Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
und ihn schließlich in die Flucht geschlagen hatte! Welches Geheimnis verbarg das Mädchen? Und was mochten die anderen verheimlichen?
Der Junge war umso verwirrter, als er Lorilis nett fand. Es hatte ihm gefallen, wie sie bei ihm Schutz gesucht hatte und wie sie gemeinsam Josion zu Hilfe geeilt waren. Doch jetzt wusste Najel nicht mehr, woran er bei ihr war. Und wenn er an die Aufgabe dachte, die Ke’b’ree ihm und seiner Schwester anvertraut hatte, drehte sich ihm der Magen um.
Seit sie Damiáns Wunde versorgt hatten, war ein halber Dekant vergangen, aber niemand wagte darüber zu sprechen, wie es weitergehen sollte. Auch über den überstandenen Kampf hatten sie bislang kein Wort verloren. Sie hatten einfach nur dagehockt und etwas gegessen, um ihre knurrenden Mägen zu besänftigen. Ein besonders üppiges Mahl war es nicht gewesen. Sie hatten einen Großteil der Vorräte, die sie aus dem Haus in Benelia mitgenommen hatten, in dem Keller zurücklassen müssen, um Platz für Decken und Reiseausrüstung zu schaffen. Ihm und seiner Schwester blieb noch ein Sack Hafer, aber sie konnten es nicht riskieren, ein Feuer anzuzünden, um Grütze zu kochen. So war ihr erstes gemeinsames Mahl ein eher trauriges Vergnügen. Angespannt starrten sie vor sich hin, niemand sagte ein Wort.
Dabei spukten ihnen allen dieselben Fragen im Kopf herum. Najel hatte den Eindruck, dass die anderen weniger aus Rücksicht auf Damián schwiegen als vielmehr aus Angst davor, unverblümt die Wahrheit zu sagen. Tatsächlich
schien mehr als einer von ihnen ein Geheimnis mit sich herumzutragen.
Vermutlich hätten sie irgendwann von selbst die Sprache wiedergefunden, aber als Damián aus seiner Ohnmacht erwachte, konnten sie die drängenden Fragen nicht länger aufschieben. Als er leise zu stöhnen begann, setzten sich die Gefährten zu ihm auf die Decke. Vor allem Guederic machte keinen Hehl aus seiner Erleichterung. Immer wieder strich er seinem Bruder übers Haar, etwas ungelenk zwar, aber sehr zärtlich.
»Wo … sind wir …?«
Damián blinzelte und hob leicht den Kopf, um sich zu orientieren. Dann erinnerte er sich und ließ den Kopf wieder auf die Decke sinken, nur um sich gleich darauf wieder aufzurichten, zur nächstgelegenen Wand zu rutschen und sich mit dem Rücken dagegen zu lehnen. Er hatte sichtlich Schmerzen, jede Bewegung fiel ihm schwer, aber er wollte sich nicht helfen lassen.
»Es geht schon. In unserer Familie heilen Wunden schnell.«
Er betastete den Verband an seiner Schulter und machte ein zufriedenes Gesicht.
»Habe ich lange geschlafen?«
»Nur ein paar Dezimen«, wiegelte Souanne ab. »Wir scheinen hier sicher zu sein. Bisher hat sich niemand dem Wrack genähert.«
»Gut.«
Aber sein Blick war besorgt. Najel ahnte, was ihm durch den Kopf ging: Sie konnten nicht lange in dem Wrack bleiben und mussten endlich entscheiden, wohin sie sich als Nächstes wenden sollten.
»Kannte jemand von euch die Männer?«, fragte Damián. »Oder habt ihr das Zeichen auf ihrer Stirn schon mal irgendwo gesehen?«
Alle schüttelten stumm den Kopf.
»Ich frage mich, wer sie uns auf den Hals gehetzt hat«, sagte Maara. »Wie haben sie uns überhaupt gefunden? Ich dachte, das Versteck sei sicher.«
»Das war es auch«, beteuerte Damián. »Ich wusste als Einziger davon. Ich und … mein Vater.«
Alle schwiegen betreten. Seine Worte ließen nur einen Schluss zu.
»Dann steht es schlimmer, als wir dachten«, sagte Maara nachdenklich. »Welche Aussichten haben wir, wenn Amanón gefangen genommen wurde?«
»Unmöglich«, beschied Damián. »Anders als wir würde Vater niemals blindlings in eine Falle laufen. Außerdem ist er nicht allein, sondern wird von seinen Freunden begleitet. « Mit einem Seitenblick zu Maara fügte er hinzu: »Zu denen auch Ke’b’ree gehört.«
»Der Wallattenkönig lässt sich nicht gefangen nehmen. Eher rammt er sich die Lowa in den Leib, als Fesseln zu tragen!«
»Und der Kommandant der Grauen Legion würde seine Söhne niemals verraten, auch nicht unter Folter! Ihr müsst Euch einen anderen Sündenbock suchen!«
Najel kannte seine Schwester gut genug, um zu wissen, dass sie die Sache nicht auf sich beruhen lassen würde. Schon reckte sie stolz das Kinn, um etwas Heftiges zu entgegnen, als Josion einen leisen Pfiff ausstieß und sie damit zum Schweigen brachte. Er spähte immer noch durch einen Spalt in den Planken nach draußen. Alle erstarrten.
Für eine ganze Weile rührte sich niemand, während
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