Frau einzuweihen? Machen Sie sich nicht lächerlich!« Allerdings schien ihm nun ein anderer Gedanke gekommen zu sein. Er griff nach einem Stuhl und nahm mit der Rückenlehne zwischen den Knien unmittelbar vor Clarson Platz. Er schnaufte selbstzufrieden und schaute ihn mit einem Siegerlächeln an. »Meine Untersuchung richtet sich eigentlich gar nicht gegen Sie«, begann er ungewohnt freundlich. »Ihre Frau ist die Schwägerin eines Reichsministers, das kann Ihren Kopf retten, sofern Sie von jetzt an keine Dummheiten mehr machen und mit den Ermittlungsbehörden kooperieren.«
    Clarson erwiderte nichts.
    »Ich bin über Görings verräterische Pläne unterrichtet. Er hat sein eigenes Todesurteil bereits gesprochen. Sie sind bloß ein kleiner Fisch. Ich kann Sie laufen lassen. Doch ich brauche die Namen der verräterischen Offiziere.«
    Clarsons regungslose Miene schien ihn zu amüsieren.
    »Oh, wir werden sie alle bekommen. Machen Sie sich darüber keine Illusionen. Es könnte allerdings sein, dass wir sehr unfreundlich werden müssen und am Ende Familienangehörige in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine unangenehme Prozedur für alle Beteiligten und im Grunde ganz überflüssig. Letztlich kriegen wir sie doch alle, ohne jede Ausnahme. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    »Die Identität der involvierten Offiziere ist mir nicht mitgeteilt worden«, konnte Clarson wahrheitsgemäß antworten.
    »Ich gebe Ihnen das hier«, Struttner griff in seine Jackentasche und zog Clarsons Pass hervor, »und sie können morgen schon wieder gemeinsam mit Ihrer reizenden Frau über den Trafalgar Square flanieren. Ich lasse Sie zum Flughafen eskortieren und alles wird bald hinter Ihnen liegen, wie ein böser Traum, der schnell verblasst.«
    »Erwarten Sie wirklich, dass ich auch nur einem einzigen Wort, das aus Ihrem Mund kommt, Glauben schenke?«
    Das Telefon läutete. Zögernd wandte sich

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