Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
sich jahrzehntelang in der Kunst des Kampfs geübt hatten.
In den Gassen des Dorfs lagen bereits überall Leichen, und die Flammen, die aus den brennenden Häusern schlugen, spiegelten sich im blutgetränkten Lehm. Zwei Drittel der Toten trugen scharlachrote Gewänder.
Guederic zögerte keinen Moment, auf welche Seite er sich schlagen sollte. Er stürzte sich auf Saats Männer, als ginge es darum, sein eigenes Hab und Gut zu verteidigen. Die anderen ließen sich von ihm mitreißen und wurden so schnell in den Kampf verwickelt, dass ihnen keine Zeit zum Nachdenken blieb. Als sich die Erben einmischten, waren die Zü zunächst misstrauisch, aber recht schnell waren sie dankbar für die unverhoffte Verstärkung. Bald kämpften Zü und Erben Seite an Seite.
Es war ein gnadenloses Gefecht. In dieser Nacht würden keine Gefangenen gemacht, und die Besiegten durften nicht mit Gnade rechnen. Das hatte Guederic offenbar auf Anhieb begriffen, und auch Souanne, Damián, Josion und Maara verstanden es schnell: Sie mussten ihre Gegner töten, um sich ihrer zu entledigen. Unweigerlich zogen sie nach kurzer Zeit die Aufmerksamkeit der Magier auf sich, die sich bisher auf die Zü-Kriegerinnen konzentriert hatte. Zum Glück erkannte Damián die drohende Gefahr rechtzeitig und warnte die anderen.
Jetzt gerieten die Erben noch mehr in Bedrängnis. Während sie ihre Duelle austrugen, mussten sie sich hinter ihren Gegnern verschanzen, um nicht von einem der Blitze getroffen zu werden, die Saats Lehrlinge heraufbeschworen. Fortan beschränkten sich die Erben darauf, die Schwerthiebe ihrer Feinde zu parieren, denn wenn sie die Piraten töteten, standen sie schutzlos da.
In diesem Moment wurde Najel klar, warum die Zü keine Chance gegen die Piraten hatten: Sobald eine Kriegerin im Kampf die Oberhand gewann und mit ihrem vergifteten Dolch zustach, wurde sie von übernatürlichen Kräften niedergestreckt, von deren Existenz sie nicht einmal gewusst hatte.
» Besorgt mir… Pfeile«, stieß Zejabel hervor.
Sie sah Najel auffordernd an, und bei ihrem eindringlichen Blick bekam er eine Gänsehaut. Mit Lorilis’ Hilfe brachte er die geschwächte Zü in eine Seitengasse, wo sie außer Gefahr war. Dann rannte er geduckt zurück zu dem Platz, auf dem der Kampf tobte. Während er um die am Boden liegenden Leichen herumlief, hoffte er inständig, kein Donnergrollen über seinem Kopf zu hören. Zum Glück fand er recht schnell, was er suchte: einen Köcher voller Pfeile. Die Schäfte waren mit blutroten Federn gespickt und die Spitzen vermutlich vergiftet. Najel löste den Gurt, der den Köcher mit seiner Besitzerin verband, und vermied es, der Toten ins Gesicht zu sehen. Dann machte er sich auf den Rückweg zu Zejabel und Lorilis. Beim Laufen blickte er sich immer wieder ängstlich um.
Zejabel dankte ihm mit einem knappen Nicken, hängte sich den Köcher um und rückte ihn zwischen den Schulterblättern zurecht. Diese Geste allein schien ihr neue Kräfte zu verleihen und eine heilsamere Wirkung zu haben als jeder Trunk. Sie nahm Lorilis den Bogen ab, den das Mädchen für sie getragen hatte, zielte konzentriert und schoss den ersten Pfeil ab.
Fünfzig Schritte entfernt erstarrte ein Hexer mitten in der Bewegung und brach zusammen. Der Pfeil hatte seinen Hals glatt durchschlagen.
Die verbliebenen fünf Magier sahen sich panisch um und versuchten festzustellen, woher der Pfeil gekommen war. Zu Beginn der Schlacht hatten mehrere Zü versucht, sie mit ihren Pfeilen zu treffen, doch die Magier hatten die Bogenschützinnen als Erste außer Gefecht gesetzt.
Zejabel ließ sie eine Weile schmoren und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Dann war es so weit: Alle fünf Hexer wandten ihr gleichzeitig den Rücken zu, und sie ließ einen zweiten Pfeil von der Sehne schnellen.
Das Geschoss rammte sich einem der Männer ins Ohr und durchschlug seinen Schädelknochen. Er ging lautlos zu Boden und kippte seinen Kumpanen vor die Füße.
Fassungslos starrten die vier Überlebenden auf die Leiche und verständigten sich dann darauf, dass jeder eine Himmelsrichtung im Auge behielt. So standen sie mit ausgestreckten Händen da, bereit, den unsichtbaren Angreifer mit einem Blitz zu töten.
Najel befürchtete, Zejabel könnte vorschnell handeln, aber sie war klug genug, so lange in ihrem Versteck auszuharren, bis die Wachsamkeit ihrer Feinde nachließ. Ohnehin war sie ihren Gefährten bereits eine große Hilfe gewesen, denn nun waren die Hexer nur noch
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