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Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Titel: Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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ankerte. Und dieser Segler teilte die Wellen wie ein riesiger Hai, erhellt von unzähligen Sturmlaternen, die an seinen Masten hingen.
    Einen Augenblick lang war Najel vor Schreck wie erstarrt. Der Segler wirkte wie ein Geisterschiff, das direkt aus den Tiefen des Karu aufgestiegen war. Dann riss er sich zusammen und stürzte die Treppe in die Kombüse hinunter. Unten waren fast alle Erben versammelt. Damián war über Amanóns Notizen gebeugt, während Josion Corenns Reisetagebücher studierte. Najel platzte mit Panik in den Augen und triefender Kleidung mitten in die friedliche Runde. Die anderen erkannten sofort den Ernst der Lage und griffen zu den Waffen, noch bevor der junge Mann den Mund aufmachte.
    » Wir werden verfolgt!«, rief er. » Von einem Segler, einem gewaltigen Segler!«
    Maara stieß ihn zur Seite und lief an Deck, um sich zu überzeugen, gefolgt von Najel und den anderen. Guederic kam als Letzter an Deck. Najel schien es, als wäre der Segler in der Zwischenzeit mindestens fünfhundert Armlängen näher gekommen, was eigentlich unmöglich war und die Situation noch bedrohlicher machte. Die Fregatte segelte in ihrem Kielwasser, daran bestand kein Zweifel. Wahrscheinlich würde sie weniger als eine Dezime brauchen, um sie einzuholen. Zwar konnte Najel noch niemanden von der Besatzung erkennen, aber er zweifelte nicht daran, dass sie ihnen feindlich gesinnt war. Es fragte sich nur, wer ihr Anführer war.
    » Ich glaube nicht, dass das Piraten sind«, sagte Maara mit finsterem Blick.
    Damit sprach sie aus, was alle dachten, doch keiner sagte ein Wort. Ängstlich beobachteten die Erben, denen Haare und Kleider mittlerweile nass am Körper klebten, wie sich das hell erleuchtete Geisterschiff mit hoher Geschwindigkeit auf sie zubewegte.
    » Das kann doch nicht Saat sein, oder?«, murmelte Damián schließlich. » Wie hätte er uns finden sollen?«
    Doch der Zweifel in seiner Stimme war unüberhörbar. Sie alle konnten sich nur zu gut daran erinnern, wie ihre Feinde sie erst in Benelia und dann auf der Burg der Familie von Kercyan aufgespürt hatten, als sie eigentlich dachten, dass ihre Spur unmöglich zurückzuverfolgen sei.
    » Wir können sie nicht abschütteln«, sagte Souanne ernst. » Selbst wenn wir alle Segel setzen.«
    » Aber vielleicht haben sie uns noch gar nicht entdeckt«, entgegnete Najel. » Unser Schiff ist viel kleiner als ihres. Und sie hätten sicher nicht alle Laternen angezündet, wenn sie nicht irgendetwas suchen würden.«
    Es dauerte eine Weile, bis die anderen seine Worte begriffen hatten. Aber dann machten sie sich ohne ein weiteres Wort daran, die Wasserratte als treibendes Wrack zu tarnen. Fast lautlos hoben sie das Ruder aus dem Wasser, holten die Segel ein und löschten alle Laternen an Bord. Dann überließen sie die Wasserratte den Elementen.
    Von diesem Moment an gab es für die Erben nur noch drei Dinge: den Seegang, der das Boot schonungslos hin und her warf, den Regen, der sich unbarmherzig über die schutzlosen Menschen ergoss, und den Großsegler, der unverändert auf sie zuhielt.
    Mit jeder Dezille, die verging, wurde die Atmosphäre an Bord angespannter. Najel und die anderen hatten sich um den Hauptmast gehockt – einerseits, um die Nähe der anderen zu suchen, aber auch, um in der undurchdringlichen Dunkelheit nicht über die Reling zu fallen. Plötzlich spürte der junge Mann, wie sich eine Hand in die seine schob. Zuerst dachte er, es sei seine Schwester, die ihm Mut machen wollte, aber Maara saß zu weit weg. Also konnte es nur Lorilis sein, und Najel erwiderte ihren Händedruck mit all der Wärme und Zuversicht, die er aufbringen konnte. Doch auch ihm tat die Berührung gut, und in diesem Moment wusste er wieder, warum er sich Usul in den Weg gestellt und es auf sich genommen hatte, die Bürde seines übermenschlichen Wissens zu tragen: um Lorilis diese Qual zu ersparen.
    Zur Erleichterung aller trieb ihr Boot nach und nach von dem Kurs ab, den der fremde Segler noch immer verfolgte. Trotzdem war dieser mittlerweile so nah, dass sie die Silhouetten der Matrosen an Deck erkennen konnten. Tatsächlich war die Zahl der Besatzungsmitglieder eindrucksvoll. Allein in der Takelage und entlang der Reling befanden sich mindestens zwanzig Mann, und die meisten von ihnen waren damit beschäftigt, das Meer um sie herum abzusuchen. Als der Großsegler noch ein Stück näher gekommen war, wagte Najel nicht einmal mehr zu atmen. Natürlich war das unnötig, denn der

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