Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
Guederic sah sofort, dass ihnen dieser Gedanke noch nicht in den Sinn gekommen war.
» Ganz offensichtlich haben sie nicht mehr die schützende Wirkung, die wir uns von ihnen erhofften«, fuhr er fort. » Wahrscheinlich verschwand ihre Kraft zusammen mit dem Jal, lange bevor wir überhaupt geboren wurden. Alles, was sie noch können, ist, ihre Farbe verändern, und das ist ja nichts Besonderes.«
» Aber das heißt doch noch lange nicht, dass sie jetzt dem Hexer dienen«, warf Josion ein.
» Das habe ich auch nicht gesagt. Aber es könnte sein, dass die Träger dieser Steine besonders herausstechen, so als wären wir die Einzigen in einer riesigen Menschenmenge, die rote Hüte tragen.«
Die anderen sahen ihn fasziniert an, einige waren skeptisch. Guederic wollte sie nicht länger auf die Folter spannen. Wenn er sich schon so weit vorgewagt hatte, musste er es auch zu Ende bringen.
» Dein Stein befindet sich in deiner Brusttasche«, sagte er zu seinem Bruder. » Dein Stein ist in deiner Gürteltasche, Souanne. Und Zejabel hat ihren an einem Armband befestigt. Wenn ich mich ein wenig konzentriere, kann ich sie alle sehen, und zwar besser, als wenn sie im Dunkeln leuchten würden. Ich wette mit euch, dass Saat das ebenfalls kann, und zwar vom anderen Ende der Welt aus. Wir müssen die Dinger loswerden.«
Die allgemeine Überraschung war groß, aber Guederic achtete vor allem auf die Reaktion von Souanne. Aus ihrer verblüfften Miene schloss er, dass sie die Steine nicht sehen konnte. Wahrscheinlich lag das daran, dass sie noch nicht so oft getötet hatte wie er. Ihre Fähigkeiten waren nicht vergleichbar. Die Frage war nur, wie viel stärker seine Kräfte noch werden konnten.
Und wie lange Guederic dem Drang widerstehen konnte, es auszuprobieren.
Allein der Gedanke daran, sich von den Steinen zu trennen, die ihr Vater wie einen kostbaren Schatz gehütet hatte, brachte Maara in Rage. Aber sie wusste längst, dass Guederic die anderen überzeugen würde. Immerhin hatte er die Miene des lauernden Raubtiers und den überheblichen Blick abgelegt. Nein, diesmal meinte der Lorelier es ehrlich, und er schien die Situation aufrichtig zu bedauern.
» Du kannst wirklich unsere Gwelome sehen?«, hakte Josion noch einmal nach. » Und wie äußert sich das?«
» Es ist, als würden sie unter euren Kleidern leuchten. Während unseres Gesprächs gerade sah ich sie zum ersten Mal. Aber ich habe das Gefühl, als hätte die Fähigkeit nur darauf gewartet, sich zu manifestieren.«
» Und was ist, wenn du in einen anderen Raum gehst?«, fragte Damián.
Der junge Mann zuckte die Achseln und ging nach nebenan. Als er zurückkam, nickte er bestätigend. Auch im Nebenraum konnte er spüren, wo sich die Steine befanden. Die Erben unternahmen noch weitere Versuche dieser Art, und Najel versteckte sich sogar in einer Ecke des Laderaums. Diesmal allerdings konnte Guederic sein Gwelom nicht mehr ausmachen.
» Aber das hat nichts zu bedeuten«, sagte er. » Ich wette, morgen ist die Fähigkeit schon viel stärker entwickelt. Und Saat übt sich in diesem kleinen Spielchen bestimmt schon eine ganze Weile.«
» Aber du bist kein Hexer«, wandte Maara ein. » Wo kommt diese Fähigkeit her? Was passiert mit dir?«
Obwohl er ihre Offenheit schätzte, machte er ein verlegenes Gesicht.
» Das weiß ich auch nicht. Die harmloseste Erklärung wäre, dass meine Mutter mir etwas von der Macht des Jal vererbt hat. Aber dann müsste das bei Damián auch so sein. Ganz zu schweigen von Josion, der im Dara gezeugt wurde. Wahrscheinlich hatte ich einfach nur Pech«, schloss er mit einem gezwungenen Lächeln.
» Wenn dein Pech uns dabei hilft, dem Hexer zu entkommen, habe ich nichts dagegen«, bemerkte Damián.
» Ich finde trotzdem, dass wir die Steine behalten sollten«, warf Josion ein. » Selbst wenn sie uns nicht mehr vor Magie schützen, sorgen sie vielleicht immer noch dafür, dass Sombre und andere Dämonen uns nicht finden.«
» Das glaube ich nicht«, wandte Najel ein. » Als Usul mich auf dem Vulkan verschleppt hatte, wusste er, dass ihr mir zu Hilfe kommen würdet. Und vorher hat er uns am Strand aufgelauert.«
» Usul wird nicht umsonst ›Der Wissende‹ genannt«, entgegnete Josion. » Das muss nicht an den Gwelomen gelegen haben.«
» Unsinn«, warf Zejabel scharf ein.
Alle Augen wandten sich der einstigen Kahati zu, die schwermütig auf ihr Armband blickte, das ein Stein aus dem Dara schmückte.
» Guederic muss Recht haben«,
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