Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
hatte
an sich halten können. Sein Vater, seine Schwester und er selbst besaßen ebenfalls solche Steine, und der Wallattenkönig betrachtete sie als seinen kostbarsten Schatz. Ke’b’ree hatte seinen Kindern eingebläut, sie stets vor den Augen anderer zu verbergen. Und nun hielt ihm ein Lorelier plötzlich eine ganze Handvoll der seltenen Edelsteine unter die Nase …
»Ich habe sie im Keller des Lagerschuppen gefunden«, erklärte Josion. »Habt ihr solche Steine schon einmal gesehen? «
Nach kurzem Zögern schob Lorilis eine Hand in die Hosentasche und förderte ein weiteres Gwelom zutage. Entgeistert starrte Najel auf ihre Handfläche. Sie auch? Wie konnte das sein? Was hatte das zu bedeuten? Ohne groß nachzudenken, holte auch er seinen Stein hervor. Er trug ihn schon sein ganzes Leben lang am Körper. Najel wagte es nicht, Maara anzusehen. Seine Schwester musste vor Wut kochen. Damián, Guederic und Souanne sahen verblüfft von einem zum anderen.
»Wir alle müssen immer mindestens einen davon am Leib tragen«, erklärte Josion, während er die Steine verteilte.
»Was sind das für Steine?«, fragte Damián. »Eine Art Glücksbringer?«
»Gewissermaßen. Unsere Eltern hatten diese Steine bei sich, als sie Königin Agénor stürzten. Wie soll ich sagen … Sie schützen uns vor schwarzer Magie.«
Die anderen verzogen ungläubig die Gesichter. Najel hätte Josion gern geglaubt, aber sein Gwelom hatte ihn nicht davor bewahrt, von dem Anführer mit den rätselhaften Kräften zu Boden geschleudert zu werden.
»Natürlich, schwarze Magie«, befand Souanne belustigt. »Ihr meint, Rituale mit Fledermausblut und so?«
Josion stieß einen Seufzer aus. »Ihr müsst mir nicht glauben. Aber unsere Eltern haben diese Schatulle für uns in dem Keller hinterlassen. Tragt die Steine bei euch, und sei es nur, um eure Familien zu ehren.«
Da den drei Loreliern kein weiteres Gegenargument einfiel, nahm jeder von ihnen einen Stein an sich. Von Josion schien eine große Last abzufallen.
»Woher weißt du das alles?«, fragte Damián. »Ich habe noch nie etwas von diesen Steinen gehört.«
»Das wundert mich sehr. Meine Eltern haben mir ihre Gwelome gezeigt, als ich noch sehr klein war.«
»Die Legionäre, die mich im Hafen von Benelia empfangen haben, zeigten mir ebenfalls ein Gwelom«, warf Lorilis ein. »Sie sagten, Amanón habe es ihnen gegeben.«
Die Brüder von Kercyan wechselten einen verblüfften Blick.
»Ich wusste nicht einmal, dass Vater so etwas besitzt«, murmelte Damián.
»Das ist jetzt nicht weiter wichtig«, beschied Josion. »Wenn du laufen kannst, sollten wir von hier verschwinden.«
Kurz darauf verließen die Gefährten das Schiffswrack und marschierten in Ermangelung einer besseren Idee zurück nach Benelia. Sie trugen saubere Kleidung, und Damián verbarg seinen Verband unter seinem grauen Umhang. So konnten sie sich in die Stadt wagen, ohne aufzufallen.
Nur ein Versteck hatten sie immer noch nicht – und auch kein Ziel. Najel dachte an Wallatt, und für einen Moment übermannte ihn heftiges Heimweh.
Damiáns Schulter tat immer noch weh, aber mittlerweile war der Schmerz einigermaßen erträglich. In seiner Familie heilten Wunden tatsächlich schneller als gewöhnlich, das hatte er schon in seiner Kindheit festgestellt. Die schwersten Kinderkrankheiten waren nach zwei Tagen Bettruhe überstanden gewesen, und auch die Beulen und Kratzer, die er und Guederic sich beim Spielen oder Raufen mit den Jungen aus der Nachbarschaft zugezogen hatten, waren immer wieder rasch verschwunden. Amanón hatte damals stets gesagt, das läge an der geduldigen Pflege ihrer Mutter, und Damián hatte ihm die Geschichte lange abgenommen. Wenn Eryne ihre Söhne nur kurz in den Arm genommen hatte, hatten sie sich schon fast wieder gesund gefühlt. Es war eine rührende Geschichte – aber eben nur eine Geschichte, bei der es vor allem um Mutterliebe ging. An diesem unglücklichen Tag vermisste Damián seine Eltern plötzlich schmerzlich. Er wusste noch nicht einmal, wo sie gerade waren.
Während er durch die Straßen Benelias lief, sah er sich immer wieder nach seinen Gefährten um. In ihren Gesichtern konnte er lesen, wie verängstigt sie waren, und das Schlimmste war, dass er sich für sie verantwortlich fühlte. Es war seine Pflicht, einen Ausweg zu finden. Als Erstes brauchten sie einen Schlafplatz, einen Ort, an dem sie in Sicherheit waren und nicht jederzeit mit einem neuen Angriff rechnen mussten.
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