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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Dominiert wurde der Raum von einer überlebensgroßen Darstellung der Krönungszeremonie des amtierenden Königs George   VI. aus dem Hause Windsor, wie sich die deutschstämmige Herrscherfamilie von Sachsen-Coburg-Gotha seit dem Weltkrieg nannte.
    Fast dreißig Botschaftsangehörige waren mitsamt ihren Gemahlinnen aufgeboten, um während des Welcome Toasts ein gutes Dutzend leitender Beamter aus Goebbels’ Ministerium und deren Begleiterinnen mit belangloser Konversation zu unterhalten, bevor man in den Nebenraum zu Tee und Kuchen weiterziehen würde. Einige der Gäste bewegten sich erkennbar unbedarft auf gesellschaftlichem Parkett, doch den angetretenen Diplomaten gelang es, selbst der ein oder anderen Dame in deplazierter Abendgarderobe, die ihre Unsicherheit hinter einem hochnäsigen Mienenspiel zu verbergen suchte, mit weltmännischer Höflichkeit ein Lächeln abzuringen.
    Clarson hatte sich mit Ariane an einem der Stehtische platziert, die man an der Fensterfront aufgereiht hatte, und beobachtete die Szenerie mit einem guten Speyside Scotch, den er aus dem reichhaltigen Angebot der Botschaft hatte auswählen können.
    Magda befand sich im Zentrum des Pulks, wo Goebbels, neben dem langen Ashfield stehend, mit nach oben gerecktem Kinn antwortete: »Ich danke dem Vizebotschafter für seine freundlichen Worte. Unglücklicherweise kann ich seinen Optimismus in Bezug auf den Frieden in Europa nicht uneingeschränkt teilen. Der Führer hat erklären lassen, dass er die im Rahmen der Münchener Verhandlungen im letzten Jahr erörterte Garantie der tschechoslowakischen Grenzen ablehnt. Die ständigen Provokationen gegen das Deutsche Reich in der tschechischen Presse und die instabile Gesamtverfassung dieses Staatsgebildes machen eine solche Erklärung schlechterdings unmöglich.« Goebbels gab seiner Stimme nun eine schneidende Schärfe. »Wenn die Herren in Prag glauben, es sei ein netter Zeitvertreib, dem Reich auf der Nase herum zu tanzen, dann kann es für sie bald ein böses Erwachen geben. Es ist mit dem Status des Reiches als souveräner Großmacht unvereinbar, dass in einem künstlichen Kleinstaatsgebilde an seiner Grenze ein ständiger Unruheherd brodelt. Der Prager Regierung obliegt es, alsbald für klare Verhältnisse zu sorgen.«
    Er schien die kaltschnäuzige Arroganz seines Auftretens zu genießen. Seine offene Kampfansage an den tschechoslowakischen Staat stand in direktem Gegensatz zu den Zusicherungen, die Deutschland erst wenige Monate zuvor gegeben hatte. Ashfield überging die darin liegende Provokation und lächelte seinem Ehrengast freundlich zu.
    »Die Regierung Seiner Majestät erkennt die besonderen Interessen Deutschlands im mitteleuropäischen Raum vorbehaltlos an. Ich bin überzeugt, dass der Führer im Sinne des Friedenswillens aller Völker wirkt. Ich glaube auch, dass der Ausbau der britisch-deutschen Beziehungen notwendige Voraussetzung für den friedlichen Ausgleich der Interessen in Europa ist.«
    »England«, gab Goebbels belehrend zurück, »hat die historische Chance, durch ein Bündnis mit der dynamischsten Kraft des Kontinents seine Stellung und sein Empire auf Dauer zu sichern. Diejenigen, die wie ich täglich mit ihm zusammenarbeiten, wissen, wie wohlgesonnen der Führer dem britischen Volke gegenübersteht. Ich appelliere an die staatsmännische Vernunft der verantwortlichen Männer in London. Sie mögen mit Bedacht wählen, auf welche Seite sich das Britannien dieser Generation stellen will. Deutschland streckt seine Hand zur Freundschaft aus.«
    »Ich teile die Ansicht des Herrn Reichsministers in Bezug auf die Möglichkeit einer deutsch-britischen Annäherung vollkommen«, antwortete Ashfield noch immer lächelnd. »Es ist mir ein Herzenswunsch, dass zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich eine innige Freundschaft bestehe, schon um der Verwandtschaft beider Völker willen und als Dienst am Frieden in Europa.«
    »Der Gute überschlägt sich heute Abend mal wieder in Ehrerbietigkeit.«
    Die Stimme gehörte zu einem Mann, der unbemerkt von hinten an Clarson herangetreten war. Er war wohlgenährt und mittelgroß, seine hohe Stirn trug ausgeprägte Geheimratsecken und der Mund hatte einen grinsenden Zug, ohne wirklich zu lächeln.
    »Gestatten, Adrian Wardley, Handelsattaché in der hiesigen Vertretung der Regierung Seiner Majestät.«
    »Henry Clarson. Ich bin   –«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, unterbrach ihn Wardley und schaute zu Ashfield hinüber, der noch

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