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Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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an hatte sie ihr Leben nicht mehr selbst in der Hand. Sie musste sich einem Fremden anvertrauen und wusste nicht, wohin ihr Weg sie führte.
    Izaelle reichte ihr das Bündel mit ihren Sachen, beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. Lorilis starrte sie verdattert an. In den acht Dekaden, die sie gemeinsam durchs Land gereist waren, hatte Izaelle ihr nicht einmal ihre Zuneigung gezeigt. Als Lehrerin musste sie sich natürlich zurückhalten, aber gerade deshalb hatte die Geste etwas so Dramatisches. Lorilis brachte kein Wort des Abschieds heraus, sondern hob nur die Hand zum Gruß, während sich das Boot vom Ufer entfernte und sie einem ungewissen Schicksal entgegentrug.
    Nach einer knappen Dezille konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie machte sich schreckliche Sorgen um ihre Eltern und konnte sich einfach nicht mit ihrer verzweifelten Lage abfinden. Läge das Dorf, das sie mit Izaelle besucht hatte, näher an Kaul als an Benelia, hätte sie das Matriarchat nicht verlassen müssen. Dann hätte ihr Vater sie abgeholt, und alles wäre gut gewesen.
    Es stimmte, was die Leute sagten: Manchmal genügte eine Belanglosigkeit, um ein ganzes Leben zu verändern.
Damián hatte sich gerade wieder in seine Papiere vertieft, als es abermals an der Tür klopfte. Einen Moment lang fragte er sich, ob Guederic ihn um Entschuldigung bitten oder sich noch einen schlechten Scherz erlauben wollte. Aber sein Bruder würde wohl kaum länger als nötig im Hauptquartier der Grauen Legion verweilen. Unwillig schüttelte er den Kopf und rief den Besucher herein.
    Durch die Tür trat eine Frau in der Uniform der Grauen Legionäre. Seit Amanón die Legion leitete, gab es mehr und mehr Frauen in ihren Reihen. Anfangs hatten die Lorelier diese Entwicklung, die sie Amanóns Herkunft aus dem Matriarchat von Kaul zuschrieben, mit großem Misstrauen verfolgt, aber mittlerweile hatten sie sich daran gewöhnt.
    Die junge Frau, die nun etwas steif vor ihm stand, war nicht älter als er selbst und konnte auf eine fast ebenso glänzende Laufbahn zurückblicken. Auch sie hatte sich Hoffnungen gemacht, in den Rang einer Ritterin erhoben zu werden, aber schließlich war die Entscheidung auf ihn gefallen. Amanón schätzte ihre Arbeit jedoch so sehr, dass er sie stattdessen zu seiner persönlichen Leibwächterin gemacht hatte. Dass sie mittlerweile mehr Zeit mit seinem Vater verbrachte als er selbst, machte Damián nichts aus. In gewisser Weise war er sogar froh, dass er nicht auch noch diesen Posten übertragen bekommen hatte, sonst wäre mit Sicherheit das Gerede wieder losgegangen, er sei ein Vatersöhnchen.
    Die Legionärin salutierte und wartete, dass er sie zum Sprechen aufforderte. Obwohl es nicht Damiáns Art war, seine Macht auszunutzen oder gar seine Untergebenen zu demütigen, nahm er sich einen Moment Zeit, um sie zu
mustern. Ihr Haar war zu einem Knoten gebunden, das Gesicht ungeschminkt, und sie trug keinen Schmuck, der das Grau ihrer Uniform durchbrochen hätte. Trotzdem hatte sie eine sehr weibliche Ausstrahlung, und viele Männer hätten sie sicher als hübsch bezeichnet. Doch darüber wollte Damián nicht nachdenken, schließlich war sie seine Untergebene. Außerdem hatte sie tiefe Ringe unter den Augen.
    »Ich höre, Souanne«, sagte er.
    Die Legionärin entspannte sich und sah ihm in die Augen. Was er in ihrem Blick sah, gefiel ihm gar nicht: eine Mischung aus Neid, Bitterkeit und Geringschätzung, vermutlich weil er zum Ritter befördert worden war und sie nicht.
    »Auf Befehl des Kommandanten soll ich Euch sofort nach Benelia eskortieren.«
    Verblüfft riss Damián die Augen auf. Zwar hatte sein Vater schon mehrmals davon gesprochen, dass sich Damián vielleicht eines Tages würde in Sicherheit bringen müssen, weil ein Feind der Grauen Legion seine Familie bedrohen könnte, und deshalb hatte Amanón gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Aber Damián hatte das alles nicht besonders ernst genommen.
    »Zeigt mir das Schriftstück«, sagte er angespannt.
    »Das geht nicht. Der Kommandant hat mir den Befehl mündlich gegeben. Ich bin sofort hierher aufgebrochen.«
    »Wo ist mein Vater? Wo hat er Euch diesen Befehl erteilt? «
    »Den Abend und die Nacht haben wir im Haus des Herzogs von Kercyan verbracht. Ich weiß nicht, wo sich der Kommandant jetzt aufhält.«

    »Ihr wart bei meinen Großeltern? Was habt ihr dort getan? «
    Die Legionärin runzelte verärgert die Stirn. Damián fand ihr Benehmen unverschämt –

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