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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Schwert nur dann zu tragen, wenn es nicht anders ging?
    Sein Bruder seufzte ungeduldig, und Guederic musste rasch eine Entscheidung treffen. Wenn er unbewaffnet nach draußen ginge, würde Damián auf eine Erklärung drängen, und nach einem solchen Gespräch stand Guederic nun wirklich nicht der Sinn. Also schnallte er sich das Futteral um und folgte seinem Bruder zur nächstgelegenen Möbelbarrikade. So leise wie möglich begannen sie, die Tür freizuräumen.
    » Was treibt ihr zwei da? «
    Auch wenn es sich um eine Frauenstimme handelte, lag nichts Sanftes darin. Maara, die Tochter von König Ke’b’ree lu Wallos, richtete sich auf ihrem Schlaflager auf und warf ihnen einen ihrer berüchtigten finsteren Blicke zu. Gleichzeitig rüttelte sie ihren Bruder Najel wach, der neben ihr lag. Obwohl der Junge aus dem Tiefschlaf hochzuschrecken schien, fuhr seine Hand als Erstes zu dem Stock, der neben ihm lag. Als Zweites warf er einen raschen Blick auf Lorilis, die sich zum Schlafen in einem Sessel zusammengerollt hatte. Maara hingegen wandte den Blick nicht von den beiden Loreliern ab.
    » Wir wollen draußen nach dem Rechten sehen « , erklärte Damián. » Eine Runde auf dem Wehrgang drehen und uns vergewissern, dass keine weiteren Feinde in Sicht sind. «
    » Ich komme mit! « , rief die Kriegerin barsch.
    Sie sprang auf und ergriff in derselben Bewegung ihren Schild und ihre Lowa. Guederic ertappte sich dabei, die Kraft und Anmut der jungen Frau zu bewundern. Maara war es auch, die im Kampf die meisten Gegner außer Gefecht gesetzt hatte. Ohne sie wäre alles ganz anders ausgegangen …
    » Wenn du unbedingt willst « , antwortete Damián unwirsch. » Allerdings wäre es mir lieber, du bleibst hier, falls wir noch mal angegriffen werden. «
    Mit einem Kopfnicken wies er auf Souannes schlafende Gestalt. Da die Legionärin die halbe Nacht durchgeweint hatte, wäre sie vielleicht nicht in der Lage, den Saal zu verteidigen. Wie Maaras genervtes Seufzen bewies, schien sie Damiáns Andeutung zu verstehen: Er übertrug ihr den Schutz der beiden Kinder, der Grauen Legionärin und die Bewachung der Tür, hinter der sich Zejabel mit Josion verschanzt hatte.
    » Bleibt nicht zu lange fort « , rief Maara und reckte ihren Eisenschild in die Luft. » Wenn ihr in einer Dezime nicht zurück seid, komme ich euch holen! Und keine miesen Tricks! «
    Die letzten Worte galten offenkundig Guederic, denn abgesehen von den beiden Wallatten war er der Einzige, der sie verstehen konnte. Er nickte knapp, um Maara zu beschwichtigen, räumte die letzten Möbelstücke beiseite und folgte seinem Bruder aus dem Saal.
    Seltsamerweise stand ihm Maaras Bild noch eine ganze Weile vor Augen. Die Barbarenprinzessin war beim ersten Anzeichen von Gefahr aufgesprungen und hatte ihre Waffen gepackt, stolz und ohne falsche Scham. Das Haar fiel ihr offen über die Schultern, und sie trug nur die nötigsten Kleider, nämlich die wenigen, die nicht mit dem Blut ihrer Feinde durchtränkt waren. Ihr Anblick weckte in Guederic Gefühle, besser gesagt, eine Leidenschaft, die er nicht unterdrücken konnte.
    Das alles war umso befremdlicher, als die Kriegerin in der Nacht versucht hatte, ihn zu töten.
    Weise Menschen hätten sicher gesagt, dass das eine mit dem anderen zusammenhing.
    Die Luft war feucht und schneidend kalt, aber Damián tat unbefangen ein paar tiefe Atemzüge. Die Kälte belebte seinen vor Müdigkeit tauben Körper und gab ihm das Gefühl, lebendig zu sein. Nach einer Weile dämmerte ihm, was an diesem Morgen so besonders war: Es war der erste Morgen, an dem er vom Geheimnis seiner Eltern wusste. Von nun an würde nichts mehr sein wie zuvor.
    » Und? In welche Richtung willst du gehen? «
    Guederic blies sich in die Hände und tänzelte auf der Stelle. Mit einem Kopfnicken wies Damián nach links. Die Brüder schlenderten den Wehrgang entlang und ließen den Blick über die einsame Weite des Herzogtums Kercyan schweifen. Viel konnten sie nicht erkennen: In den Senken hingen dichte Nebelschwaden, und die Wälder, die sich bis zum Horizont erstreckten, verbargen ihre Geheimnisse unter einem geschlossenen Laubdach. Die alte Festung wirkte mehr denn je wie ein steinernes Schiff auf einem Meer aus grünen Blättern.
    Die Brüder schwiegen eine Weile, jeder in seine Gedanken versunken und fasziniert von dem Ausblick, der sich ihnen bot. Die Landschaft war von atemberaubender Schönheit. Doch dann fiel Damián ein, was für eine unglückliche Kindheit

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