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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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zuckte ein Blitz, der das Gebäude kaum erschütterte, in das er fuhr. Doch der Name VASHANKA, der in die Fassade eingebrannt gewesen war, verschwand. Das Gebäude war der Statthalterpalast.
4
    O verdammt, wie kann ein Kopf nur so weh tun!
    Bei der Pest und allen anderen Seuchen, das ist ja Regen auf meinem Gesicht, und ich werde triefnaß!
    Heilige Jauchegrube - ich lebe!
    Keiner dieser Gedanken brachte Hanse jedoch dazu, sich zu bewegen, jedenfalls noch eine Weile lang nicht. Als erstes öffnete er den Mund, damit der Regen den Schmerz in seiner Kehle lindere, aber am fünften oder sechsten Tropfen würgte er. Jetzt setzte er sich hastig auf. Er ächzte, doch nicht, weil sein Schädel um ein Vielfaches angeschwollen zu sein schien und zu bersten drohte, sondern wegen eines stechenden, bohrenden Schmerzes, der ihm beim Aufsitzen erst richtig bewußt geworden war, denn durch den Öltuchbeutel an seinem Rücken stachen die Scherben des ehemaligen Steingutkruges.
    Wenn ich nicht gleich verblute, werde ich noch wochenlang Splitter aus meinem Hintern entfernen müssen, dachte Hanse. Das machte ihn wütend. Mit einem weiteren Ächzen stand er auf und blickte triumphierend auf die schwach rauchenden Überreste der vernichteten Pflanze. Jedem Strauch, ja allem, was größer war als ein Grashalm, ausweichend, schlich Hanse zum nächsten Fenster. Gerade als er die Bespannung aus dünner Schweineblase durchschnitten hatte, vernahm er einen grauenvollen Laut aus dem Innern: ein gedehntes, zittriges, schreckliches Stöhnen. Eine Gänsehaut überlief Hanse, und er überlegte, ob er nicht lieber Reißaus nehmen sollte.
    Er tat es nicht. Er riß die Schweineblase ganz auf und spähte in einen dunklen Raum, der leer zu sein schien. Auf sein wundes und mit Splittern gespicktes Gesäß achtend, kletterte er ins Innere. Gegen den Schmerz im Kopf konnte er nichts tun. Schließlich war er zu Tode gewürgt worden, oder vielmehr fast, der Unterschied war jedenfalls nicht groß - bis auf die Tatsache natürlich, daß er lebte, und das war wirklich der einzige Unterschied, der ihm etwas bedeutete.
    Nachdem er eine angemessene Weile still gestanden, gelauscht und seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bewegte er sich. Er hörte nichts mehr. Kein Stöhnen, keine Bewegung, keine Regung. Der Mond war wieder zu sehen, und sein schwaches Licht genügte dem Dieb.
    Er fand eine Wand, eine Tür. Er duckte sich, dann noch tiefer, und war bemüht, den Schmerz in seiner Kehrseite mannhaft und vor allem lautlos zu ertragen. Kein Lichtschimmer drang unter dem Türspalt hervor. Die Tür war mit einer einfachen Klinke versehen. Ganz langsam drückte er sie herunter und noch langsamer öffnete er die Tür. Sie führte zu einem Korridor.
    Während er überlegte, ob er nach rechts oder links gehen sollte, erklang erneut der entsetzliche Schmerzenslaut. Er klang seltsam schwerfällig und hilflos. Wieder überlief Hanse eine Gänsehaut.
    Der Laut kam von rechts. Hanse schob das Messer in seine Scheide zurück, tätschelte flüchtig die anderen Messer in ihren verborgenen Hüllen, und löste das Lederband vom Gürtel, um sich von dem Öltuchbeutel zu befreien. Es schmerzte, als er dabei ein Stück Steingutscherbe aus seiner Kleidung und aus seinem Fleisch zog. Ganz behutsam bewegte er seine Hand, damit das Steingut nur ja nicht klirrte. Als er zurückblickte, kniff er die Augen halb zusammen, weil seine erweiterten Pupillen sich nicht verengen sollten.
    Durch ein Fenster sah er die klare Nacht und die winzige Mondsichel am dunklen Himmel, ohne Wolken. Ohne zu wissen, daß es nur um Kurds Haus geregnet hatte, schauderte Nachtschatten. Gab es Götter? Halfen sie den Menschen manchmal?
    Hanse machte einen großen Schritt auf den Korridor und wandte sich nach rechts. Der Beutel baumelte am Ende seiner Lederschlaufe von Hanses rechter Hand. Er hielt ihn nur deshalb in der Rechten, damit man glaubte - falls jemand unerwartet auftauchte -, er sei Rechtshänder.
    Als er das Ende des Korridors erreichte und sich nun eine große Tür vor ihm und eine kleinere zu seiner Linken befand, kam tatsächlich jemand. Die Tür an der Seite schwang auf, und Licht fiel auf den Gang. Es kam von einer Öllampe in der Hand eines gnomenhaften Mannes, der ein langes Nachthemd trug.
    »Wa-as ...«, begann er, aber schon schlug Hanse mit dem löchrigen Beutel voller Steingutscherben zu. Da er dabei das Gesicht des Burschen traf, ließ dieser stöhnend die Lampe fallen, um sich

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