Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5
Maschine rollte heraus. Sie bewegte sich auf die Aschenreste zu, während eine schaufelähnliche Vorrichtung aus ihrem Vorderteil hervorglitt. Sie besprühte die verschmutzte Fläche mit einer Flüssigkeit, die schnell zu einer Unmenge winziger Bälle trocknete, saugte die Kügelchen dann auf die Schaufel und in eine Öffnung. Eine Minute später hatte sie sich wieder in die Nische zurückgezogen, aus der sie gekommen war, und die Öffnung schloß sich.
De Marbot spuckte auf den Boden, nur um den Roboter wieder in Aktion zu sehen. Als das Gerät nach der Säuberung in ihre Höhle zurückrollte, versetzte der Franzose ihm einen Tritt. Gelassen verschwand die Maschine in der Öffnung.
»Wirklich«, sagte De Marbot, »ich ziehe die Roboter aus Protein und Knochen, diese Androiden, eindeutig vor. Diese mechanischen Dinger verschaffen mir eine Gänsehaut.«
»Mich stören die Roboter aus Fleisch und Blut«, sagte Burton.
»Ah, ja, wenn man sie tritt - nicht, weil man sie verletzen, sondern ein Gefühl provozieren will -, dann weiß man, sie sind aus Fleisch und Blut, und werden es spüren. Aber sie geben Tritte oder Beleidigungen nicht zurück, und das macht sie unmenschlich. Immerhin brauchte man ihnen keinen Lohn zu zahlen, und man weiß genau, daß sie nicht streiken werden.«
»Ich mag ihre Augen nicht«, sagte Burton.
De Marbot lachte.
»Sie sehen nicht toter aus als die Augen meiner Husaren am Ende eines langen Feldzugs. Du siehst in ihnen einen Mangel an Leben, den es einfach nicht gibt. Den Mangel, meine ich. Du weißt, daß sie hirnlos sind, beziehungsweise nur einen winzigen Teil ihres Gehirns einsetzen. Aber das kann man auch von gewissen Menschen sagen, denen wir begegnet sind.«
»Man kann eine Menge sagen«, meinte Burton. »Sollen wir zu den anderen zurückkehren?«
De Marbot blickte auf seine Armbanduhr. »Noch eine Stunde bis zum Abendessen. Vielleicht gelingt es mir, Aphra wieder zum Lachen zu bringen. Es gibt nichts Schädlicheres für die Verdauung als einen trübsinnigen Tischgenossen.«
»Sag ihr, bei der nächsten Phase des Projekts wird sie dabei sein«, schlug Burton vor. »Das wird sie aufheitern. Aber verrate ihr nicht, was wir getan haben, außer auf diese Art.« Er deutete auf das Notizbuch.
De Marbot schnitt eine Grimasse. »Dieser Unbekannte«, sagte er, »der Beobachter - er muß sich fragen, was wir vorhaben. Wie können wir etwas vor ihm verbergen? Man kann doch nicht einmal furzen, ohne daß er es mitbekommt.«
Burton grinste. »Vielleicht hat er nun die Hosen voll«, meinte er. »Wie man so schön sagt.«
Man war übereingekommen, daß jeder die anderen abwechselnd bewirtete. Heute war Alice an der Reihe, und sie begrüßte sie in einem langen, sehr tief ausgeschnittenen Lincoln-grünen Abendkleid im Stil des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts. Burton bezweifelte, daß sie auch die dazugehörigen zahlreichen Unterkleider dieser Epoche trug. Sie hatte sich zu sehr an die bequeme, kühle Kleidung des Flußtals gewöhnt: ein Tuch, das als kurzer Rock, und ein dünnes, leichtes Stück Stoff, das als BH diente. Sie trug elegante grüne, hochhackige Schuhe und Seidenstrümpfe, obwohl die letzteren ihr wahrscheinlich nicht einmal bis ans Knie reichten. Ihr Schmuck - aus einem E-M-Konverter - bestand aus einem in einen Goldring eingefaßten Smaragd, kleinen goldenen Ohrringen, von denen jeder mit einem großen Smaragd verziert war, und einer Perlenkette.
»Du siehst bezaubernd aus«, sagte er, als er sich verbeugte und ihre Hand küßte. »Achtzehnhundertneunzig,
was? Das Jahr meines Todes. Willst du damit etwa diskret andeuten, daß du dieses Ereignis feierst?«
»Wenn, dann nur unterbewußt«, sagte sie. »Keine Bonmots, bitte.«
»Bonmot. Ein Wort des Jahres 1931«, sagte Frigate zu Alice. »Das Jahr deines ersten Todes.«
»Meines einzigen, Gott sei Dank«, sagte sie. »Müssen wir von diesem schrecklichen Sensenmann sprechen?«
Frigate verbeugte sich und küßte ihre ausgestreckte Hand.
»Du bist absolut phantastisch. Ein Wort von dir, und ich bin ganz der deine. Nein, du brauchst es nicht einmal auszusprechen. Ich bin sowieso der deine.«
»Du bist sehr galant«, sagte sie. »Und auch sehr energisch.«
Burton schnaubte. »Genau das ist er nicht«, sagte er. »Es sei denn, er hat getrunken. Schneid aus der Pulle.«
»In bourbono veritas«, sagte der Amerikaner. »Aber du irrst dich. Nicht einmal dann. Nicht wahr,
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