Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
Männer, die sie eskortierten, eisern geschwiegen. Gut anderthalb Dezimen lang waren sie und die vier Fremden, die sie am Hafen in Empfang genommen hatten, durch
die dunklen Straßen Benelias gelaufen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so einsam gefühlt. Alles machte ihr Angst: die Stadt, die schweigsamen Soldaten und ihre verzweifelte Lage. Während des Marschs durch die Straßen hatte ihr Misstrauen etwas nachgelassen, aber jetzt kehrte es mit voller Wucht zurück.
    »Hier?«, wiederholte sie.
    Das mochte zwar einfältig klingen, aber ihr fiel auf die Schnelle nichts Schlaueres ein. Sie musste unbedingt etwas Zeit schinden. Verstohlen musterte sie das Haus, vor dem sie standen.
    Das schmale, zweistöckige Gebäude sah nicht anders aus als die anderen in der Straße. Die Fensterläden waren geschlossen, und nur im ersten Stock drang etwas Licht durch die Schlitze. Wer mochte sich dort oben befinden? Niss und Cael etwa? Kurz flackerte Hoffnung in ihr auf, aber dann erfasste sie wieder Mutlosigkeit. Wenn Lorilis’ Eltern in der Stadt gewesen wären, hätten sie sie am Hafen abgeholt. Wer erwartete sie dann dort oben? Freund oder Feind?
    Die Männer, die sie eskortiert hatten, schienen ihr jedenfalls nichts antun zu wollen. In den finsteren Gassen der Stadt hätten sie jede Gelegenheit dazu gehabt, und Lorilis war immer noch am Leben. Aber es konnte sich natürlich um eine Entführung handeln. Das unscheinbare Haus in einem heruntergekommenen Viertel war der perfekte Ort, um ein junges kaulanisches Mädchen verschwinden zu lassen.
    Bevor Lorilis noch etwas sagen konnte, klopfte der Legionär dreimal an die Tür. Kurz darauf wurde innen ein schwerer Riegel zurückgeschoben, und die Tür öffnete sich
einen Spalt. Der Soldat gab Lorilis einen Schubs, und sie stolperte ins Innere. Es war stockfinster.
    »Schieb den Riegel wieder vor«, befahl der Soldat. »Und rühr dich nicht vom Fleck, bis du abgeholt wirst.«
    »Wann wird das sein?«, fragte sie hastig.
    »Keine Ahnung. Dafür bin ich nicht zuständig. Tu, was ich sage, und stell keine unnötigen Fragen.«
    Ohne sich von ihr zu verabschieden, zog er die Tür zu und ließ Lorilis in der Finsternis zurück. Sie wagte kaum zu atmen oder sich zu rühren. Die Schritte der Soldaten entfernten sich. Lorilis stand mutterseelenallein in einem fremden Haus, zusammen mit einer Gestalt, deren Umrisse sie in der Dunkelheit kaum erkennen konnte und die noch kein einziges Wort gesagt hatte.
    »Bist du die Tochter von Niss und Cael?«
    Beim Klang der Männerstimme zuckte Lorilis zusammen, aber der Tonfall des Fremden war freundlich. Dass er ihre Eltern erwähnte, war Balsam für ihre Seele. Trotzdem zitterte ihre Stimme, als sie antwortete: »Ja. Kennt Ihr sie?«
    »Nicht direkt, aber ich habe viel von ihnen gehört. Sie scheinen gute Menschen zu sein.«
    Lorilis nickte heftig, bevor ihr einfiel, dass er sie in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
    »Gehen wir hoch«, sagte der Fremde. »Wenn du Hunger hast, gibt es etwas zu essen.«
    Endlich entspannte sich Lorilis etwas. Offenbar hatte sie von dem Mann nichts zu befürchten. Sie ging die Treppenstufen hoch auf das Licht im ersten Stock zu. Als der Mann unten einen massiven Eisenriegel vorschob, verzog sie das Gesicht. Das Haus erinnerte sie unangenehm an ein Gefängnis, und die spärliche Einrichtung verstärkte
diesen Eindruck noch: Der Raum im ersten Stock war nur mit einem abgenutzten Holztisch und sechs Stühlen mit löchrigen Sitzflächen aus Bast möbliert. Drei armselige Kerzen erhellten die Szene.
    Von dem Hauptraum gingen mehrere Zimmer ab. In einem brannte eine Lampe, aber Lorilis hatte keine Zeit mehr, einen Blick hineinzuwerfen. Der Fremde kam die Treppe hoch, und sie wandte sich um, weil sie wissen wollte, wie er aussah.
    Bei seinem Anblick flammte ihr Misstrauen erneut auf. Vor ihr stand ein junger Mann von vielleicht dreiundzwanzig oder vierundzwanzig Jahren mit kahlgeschorenem Schädel und bartlosem Gesicht. Sein Hemd und seine Hose aus hellem Stoff erinnerten an die Tracht der kaulanischen Bauern, und seine Füße steckten in Filzstiefeln. Schmuck trug er keinen, weder Halskette noch Ring noch Armreif. Seine eigenwillige Schönheit hätte gewiss einer ganzen Menge Mädchen ihres Alters den Atem geraubt, doch für ihren Geschmack war er zu makellos. Sein Gesicht wirkte maskenhaft, und obwohl er sie anlächelte, blieben seine Augen kalt. In der rechten Hand hielt er einen Dolch, und Lorilis wich ans andere Ende

Weitere Kostenlose Bücher