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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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höheren Macht, eines Dämons oder schwarzen Magiers. Bei der Vergangenheit ihrer Eltern wäre das jedenfalls kein Wunder …
    Offenbar war abermals ein Schatten über Lorilis’ Gesicht gehuscht, denn Najel warf ihr einen weiteren mitfühlenden Blick zu. Plötzlich war es ihr peinlich, ihm wie ein Häufchen Elend gegenüberzusitzen. Lorilis straffte die Schultern, erhob sich aus dem Sessel, der zwei Dekanten lang ihr Zufluchtsort gewesen war, und lief zur Lockerung ihrer steifen Glieder ein paar Schritte auf und ab.
    Plötzlich bemerkte sie, dass der Schwindel, der sie vor dem Schlafengehen geplagt hatte, verschwunden war. Warum war ihr das nicht gleich aufgefallen? Er war so übermächtig gewesen, dass sie in tiefen Schlaf gefallen war, sobald sie die Augen geschlossen hatte. Fast hatte es sich angefühlt, als stürze sie von einer Klippe ins Leere. Mit diesem Gedanken kehrten weitere Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück. Bevor sich Lorilis in ihrem Sessel verkroch, hatte Damián mehrmals vergeblich versucht, Zejabel eine Erklärung zu entlocken. Davor war die Zü mit dem leichenblassen Josion, der so schwach war, dass sie ihn stützen musste, in dem Gemäldesaal aufgetaucht. Und noch früher am Abend …
    Ein Schauer durchlief ihren Körper. Noch früher am Abend hatte sie einen Menschen getötet. Einen der Mörder, die über sie und ihre Gefährten hergefallen waren. Einen Kerl, der sie in seine Gewalt gebracht und ein grausames Spiel mit ihr getrieben hatte. Sie hatte sich seinen Tod so sehr gewünscht, dass sie mit purer Willenskraft die nötige Energie aufgebracht hatte, um den Mann niederzustrecken. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das angestellt hatte, und war weit davon entfernt, die rätselhafte Kraft kontrollieren zu können. Trotzdem hatte sie ihrem Feind ihren geballten Willen in Form eines grellen blauen Lichts entgegengeschleudert und ihn mit diesem Blitz erschlagen. Lorilis hatte den Mann dazu nicht einmal berühren müssen.
    An die folgenden Ereignisse erinnerte sie sich nur verschwommen. Was auch immer Lorilis getan hatte, um ihren Gegner zu töten, es hatte ihr alle Kraft geraubt. Sie hatte sich körperlich und geistig völlig leer gefühlt. Zejabels plötzliches Auftauchen, das Errichten der Möbelbarrikaden vor den Türen, die Streitereien ihrer Gefährten, weil die Zü hartnäckig schwieg – das alles hatte Lorilis wie durch einen Nebelschleier erlebt. Als sie dann in tiefen Schlaf gesunken war, hatten die Geschehnisse der Nacht sie in einer endlosen Abfolge von Bildern verfolgt.
    Aber jetzt war Lorilis wach, und alles war anders.
    Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf: Was hatte sie getan? Und wie? Das Wort » Magie « kam ihr immer wieder in den Sinn … Hatte sie womöglich Yans und Corenns magische Kräfte geerbt? Aber Josion hatte doch gesagt, alle übersinnlichen Phänomene seien mit dem Jal aus der Welt verschwunden.
    Was konnte es dann sein? Konnte ihr diese Kraft gefährlich werden? Würde sie womöglich den Verstand verlieren oder sogar daran sterben?
    Lorilis wunderte sich, dass die anderen den Vorfall bisher nicht erwähnt hatten, schließlich war der blaue Blitz, mit dem sie ihren Feind erschlagen hatte, nicht zu übersehen gewesen. Dann fiel ihr ein, dass Damián ihr, kurz bevor Zejabel aufgetaucht war, sehr wohl einige Fragen gestellt hatte, die sie jedoch nicht hatte beantworten können. Sie war viel zu verwirrt gewesen, um einen klaren Gedanken zu fassen, und seitdem hatten sich ihre Gefährten nur noch für die Zü interessiert: Die Aussicht, etwas über den Verbleib ihrer Eltern zu erfahren, hatte alles andere in den Hintergrund gedrängt.
    Aber irgendwann musste Zejabel ja aus dem Zimmer kommen und mit ihnen sprechen, und anschließend würden die anderen Lorilis bestimmt ins Kreuzverhör nehmen. Und falls Josions Mutter sie noch länger warten ließ, würden die anderen sicher recht bald auf die Idee kommen, ein Gespräch über Lorilis’ seltsame Kraft vom Zaun zu brechen.
    Als sich Lorilis umdrehte, bemerkte sie, dass Najel sie immer noch aufmerksam ansah. Er wäre sicher einer der Ersten, der sie mit Fragen löcherte. Hastig wandte sie den Blick ab.
    Lorilis musste den Tatsachen ins Auge sehen: Sie verfügte tatsächlich über eine geheimnisvolle Kraft, die sie zwar weder verstand noch beherrschte, deren durchschlagende Wirkung sie aber bereits zweimal erlebt hatte. Sie musste mit ihren Freunden darüber reden, und sei es nur, weil ihre Feinde offenbar über

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