Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
Kämpfen empfunden hatte und der noch am ehesten an eine menschliche Regung erinnerte, war während des Massakers auf der Insel der Guori immer kürzer und flüchtiger geworden. Alles, was blieb, war das Verlangen, immer mehr Seelen auszulöschen, sich ihre Kraft anzueignen und sie gegen neue Opfer einzusetzen.
» Das ergibt doch keinen Sinn«, sagte Josion. » Dein Vater konnte gar nicht wissen, dass es Guederic so ergehen würde. Außerdem ist Souanne ebenso von dem Phänomen betroffen, aber über sie hat Kebree mit euch nicht gesprochen.«
» Weil sie keine Erbin ist!«, erinnerte Maara ihn barsch. » Mein Vater kannte Souanne überhaupt nicht. Versteht ihr denn nicht? Sie sind Dämonen, alle beide!«
Mit einer wendigen Handbewegung zog sie ihre Lowa. Sofort zückten die anderen ebenfalls ihre Waffen. Josion war der Schnellste und richtete seinen Zarratt auf Maaras Kehle. Als Nächstes blitzte der Hati von Zejabel auf, aber sie stand zu weit weg, um etwas ausrichten zu können. Nun zogen auch die Legionäre ihre Klingen, und Guederic beobachtete schmunzelnd, wie sich sein Bruder schützend vor seine Untergebene stellte. Doch die Lage war zu ernst, um sich über solche Kleinigkeiten zu amüsieren.
» Lasst sie gewähren«, sagte er, ohne sich zu rühren. » Sie hat schließlich Recht.«
» Halt den Mund!«, befahl Damián. » Du kannst nicht klar denken. Die meisten von uns haben die ganze Nacht nicht geschlafen. Wir dürfen uns nicht zu voreiligen Schlüssen und Entscheidungen verleiten lassen, die wir später bereuen könnten.«
» Ich bin kein Dämon«, beteuerte Souanne. » Und Guederic auch nicht.«
Nicht einmal er selbst fand ihre Beteuerung sehr überzeugend. Es verging eine Weile, ohne dass die Gefährten die Waffen senkten. Schließlich versuchte Lorilis, Frieden zu stiften.
» Mein Vater wurde auch von Sombre mit einem Fluch belegt, aber deshalb war er noch lange kein Verräter. Wir müssen geeint bleiben.«
» Er hätte fast deine Mutter erwürgt«, erinnerte Maara sie. » Und er trieb Eryne dazu, sich selbst einen Dolch ins Herz zu stoßen. Es tut mir leid, aber ich kann euch nicht mehr trauen. Wenn ihr beide bleibt, gehen Najel und ich unsere eigenen Wege.«
Guederic und Souanne sahen einander traurig an. Das war also bei dem Mu’grom herausgekommen: Die Gefährten waren heillos zerstritten und gefangen in ihren eigenen Ängsten und Nöten, anstatt ihre Kräfte gemeinsam auf die Suche nach ihren Eltern zu richten.
Zum ersten Mal seit Beginn ihres Streits packte den jungen Mann kalte Wut. Er entfesselte ein wenig seiner neugewonnenen Kraft, schnellte vor, entriss Maara die Lowa und hielt die Kriegerin nur mit der Kraft seines linken Arms fest. Verzweifelt versuchte sie, sich zu befreien, doch als sie merkte, dass sie keine Chance hatte, blieb sie starr stehen und reckte stolz das Kinn.
Guederic machte sich auf ein paar Kopfnüsse gefasst, doch nichts geschah. Die wallattische Prinzessin starrte ihn noch immer hasserfüllt an, aber in ihren Blick mischte sich jetzt Unbehagen, vermutlich aufgrund der körperlichen Nähe, der sie sich nicht entziehen konnte.
» Tu ihr nicht weh.«
Alle Blicke richteten sich auf Najel. Der Junge stand auf der Türschwelle und hielt seinen Stock in der Hand. Er wirkte immer noch so schwach, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte, doch die Ergebenheit der B’ree gegenüber ihrem Klan war offenbar unerschütterlich.
» Das hatte ich auch nicht vor«, versicherte ihm Guederic. » Ich würde ihr niemals wehtun.«
» Usul hat vorhergesagt, dass einer von uns ein Verbrechen begehen wird«, verriet er. » Diese Prophezeiung darf sich nicht bewahrheiten.«
Die Neuigkeit versetzte den ohnehin schon erschütterten Erben einen weiteren Schock. Zumindest diente sie aber dazu, die Anspannung zu lockern und die überhitzten Gemüter abzukühlen. Die neue Bedrohung brachte alle wieder zur Besinnung. Guederic ließ Maara los, ohne sich bewusst dafür entschieden zu haben, und auch die Wallattin schien nicht auf Rache aus. Stattdessen wandte sie sich ihrem kleinen Bruder zu, der am ganzen Leib zitterte.
» Ich werde die Gruppe nicht verlassen, Maara«, teilte er ihr mit. » Und ich will, dass du auch bleibst, damit wir eine Chance haben, unsere Eltern zu finden. Denn wenn Souanne sicher ist, dass sie noch leben, glaube ich ihr. Wozu sollten ihre neuen Kräfte sonst gut sein? Außerdem wissen wir mittlerweile, dass sich unser Vater im Jal befindet. Wir müssen nur
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