Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
Mal.«
Die anderen nickten beifällig und blickten Nol erwartungsvoll an.
» Seit meine Kräfte zurückgekehrt sind, habe ich nicht mehr versucht, einen Durchgang zu öffnen«, erklärte er. » Aber vermutlich könntet ihr die Pforte tatsächlich durchschreiten. Wohin ihr gelangt, hängt allerdings vom Zufall ab– deshalb ist es sehr gefährlich.«
Die Erben wechselten furchtsame Blicke. Keiner von ihnen hatte vergessen, wie sie mitten in der arkarischen Eiswüste herausgekommen waren, nachdem sie eine ethekische Pforte durchschritten hatten.
» Aber Sombre hat doch fast alle Ewigen Wächter getötet«, wandte Damián ein.
» Sie waren nur für die Verbindung zwischen dem Jal und der Welt der Sterblichen zuständig. Ihre Aufgabe bestand darin zu verhindern, dass Götter oder Menschen von einer Welt in die andere überwechselten. Von einer Pforte, die sich in der bekannten Welt befindet, zu einer anderen zu gelangen, müsste auch ohne Wächter möglich sein.«
» Immerhin etwas«, knurrte Guederic.
Auf seine abfällige Bemerkung folgte verlegenes Schweigen. Lorilis wurde immer trauriger. War ihr Besuch in dem Tal, auf das die Erben so große Hoffnungen gesetzt hatten, tatsächlich schon wieder vorbei? Und das, obwohl niemand wusste, wohin die Reise als Nächstes gehen sollte? Die einzige Gewissheit, die sie hatten, war die, dass jenseits des Tals ein allmächtiger Saat auf sie wartete. Das war nicht gerecht! Das wollte sie einfach nicht hinnehmen!
» Hat Usul denn gelogen?«, fragte sie. » Oder hat er sich geirrt?«
» Gelogen hat er sicher nicht«, erklärte Nol. » Ob er sich geirrt hat… Als er seine Macht wiedererlangte, könnte er dem Wahnsinn verfallen sein. Das übermenschliche Wissen war vielleicht einfach zu viel für seinen Verstand. Oder für den des Sterblichen, in dem er wiedergeboren wurde, was auf dasselbe hinausläuft. Aber da er immer noch in der Lage ist, sein grausames Spiel zu spielen, muss wenigstens ein Teil von dem, was er euch verraten hat, wahr sein.«
» Dann sind unsere Eltern vielleicht wirklich im Jal?«, rief Lorilis. » Wie kann das sein?«
Nol zuckte abermals die Achseln, um seine Ohnmacht zu bekunden. Die Ereignisse, die seine Welt erschüttert hatten, überstiegen offenbar sein Verständnis. Er war nicht mehr als ein ratloser, erschöpfter alter Mann, dessen Lebensflamme langsam erlosch.
Wütend starrte Lorilis auf die Pforte, die sich weigerte, sie zu Niss und Cael zu lassen. Einer plötzlichen Eingebung folgend konzentrierte sie sich und erweiterte ihre Wahrnehmung, wie sie es mittlerweile schon oft getan hatte. Nun konnte sie die vielen Energieströme sehen, die unter dem Bauwerk verschwanden. Es war, als würden sie von einem blinden Spiegel verschluckt. Was hatte das zu bedeuten? Was geschah mit all dieser gebündelten Kraft? Wohin strömte die Energie?
Und wenn …
Die Idee war so fantastisch, dass Lorilis sie sofort aussprechen musste– etwas so Gewaltiges konnte sie nicht für sich behalten.
» Was, wenn sich unsere Eltern in einem anderen Jal befinden?«, rief sie aus. » In einem neuen Jal?«
Lorilis’ Worte wirkten auf Josion wie ein Schlag vor den Kopf. Warum waren sie nicht schon früher darauf gekommen? Von Anfang an hatten sie über eine Welt nachgedacht, die nicht mehr existierte, über Gesetze einer anderen Epoche. Dabei war längst ein neues Zeitalter angebrochen, in dem die alten Regeln nicht mehr galten.
Die Erben und Nol der Seltsame waren von Lorilis’ unerhörter Idee wie betäubt. Damián fasste sich als Erster wieder: » Wäre das denkbar?«, fragte er den Hüter. » Könnte es tatsächlich ein neues Jal geben?«
» Ich weiß nicht… Ich weiß es wirklich nicht«, sagte Nol stockend. » Das wäre eine… beunruhigende Vorstellung… Wie sollte das…« Er blickte ins Leere, überwältigt von der Tragweite dieses Gedankens.
» Das würde vieles erklären«, befand Josion. » Zum Beispiel Usuls Prophezeiung. Und auch, warum es Nol nicht gelingt, einen Durchgang zu diesem neuen Jal zu öffnen. Wahrscheinlich gehorcht es anderen Gesetzen, einer anderen Magie. Deshalb können unsere Eltern es auch nicht verlassen. Sie sind darin gefangen.«
» So wie die Seelen der Verstorbenen im alten Jal«, ergänzte Guederic bitter. » Oder unsere Eltern können das neue Jal nicht verlassen, weil sie tot sind.«
Auch wenn er sich mit aller Kraft gegen diesen Gedanken wehrte, durften sie nichts unberücksichtigt lassen.
» Nein, sie sind nicht tot«,
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