Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
Vom Netzwerk:
schauen können.«
    »Mein lieber General Halder, ich habe nicht vor, wegen ein paar kleinerer Turbulenzen den Kopf in den Sand zu stecken. Ich sage Ihnen, wir werden genau nach Plan vorgehen.«
    Halder starrte Göring an. »Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Wir schlagen zu   – noch heute.«
    Halder musste seinen Zwicker mit der Hand vor dem Runterfallen bewahren. Meinte Göring das ernst hinter seinem undurchdringlichen Gesichtsausdruck? Das warf nicht nur alle Planungen über den Haufen, auch die Vorbedingung des ganzen Unternehmens war bisher nicht erfüllt.
    »Gibt es etwa Neuigkeiten aus London?«
    »Mein Emissär berät, während wir sprechen, mit Vertretern der britischen Regierung, um die angestrebte Vereinbarung abzuschließen.«
    »Das ist ausgezeichnet. Wir benötigen allerdings eine eindeutige Stellungnahme, die ich an unsere Gruppe weiterleiten kann.«
    Es war schwer genug gewesen, seine Mitverschwörer davon zu überzeugen, sich hinter Göring zu stellen. Erst dessen vollmundiges Versprechen, eine Friedensvereinbarung mit den Westmächten zu erzielen, hatte schließlich den Ausschlag gegeben. Ohne die Zusage der Briten als Sicherheitsnetz drohte alles auseinanderzufallen.
    »Sie können das als erledigt betrachten   – eine reine Formalie. Ich habe Ihnen doch von Anfang an gesagt, dass ich keine Schwierigkeiten sehe, mich mit den Engländern ins Benehmen zu setzen«, erwiderte Göring. »Ihre schüchternen Offiziere werden nun über ihren Schatten springen müssen.«
    Halder war übernächtigt, doch die Müdigkeit war wie weggeblasen. Nur zu gerne hätte er dem an den Rand gedrängten Marschall zugestimmt. Göring wollte in einem letzten verzweifelten Akt vorpreschen und etwas erzwingen, was gerade unmöglich geworden war. Im Generalstab sah man bereits Generalinspekteur Milch als neuen Oberbefehlshaber der Luftwaffe.
    Er sah sich einem fordernden Blick Görings ausgesetzt und es fiel ihm nun auf, wie uneben dessen Antlitz an diesem Morgen wirkte. Seine linke Gesichtshälfte war minimal, doch unverkennbar nach unten verzogen und die Augen schienen an Beweglichkeit eingebüßt zu haben. Halder empfand Erleichterung darüber, dass auch Göring von der Anspannung der Situation nicht unberührt blieb.
    Loszuschlagen, ohne einen Beweis in den Händen zu halten, dass London mitspielte, war ein Vabanquespiel, das nur zu leicht in einem Desaster enden konnte. England, einmal im Krieg mit einem durch Umsturz geschwächten Reich, mochte sehr wohl danach trachten, die Errungenschaften des letzten Jahres   – die Eingliederung Österreichs und des Sudetenlandes   – wieder rückgängig zu machen. Das würde die Verschwörer unwiderruflich zu Verrätern stempeln. Hitler würde als großer Triumphator in die Geschichte eingehen, der alle Deutschen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, in einem Reich vereint hatte, während auf Halders Konto Verrat, Niederlage und erneute Zersplitterung Deutschlands gehen würden. Wie lange sich ein neues Regime unter solchen Umständen auch immer halten würde, am Ende warteten das Schafott und die Schande auf ihn.
    Es war ein Risiko, das einzugehen, er bereit gewesen wäre. Doch das änderte nichts an der Sachlage, dass gar keine Möglichkeit mehr bestand, die Verschwörungspläne umzusetzen.
    »Sie können Ihre Gespräche mit London einstellen«, erklärte Halder bestimmt. »Es wird keinen Staatsstreich geben.«
    »Warum das denn?«, bellte Göring.
    »Weil Hitler, ohne es zu wissen, dabei ist, der Falle zu entschlüpfen.«
    »Was erzählen Sie da?«
    »Er will den Feldherrn spielen«, sagte Halder abschätzig, »und reist noch heute an die Front. Sobald er dem Prager Gesandten die Kriegserklärung überreicht hat, wird er in seinen gepanzerten Zug steigen, den er für den Rest des Feldzuges als mobiles Hauptquartier nutzen will. Wir stehen ohne jeden Operationsplan da.«
    Die Nachricht traf Göring unvorbereitet. Tief atmend bewegte er sich, unruhig nach einem Ausweg suchend, in seinem Stuhl hin und her. »Dann erledigen wir ihn eben dort«, entfuhr es ihm schließlich.
    »In seinem militärischen Quartier, umgeben von der Leibstandarte? Unmöglich ohne starke Kräfte, die wir vor Ort gar nicht zur Verfügung haben.«
    »Dann eben bei seiner Rückkehr nach Berlin!«
    »Und wann wird das sein?«, erwiderte Halder. »Akzeptieren Sie es, wir sind auf den Ausgangspunkt zurückgeworfen! Wie lange wird es noch dauern, bis der Führer Sie zwingen wird, Ihren Abschied zu

Weitere Kostenlose Bücher