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Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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die Tür zum Vorraum auf. Die Scharniere quietschten leise, die Dielen knarrten. Lorilis hoffte inbrünstig, dass sie die anderen nicht weckte. Als sie im Halbdunkel eine Gestalt erblickte, stieß sie einen erstickten Schrei aus. Die Gestalt sah auf und winkte sie heran. Mit Erleichterung erkannte Lorilis Guederic.

    »Bist du auch von Damiáns Schnarchen wach geworden? «, flüsterte er.
    »Nein, ich habe nichts gehört …«
    Im Gegenteil, sie fand es im Haus viel zu still. Aber Guederic hatte wohl nur einen Scherz gemacht. Oder wollte er sich dafür rechtfertigen, dass er nicht in seinem Bett lag?
    »Warum zündet Ihr keine Kerze an?«, fragte sie.
    »Mir gefällt es so. Man braucht nicht immer Licht. Die Finsternis gehört zum Leben dazu.«
    Lorilis nickte höflich, auch wenn er ihr nichts vormachen konnte. Guederics Stimme hatte ihn verraten: Er weinte, und das schon seit einer ganzen Weile.
    So unauffällig wie möglich wischte sich Guederic die Tränen vom Gesicht. Mittlerweile bereute er, nicht in dem Zimmer geblieben zu sein, das er mit seinem Bruder teilte. Doch irgendwann wäre Damián sicher von seinem Schluchzen aufgewacht und hätte ihn gefragt, was los sei. Und er wollte nicht reden. Vor allem nicht darüber.
    Es war schlimm genug, dass er ständig daran denken musste. Er hatte geglaubt, alles vergessen zu können, indem er eine Flasche Wein leerte und den Kopf im Kissen vergrub, aber sobald er die Augen zumachte, kamen die Alpträume. Grauenhafte Alpträume. Bilder von finsteren, beklemmenden Gängen und unterirdischen Höhlen. Eine Welt, in der er verloren herumirrte, schutzlos wie ein Kind, verfolgt vom Geist des Grauen Legionärs, den er getötet hatte.
    Als er schweißgebadet hochgeschreckt war, hatte es eine
gute Dezille gedauert, bis er wusste, wo er war. Der Tod des Mannes hatte ihm mehr zugesetzt, als er zugeben wollte. Guederic hatte einen anderen Menschen umgebracht. Er war ein Mörder.
    Im Vergleich dazu kam ihm die überstürzte Abreise seiner Eltern ziemlich belanglos vor. Er war fest davon überzeugt, dass es sich bei der ganzen Sache um falschen Alarm handelte. Sicher würde sein Vater bald Entwarnung geben.
    Vor allem wollte er daran glauben. Denn nicht nur sein Gewissen quälte ihn, sondern auch die Worte, die ihm sein Angreifer zugezischt hatte: »Hier geht es um etwas ganz anderes. Dass ich so auch gleich Rache für gestern Nacht nehmen kann, ist nur ein glücklicher Zufall.« Also hatte der Überfall vor dem Waisenhaus nichts mit der Wirtshausschlägerei zu tun … Jemand hatte die Kerle auf ihn angesetzt. Aber wer? Warum? Und war nur er selbst in Gefahr?
    Guederic hoffte von ganzem Herzen, dass seine Eltern in Sicherheit waren. Er war gern bereit, für seine Dummheiten geradezustehen und sich den Männern zu stellen, die auf Rache aus waren, aber er wollte auf keinen Fall, dass Eryne und Amanón in die Sache hineingezogen wurden.
    Ihm war klar, dass er den anderen sagen musste, was der Mann ihm zugezischt hatte, zumindest Damián. Doch insgeheim hoffte Guederic immer noch, dass seine Eltern ihnen bei Sonnenaufgang eine Nachricht senden und sich all seine Sorgen in nichts auflösen würden. Noch nie war ihm eine Nacht so lang vorgekommen. Lorilis, die sich vor einer Weile zu ihm gesellt hatte, saß
stumm neben ihm. Vermutlich war sie ebenso bekümmert wie er selbst, aber er hatte nicht die Kraft, sie zu trösten, so wie er es mit einem der Kinder aus dem Waisenhaus getan hätte. Irgendwann flüsterte sie ihm »Gute Nacht« zu und verschwand in ihrem Zimmer. Guederic saß wieder allein im Dunkeln.
    Damián stand im Morgengrauen auf und rechnete fest damit, der Erste zu sein, doch zu seiner Überraschung war Josion bereits auf den Beinen. Sein Cousin stand neben einem Fenster und spähte durch zwei zerbrochene Latten in dem Fensterladen auf die Straße hinunter. Sie lächelten einander schwach zu.
    »Irgendwas Besonderes?«, fragte Damián, nachdem er neben Josion getreten war. Er flüsterte, um die anderen nicht zu wecken.
    »Nein. Die Straße ist wie ausgestorben. Die Benelier scheinen keine Frühaufsteher zu sein.«
    Damián nickte und ging dann zum Tisch hinüber. Zwischen den Tellern und Schüsseln vom Vorabend lag Josions Dolch. Nach kurzem Zögern streckte er die Hand nach der Waffe aus, um sie sich genauer anzusehen, doch als er den kühlen Blick seines Cousins bemerkte, erstarrte er mitten in der Bewegung.
    »Darf ich?«, fragte er.
    Josion nickte mit sichtlichem

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