Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
Lust, bei eurem Spiel mitzuspielen«, sagte er. »Vielleicht sollte ich mich in einem Wirtshaus einquartieren, sobald wir im Hafen angelegt haben.«
»Damit Ihr Euch wieder besaufen könnt und im Kerker landet?«, herrschte ihn Souanne an. »Reicht es Euch nicht, dass Ihr vorhin fast draufgegangen wärt?«
»Sie hat Recht, Guedy«, sagte Damián beschwichtigend. »Vater hat uns hergeschickt, weil er glaubt, wir seien in Gefahr. Und wo wir gerade von Gefahr sprechen … Willst du uns nicht erzählen, was passiert ist? Kanntest du die Männer, die dich angegriffen haben?«
Guederics Meine verdüsterte sich wieder. »Nur den einen, den ich … den … der tot ist. Er war derjenige, mit dem ich mich auch schon gestern Nacht geprügelt habe. Ich hätte nicht gedacht, ihn so schnell wiederzusehen. Da hab ich mich wohl gründlich geirrt.«
Guederic verfiel in brütendes Schweigen, denn der Vorfall
verstörte ihn immer noch zutiefst. Er fühlte sich nicht imstande, weiter darüber zu reden.
Auch wenn das bedeutete, dass er seinem Bruder etwas Wichtiges vorenthielt.
Josion blätterte in regelmäßigen Abständen die Seiten seines Buchs um, ohne ein Wort von dem aufzunehmen, was er las. Er hatte das philosophische Traktat schon mehrfach studiert, aber heute war er mit den Gedanken woanders, weit entfernt von dem leerstehenden Haus in Benelia, in das man ihn einquartiert hatte. Dennoch hatte es zwei Vorteile, so zu tun, als wäre er in die Lektüre vertieft: Seine Hände waren beschäftigt, und die kleine Kaulanerin ließ ihn in Ruhe.
Er hatte nichts gegen Lorilis persönlich. Sie schien ein nettes, wohlerzogenes Mädchen zu sein, aber ihm stand einfach nicht der Sinn danach, sich zu unterhalten. Bei ihrer Ankunft war Lorilis so eingeschüchtert gewesen, dass er ihr kurz etwas Aufmerksamkeit geschenkt hatte, damit sie sich entspannte. Anschließend hatte er sie sich selbst überlassen. Sie hatte eine Kleinigkeit gegessen, ihr Geschirr abgespült, sich im Haus umgesehen und ein Zimmer bezogen. Seitdem hatte sie ihn nicht ein einziges Mal angesprochen, obwohl sie darauf brennen musste, mehr zu erfahren. Er zweifelte keine Dezille, dass sie ihn mit Fragen löchern würde, sobald er sein Buch zuschlüge, in der Hoffnung, er könnte all ihre Sorgen aus der Welt schaffen.
Aber Josion konnte ihr nicht helfen. Das, was er wusste, durfte er nicht preisgeben. Nein, er musste weiter schweigen.
Eigentlich hatte sein Tag wie jeder andere begonnen. Josion war früh aufgestanden und beim Frühstück in der kleinen Dachkammer, die er seit seinem Umzug nach Lorelia bewohnte, noch einmal den Unterrichtsstoff vom Vortag durchgegangen. Obwohl er nun schon seit einigen Jahren an der renommierten königlichen Universität von Lorelia studierte, wusste er immer noch nicht, womit er einmal seinen Lebensunterhalt verdienen wollte. Er war ein guter Schüler und hatte in allen Fächern hervorragende Noten: Literatur, Geometrie, Naturkunde und Geschichte … Aber er empfand keine besondere Leidenschaft für eine dieser Disziplinen, was ihm zunehmend Kopfzerbrechen bereitete. Schon in einem Jahr würde er entscheiden müssen, welchen Beruf er ergreifen wollte.
Wie an sieben Tagen in jeder Dekade hatte er sich nach dem Frühstück auf den Weg zum Unterricht gemacht, aber er war nicht einmal bis zur nächsten Straßenecke gekommen: Vor der Tür fingen ihn zwei Graue Legionäre ab. Die Männer hatten den Auftrag, ihn nach Benelia zu eskortieren, und der Befehl stammte direkt von ihrem Kommandanten Amanón, der wiederum auf Anweisung von Josions Eltern handelte. Als Beweis dafür, dass er ihnen vertrauen konnte, zeigten die Legionäre ihm ein Gwelom, und Josion folgte ihnen ohne Widerspruch.
Schon lange hatte er gewusst, dass so etwas eines Tages passieren könnte. Zunächst hatte er sich keine großen Sorgen gemacht: Es konnte sich um falschen Alarm handeln oder um eine Übung, mit der Amanón überprüfen wollte, ob sein Notfallplan funktionierte. Aber natürlich war es auch möglich, dass er ernsthaft in Gefahr war. Es war vor
allem diese Ungewissheit, die Josion verrückt machte. Er war hin- und hergerissen zwischen seiner Absicht, kühlen Kopf zu bewahren, und dem Impuls, aufzuspringen, aus dem Haus zu rennen und sich auf die Suche nach seinen Eltern zu machen.
Denn um Nolan und Zejabel hatte er am meisten Angst. Wo mochten sie in diesem Moment sein? Was taten sie? Vermutlich hielten sie sich nicht mehr in Lorelia auf, auch wenn sie offenbar
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