Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
kümmern. «
Josion rechnete damit, dass Damián ihr widersprechen würde, aber dazu war er anscheinend nicht mehr in der Lage. Sein Cousin war totenbleich und konnte kaum noch stehen. Er schien alle Kraft dafür zu benötigen, nicht die Besinnung zu verlieren.
»Gehen wir da rein«, sagte die Legionärin. »Dort können wir uns für eine Weile verstecken.«
Sie zeigte auf das Wrack eines lorelischen Kriegsschiffs. Die Eskadrille lag offensichtlich schon seit Jahrzehnten an Land. Der verwitterte Rumpf wurde von Pfeilern gestützt, und der gesamte Aufbau war abtransportiert worden. Selbst der Sporn vorne am Bug fehlte.
»Ich gehe als Erster rein und sehe mich um«, verkündete Josion.
Souanne warf ihm einen langen Blick zu. Natürlich
hatte sie mitbekommen, wie schnell und geschickt er in dem Schuppen gekämpft hatte. Josion hätte dieses Geheimnis gern noch eine Weile bewahrt, denn nun würden die anderen unweigerlich anfangen, ihm Fragen stellen. Aber in Anbetracht ihrer Lage war das vielleicht auch besser so. Es war an der Zeit, die anderen einzuweihen. Die neue Generation Erben musste die Wahrheit erfahren, so unglaublich und grauenhaft sie auch war.
Aber warum musste ausgerechnet er ihnen die grauenvolle Nachricht überbringen?
Seit dem Kampf in dem Schuppen war Guederic speiübel. Zunächst schob er den Brechreiz auf den Geruch nach fauligem Wasser, der in der Luft hing, aber natürlich war das nicht der eigentliche Grund. Seine Übelkeit konnte zwei Ursachen haben: Entweder ihm war schlecht, weil sein Bruder lebensgefährlich verletzt war und er Angst um ihn hatte – was sehr ehrenwert gewesen wäre –, oder weil er abermals im Blutrausch einen Menschen getötet hatte.
Wie schon vor zwei Tagen hatte er in kürzester Zeit höchst unterschiedliche Gefühle durchlebt. Erst war Ärger in ihm aufgestiegen, weil irgendwelche Kerle seinen Bruder und seine Gefährten bedrohten. Auf keinen Fall würde er sich diesen Schurken ergeben! Dann hatte ihn unbändige Wut gepackt. Sie flüsterte ihm ein, dass diese Kerle vielleicht seinen Eltern oder Großeltern etwas angetan hatten. Er würde sich an ihnen rächen und durfte keinen von ihnen am Leben lassen! Angestachelt von seinem Zorn hatte er das Schwert, das er einem Gegner entrissen hatte, durch die Luft sausen lassen. Nie hätte er gedacht,
dass er so gut kämpfen konnte. Mühelos nahm er es mit drei Männern auf, und der Kampf kam ihm nicht schwerer vor als die Prügeleien, die er sich in den letzten Jahren geliefert hatte.
Dann war sein erster Gegner tot zu Boden gesunken, und abermals hatte ein unglaubliches Hochgefühl Guederic erfasst. Er war berauscht, als hätte er einen großen Schluck aus einer Schnapsflasche genommen, verspürte jedoch keinerlei körperliche Schwäche wie nach dem Genuss von Alkohol. Im Gegenteil: Seine Sinne waren hellwach, und er fühlte sich so gut wie nie zuvor! Er spürte eine neue Kraft in seinem Inneren, eine körperliche und geistige Stärke. Es war dieselbe, die ihn in der Gasse in Lorelia durchströmt hatte, aber diesmal nahm er sie viel deutlicher wahr. Und als das Glücksgefühl abgeklungen war, hatte er nur noch einen Gedanken gehabt: Er wollte es wieder spüren.
Nach einem weiteren Gefecht hatte ein zweiter Mann den Tod gefunden, und Guederic hatte genau dasselbe empfunden, eine Art Ekstase, die dem Höhepunkt beim Liebesakt nahe kam. Allerdings fragte sich ein kleiner Teil seines Verstandes die ganze Zeit: Was passierte mit ihm? Woher kam dieses Gefühl? Spürten es alle Krieger, wenn sie einen Gegner töteten? Oder war er zu einer Bestie geworden, der Sorte Mensch, die Freude am Leid anderer hatte?
Irgendwann hatte der Rausch jedoch auch die besorgte Stimme in seinem Kopf zum Schweigen gebracht. Ab da wurde Guederic nur noch von seinen Trieben beherrscht, so verabscheuenswürdig diese auch sein mochten. Und so hatte er beschlossen, seinen letzten Gegner nicht mit
dem Schwert zu töten, sondern mit bloßen Händen, weil er ahnte, dass die Euphorie dann noch stärker sein würde. Er setzte alles daran, den Plan in die Tat umzusetzen, auch wenn das seinen Sieg etwas hinauszögerte. Es gelang ihm ohne große Mühe, den Mann zu entwaffnen und zu Boden zu werfen.
Fast wäre Maara ihm dazwischengekommen. Doch er ließ sich nicht beirren, und wie erhofft hatte es ihn in unglaubliche Verzückung versetzt, seinen Gegner erst zu würgen und ihm dann das Genick zu brechen. Die Kraft, die seinen Körper durchfuhr, als der Mann
Weitere Kostenlose Bücher