Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
gelang ihm, Hanse zu verstehen zu geben, daß in jedem Armstumpf drei Nadeln steckten. Hanse stählte sich, um sie herauszuziehen, ehe er sich umdrehte und sich auf dem mit Rinnen durchzogenen Boden von Kurds Marterlaboratorium übergab. Dann wirbelte er herum und bedachte den Vivisezierer mit einem Blick, der Kurd am ganzen Körper zittern ließ, so daß er kaum die Laterne ruhighalten konnte.
    Hanse durchschnitt Tempus’ Riemen und half ihm, sich aufzusetzen. Der riesenhafte Mann blutete nicht. Er hatte die verschiedensten Schnittwunden, die alle alt aussahen. Sie waren es aber nicht. Er gab Laute von sich, die Hanse Herz und Magen umdrehten, entsetzliche Geräusche, die ihm sagten: »Ich werde heilen«, was ihm kaum weniger entsetzlich erschien. Was war dieser Mann?
    »Kannst du gehen?«
    Weitere Laute. Wiederholt. Noch mal. Nun glaubte Hanse zu verstehen und bückte sich, um nachzuschauen. Ihm fehlten einige Zehen, hatte Tempus gesagt. Das stimmte. Drei, nein vier, die mittlere vom linken Fuß war ebenfalls abgeschnitten.
    »Thales, ich bin allein hier und kann dich nicht tragen. Ich habe einen anderen befreit, doch der ist nicht imstande zu helfen. Was soll ich tun?«
    Es dauerte eine Weile, bis Tempus sich verständlich machen, Worte ohne Zunge formen konnte. Und einmal rührte Kurd sich. Hanse drehte sich um und sah, daß der andere Befreite an dem Vivisezierer vorbeifloh. Hanse bedrohte Kurd, und er erstarrte. Er hielt weiterhin die Laterne in der zitterndem Hand eines zitternden Arms.
    »Schnall Kurd auf einen Tisch«, hatte Tempus gesagt. »Wo ist der Diener?«
    Diese Frage beantwortete Kurd, nachdem Hanse ihm ein Messer an den flachen Bauch gedrückt hatte. Sein Gärtner und einziger Diener war bewußtlos.
    »Oh«, sagte Hanse. »Dann wird er wohl gefesselt werden wollen.« Er zerrte die Klinge aus Ärmel und Tür. Mit einem Messer in jeder Hand bedeutete er Kurd, was er zu tun hatte. »Häng die Laterne auf.«
    »Du kannst nicht ...«
    Hanse stupste ihn mit dem scharfen Stahl. »Ich kann. Lauf doch zum Prinz-Statthalter und beschwer dich, sobald du kannst. Aber du kannst auch jetzt sterben. Ich würde dir die Klinge in den Bauch stechen, gerade tief genug, daß es zwei oder drei Tage dauert, bis der Tod dich erlöst. Vielleicht stirbst du an Brand. Häng die Laterne auf, Ungeheuer!«
    Kurd gehorchte. Der Haken befand sich direkt neben der Tür. Als der Vivisezierer sich umdrehte, trat Hanses Fuß geradewegs zwischen die dürren Schenkel.
    »Für deine Eier, wenn du welche hast.« Hanse blickte nicht einmal auf den Mann, der keuchend und mit hervorquellenden Augen auf die Knie sank und beide Hände auf die schmerzende Stelle drückte. Hanse eilte zu dem Gärtner, der auf dem Boden im Nebenraum lag und dem sein Herr nicht einmal die Decke übergeworfen hatte, mit der er das Feuer gelöscht hatte. So gut verschnürte Hanse den Gnom mit Streifen seines eigenen Nachthemds, daß er verhungern würde, falls er sich selbst befreien müßte.
    Kurze Zeit später war sein Herr auf einen seiner eigenen Tische geschnallt. Hanse knebelte ihn, denn Kurd hatte zu drohen aufgehört und zu flehen angefangen und machte die wildesten Versprechungen. Dann kehrte Nachtschatten zu Tempus zurück.
    »Sie können sich nicht selbst befreien, Thales. Aber jetzt verrate mir, wie ich dich hier heraus und zurück zur Stadt kriegen soll, Freund.«
    Tempus brauchte fünf Minuten und länger, sich ihm mitzuteilen. »Nicht. Leg mich zurück. Ich werde heilen. Die Zehen als erstes. Morgen kann ich gehen. Wein?«
    Hanse legte ihn zurück, dann ging er und kehrte mit Wein, Decken und Grützebrei zurück. Hanse konnte sich vorstellen, wie sehr Tempus seine Hilflosigkeit verfluchte. Er fütterte ihn, drückte ihm immer wieder den Becher an die Lippen, bis er fast zwei Kannen Wein getrunken hatte; dann deckte er ihn zu, schaute nach Kurd und seinem Diener, vergewisserte sich, daß das Haus verschlossen war, und stöberte herum.
    Scharfes Handwerkszeug von Kurd oder vielmehr Folterwerkzeug, einen Beutel voll Münzen und Bettsachen häufte er außerhalb der Tür zu dem grauenvollen Forschungsraum an. Er würde sich nicht in das Bett eines Ungeheuers legen oder auf einen dieser Tische! Schließlich streckte er sich auf dem Boden aus, auf Bettzeug aus des Gärtners Kammer, nicht aus Kurds. Mit Kurds Sachen wollte er nichts zu tun haben.
    Mit den wertvollen Messern und dem Geldbeutel war es natürlich etwas anderes.
    Im Morgengrauen erwachte er,

Weitere Kostenlose Bücher