Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
Mächten bedroht. Sobald Guederic all dies klargeworden war, hatte er sich unbemerkt ein Gwelom aus Josions Gepäck genommen und es in seiner Tasche verschwinden lassen. Er hoffte nur, dass seine unüberlegte Tat keine schlimmen Folgen haben würde. Den Mut, seinen Fehler zu beichten, brachte er nicht auf.
Außerdem versetzte ihn Caels Geschichte in Angst und Schrecken. Lorilis’ Vater war schon als Säugling von einem
Dämon besessen gewesen, und die Qualen, die er durchlitten hatte, erinnerten Guederic an seine eigenen. Deshalb hatte Josion ihn also gefragt, ob er manchmal eine fremde Stimme im Kopf hörte. Aber Guederic hatte nicht gelogen: Das, was er erlebte, war etwas ganz anderes. Er wurde nicht von einem fremden Willen beherrscht. Das Böse war in ihm selbst. Zu seiner großen Erleichterung hatte sein Drang zu töten im letzten Dekant stark nachgelassen. Die Geschichte ihrer Vorfahren hatte ihn zur Besinnung kommen lassen. Trotzdem fühlte sich Guederic innerlich völlig zerrissen.
Nachdem Josion von den Tagen nach Sombres und Agénors Tod berichtet hatte, endete seine Erzählung. Ihre Eltern hatten alles daran gesetzt, der Welt zu verheimlichen, dass sie nicht nur Königin Agénors Verrat aufgedeckt, sondern auch einen Dämon besiegt und das Jal zum Verschwinden gebracht hatten. Ihr Plan war aufgegangen, und so blieb den Menschen verborgen, dass ihre Götter nicht mehr existierten. Die Sterblichen versammelten sich weiterhin in Tempeln, ohne zu ahnen, dass ihre Gebete ungehört verhallten und ein neues Zeitalter begonnen hatte.
Als Josion verstummte, schwiegen die anderen eine ganze Weile. Es gab so vieles zu sagen, so vieles zu bedenken. Ihre Vorfahren hatten versucht, die Welt vor der Finsternis zu bewahren.
»Woher weißt du das alles?«, fragte Damián schließlich. »Du bist der Einzige unserer Generation, der in das Geheimnis eingeweiht ist. Das macht mich stutzig. Bist du vielleicht auch im Jal gezeugt worden? Wie meine Mutter? Trägst du etwas Göttliches in dir?«
Aus dem Mund seines Bruders hörten sich die Worte seltsam an – allerdings auch nicht seltsamer als aus dem Mund von irgendjemandem sonst. Guederic würde sich wohl an so etwas gewöhnen müssen. Die Geschehnisse der letzten Tage waren erst der Anfang, und sie alle waren völlig ahnungslos in die Geschichte hineingeraten.
Jetzt mussten sie über unzählige neue Fragen nachdenken: über den Kampf zwischen Sombre und dem Erzfeind, über die Auflösung des Jal und über das Zeitalter von Ys, dessen Beginn auf sich warten ließ. Hatten ihre Eltern tatsächlich alle Geheimnisse der Götter und Dämonen aufgedeckt? Was hatte der Angriff in dem Schuppen mit all dem zu tun? Und was würde noch auf ihn und die anderen zukommen?
»Glaubt bloß nicht, ich wäre irgendwie bevorzugt«, antwortete Josion auf Damiáns Frage. »Ganz im Gegenteil. Meine Eltern hielten es für das Beste, mir alles über die Vergangenheit zu erzählen, doch als Kind litt ich darunter, ein solch großes Geheimnis mit mir herumzutragen. Deshalb bereuten sie ihre Entscheidung irgendwann. Niemand außer ihnen hat je mit mir über das Jal gesprochen. Amanón, Cael und die anderen wissen vermutlich nicht, dass ich eingeweiht war.«
»Aber trägst du jetzt etwas Göttliches in dir oder nicht?«, hakte Damián nach.
»Nicht mehr und nicht weniger als Eryne seit jenem Tag vor zwanzig Jahren. Nicht mehr und nicht weniger als jeder andere Sterbliche. Götter gehören der Vergangenheit an. Wenn ich mich schneide, blute ich. Wenn mir jemand ein Schwert ins Herz stößt, sterbe ich.«
»Aber ich habe gesehen, wie du kämpfst. Du bist unglaublich schnell …«
Josion verzog das Gesicht. »Das ist nur eine Frage der Übung. Meine ganze Kindheit hindurch habe ich kaum etwas anderes getan. Hier draußen gab es keine Spielkameraden, und meine Mutter bestand darauf, dass ich lernte, mich zu verteidigen. Sie fürchtete, das Schicksal würde uns eines Tages einholen. Ich bin mit der Furcht vor der Rückkehr des Dämons aufgewachsen und mit der Gewissheit, dass ich eines Tages gegen ihn würde kämpfen müssen. « Er schluckte und fügte hinzu: »Vermutlich ist das der Preis dafür, dass ich nun der Bote für unsere Generation sein kann. Offenbar waren die Befürchtungen meiner Eltern nicht unbegründet …«
»Sie müssen etwas gewusst haben«, überlegte Maara. »Hätten sie nicht mit einer bestimmten Gefahr gerechnet, hätten sie sich nicht solche Mühe gemacht, dich im Kampf
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