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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Deutschen Reiches.«
    Jetzt schob Ellis seine Feder zurück in die Halterung aus schwarzem Marmor und legte die Lesebrille ab. Clarson hatte seine volle Aufmerksamkeit. »Das ist höchst ungewöhnlich.«
    »Dies sind ungewöhnliche Zeiten, Herr Attaché.«
    »In der Tat, Herr Clarson, in der Tat. Und Sie sind ein außerordentlich ungewöhnlicher Bote für eine Nachricht aus dem Führungskreis des Dritten Reiches. Sie werden mein Erstaunen nachvollziehen.«
    »Das tue ich durchaus, Herr Attaché, doch ich kann über die Hintergründe meines Auftrages keinerlei Auskunft geben.« Clarson lehnte sich vor und legte eine Hand auf Ellis’ Schreibtisch. »Ich bitte um Ihr Vertrauen und Ihre Kooperation, Herr Attaché.«
    Augenscheinlich versucht, weiter in ihn zu dringen, kratzte sich Ellis sinnierend den Hinterkopf. Dann besann er sich eines Besseren und signalisierte mit einem Nicken, dass er die Zwecklosigkeit weiterer Fragen erkannt hatte. Er erhob sich von seinem Stuhl. »Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm. Er sitzt in seinem Büro am Ende des Flurs.«
    »Er ist also doch hier!«
    »Der Empfang hat strikte Anweisung, den Vizebotschafter abzuschirmen«, erläuterte Ellis, als sie über den rubinfarbenen Teppich des Korridors schritten. »Es geht wegen der Tschechienkrise zurzeit einfach zu viel vor, als dass er sich mit irgendwelchen Bagatellen abgeben könnte.«
    »Ich bin weit davon entfernt, Bagatellen vorzutragen.«
    »Das habe ich verstanden.«
    Ohne eine Antwort auf sein Klopfen abzuwarten, trat Ellis in das Zimmer des Vizebotschafters.
    Hinter seinem wuchtigen viktorianischen Schreibtisch, auf dem die rosafarbene Blüte einer dürren Orchidee den einzigen Schmuck bildete, war Ashfield tief in seinen Ledersessel gerutscht und telefonierte rauchend.
    Als er Clarson sah, deckte er die Sprechmuschel mit der Hand ab und tauschte irritierte Blicke mit Ellis aus. Seine unverhohlene Verärgerung gab seiner Stimme einen näselnden Klang.
    »Sie müssen schon entschuldigen, Herr Clarson, doch ich habe jetzt wirklich keine Zeit für Sie. Wie Sie aus der Presse entnommen haben werden, befinden wir uns aktuell in einer höchst spannungsgeladenen Situation, die meine ganze Aufmerksamkeit erfordert.«
    »In eben dieser Angelegenheit bin ich zu Ihnen gekommen«, antwortete Clarson und begab sich zu einem der beiden gepolsterten Stühle, die vor dem Schreibtisch für Ashfields Gesprächspartner bereitstanden. Er pflanzte seinen Stock fest auf dem Boden auf und sagte zu Ellis gewandt: »Wenn Sie uns bitte entschuldigen wollen.«
    »Natürlich«, antwortete der Air Attaché und verließ ohne Zögern den Raum.
    Ashfield schaute konsterniert, vertröstete die Person am anderen Ende der Leitung und legte auf. Ellis’ Gesichtsausdruck hatte ihn davon überzeugt, sich anzuhören, was Clarson vorzubringen hatte. Mit einer zögerlichen Handbewegung bot er ihm an, Platz zu nehmen.
    »Verzeihen Sie mein unangemeldetes Eindringen, Exzellenz, doch ich muss Sie unaufschiebbar in einer Sache von eminenter Wichtigkeit sprechen.«
    »Sie sehen mich aufs Äußerste verwundert, Herr Clarson. Bitte erklären Sie sich.«
    »Es handelt sich um die Möglichkeit einer raschen Beendigung des Krieges, noch bevor wesentliche Kampfhandlungen einsetzen.«
    »Nun mal schön langsam mit den jungen Pferden, mein Guter«, lachte Ashfield. Er hatte sein souveränes aristokratisches Gebaren zurückgewonnen, das Clarson während des Botschaftsempfangs schätzen gelernt hatte. »Von einem Krieg kann doch gar nicht die Rede sein.«
    »Exzellenz, ich habe die sichere Information, dass sich dies noch im Laufe des Vormittags ändern wird. Die deutsche Wehrmacht bezieht, während wir sprechen, ihre Angriffspositionen und wird morgen bei Sonnenaufgang zur Eroberung der Tschechoslowakei antreten.«
    »Das glaube ich nicht«, war Ashfields einfache Antwort. Nach kurzem Zögern setzte er hinzu: »Ich gebe zu, dass die gegenwärtige Situation für den außenstehenden Betrachter extrem kritisch erscheinen mag, doch wir sind guter Hoffnung, die Krise um die Tschechoslowakei friedlich regeln zu können. Da dies der letzte verbliebene territoriale Streitpunkt in Europa ist, könnte der alte Kontinent anschließend durchaus in eine Phase der Ruhe und Entspannung eintreten.«
    »Was im Himmels willen bringt Sie zu einem solchen Urteil?«
    Ashfield offenbarte eine erstaunliche und geradewegs absurde Zuversicht. Clarson fühlte sich beinahe an die Rede des Vizebotschafters von

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