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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Schwierigkeiten geraten?«
    »Die internationale Lage ist sehr angespannt. Ich weiß nicht, wie sich Deutschland gegenüber britischen Staatsangehörigen stellen wird, sollte es zum Äußersten kommen.«
    »Rechnen Sie mit Krieg?«
    »Wo werde ich Sie finden, wenn es dazu kommt? An Englands Seite oder im Schoß Ihres Schwagers?«
    Der Mann überspannte den Bogen.
    »Das ist eine lächerliche Frage«, antwortete Clarson kühl und schaute über sein Gegenüber hinweg.
    »Vergessen Sie nicht, dass Sie Brite sind«, gab Ellis zurück. »Vielleicht werde ich einst darauf zurückkommen müssen.«
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss nach meiner Frau sehen«, antwortete Clarson, ohne zu versuchen, glaubwürdig zu klingen, und ließ Ellis stehen. Wardley würde bereits warten.
    Die Bibliothek lag gegenüber dem Empfangssaal auf der anderen Seite des Treppenhauses. Die vier Meter hohen Wände waren bis unter die Decke mit Büchern angefüllt, die den Raum mit dem modrigen Aroma alter Ledereinbände erfüllten. In der Mitte befanden sich schwarz lackierte Holztische, auf denen kleine beige Glasschirmlampen einzelne Arbeitsplätze markierten. Wardley stand mit dem Rücken zum Fenster gegenüber der Tür. Auf diese Weise konnte er den Eingang zur Bibliothek im Blick behalten und jeden, der sich näherte, frühzeitig bemerken. Er war schätzungsweise Anfang fünfzig, hatte das verbliebene Haar altmodisch akkurat toupiert und zog ein bedeutungsschwangeres Gesicht, als widere ihn der Geschmack der eigenen Zigarette an. Den eintretenden Clarson taxierte er eine Weile, ohne etwas zu sagen. Clarson entschied abzuwarten, bis sein Gegenüber sich durchrang, das Wort zu ergreifen.
    »Wie gefällt Ihnen Ihr Empfang?«, gab Wardley endlich halb flüsternd von sich. Er öffnete ein silbernes Etui und offerierte Clarson eine seiner rhodesischen Zigaretten.
    »Mein Empfang?«, erwiderte Clarson, die angebotene Zigarette ausschlagend.
    »Sie sind die Hauptfigur hier. Ohne Sie würde das Ganze gar nicht stattfinden.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die deutsche Geheimpolizei überwacht den Kundenverkehr zur Botschaft und wird vermutlich auch jeden, der Sie im Adlon besucht, registrieren. Die unauffälligste Lösung war es, einen Empfang zu organisieren. Es war nur eine kleine Anregung nötig, Ashfield ist gleich auf die Idee angesprungen. Er verkehrt gerne mit den Nazigrößen. Die Tatsache, dass Botschafter Henderson sich gerade in London einer Krebsoperation unterzieht, hat es ihm ermöglicht, noch kurz vor der Verabschiedung in den Ruhestand eine bedeutende diplomatische Vertretung zu leiten. Es ist die Krönung seiner Laufbahn und für einen walisischen Bauernsohn in der Tat eine ziemlich erstaunliche Leistung. Jedenfalls habe ich Sie lediglich noch als wandelnde Musterbeispiele deutsch-englischer Verständigung auf die Einladungsliste setzen müssen.«
    Seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht. Wardley war der angekündigte Kontaktmann. Der Einzige, der außer Ariane und seinem Auftraggeber über den wahren Charakter seines Aufenthaltes orientiert war.
    »Es erscheint mir ein deutlich überzogener Aufwand, bloß um mit mir in Verbindung zu treten.«
    »Nein, nein, eine solche Veranstaltung erfüllt durchaus mehr als einen Zweck«, erwiderte Wardley schmunzelnd. Sein Blick verriet, dass er noch dabei war, sich ein Urteil über Clarson zu bilden. »Man bekommt ein besseres Gefühl dafür, was sich hinter den Kulissen abspielt. Wie die Stimmung in der Nazi-Führung ist, jetzt wo sie die wehrlose Tschechoslowakei schlucken wollen, zu deren Beistand sich unsere Regierung verpflichtet hat. Außerdem ärgert es Außenminister von Ribbentrop, wenn wir Kontakt mit Goebbels pflegen.« Wardley wandte sich einem Messingaschenbecher auf einem der Tische zu und drückte seine halb aufgerauchte Zigarette aus. »Wir haben nicht viel Zeit. Sie müssen zurück zum Empfang, bevor Ihr Fehlen jemandem auffällt. Es ist eine Situation eingetreten, in der ich Ihre Mitarbeit benötige.«
    »Worum handelt es sich?«
    Wardley überging die Frage. »Kommen Sie morgen Abend um neun Uhr in die Tivoli-Bar in der Storchengasse. Nehmen Sie ein Taxi bis zur Kreuzberger Straße. Gehen Sie den Rest zu Fuß. Die Storchengasse ist von dort aus gleich um die Ecke. Versichern Sie sich, dass Ihnen niemand folgt. Sprechen Sie zu keinem Menschen darüber. Man kann niemandem in dieser Stadt trauen, jeder kann ein Nazi-Spion sein.«
    Clarson nahm sich einen Augenblick

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