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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sah nach den drei schlafenden Männern, staunte, und verließ den Marterraum, der bei Tag noch um ein Vielfaches schlimmer war. Er fand eine Wurst, überlegte und griff statt dessen nach einem Brotfladen. Nur die Götter und Kurd wußten, aus welchem Fleisch diese Wurst gemacht war. In einem Schuppen fand Hanse einen Karren und ein Maultier. Es kostete ihn eine gehörige Portion Schweiß, aber schließlich brachte er Tempus aus dem halbzerstörten Haus und legte ihn auf den mit Heu gepolsterten Karren. Schaudernd deckte Hanse den Höllenhund zu, dessen Wunden um Tage älter und fast verheilt aussahen.
    »Möchtest du ein paar Finger oder die Nase oder sonst was von Kurd als Abschiedsgeschenk, Thales?« erkundigte Hanse sich.
    Tempus runzelte die Stirn. »Ei«, sagte er, und Hanse wußte, daß das ein »Nein« war. »Möchtest du damit - uh - warten?« Tempus’ Antwort war ein »Ja«. Bestimmt wollte er die Sache, wenn er ganz wiederhergestellt war, selbst in die Hand nehmen.
    Hanse schaffte ihn fort von dem Ort des Schreckens. Er verbrauchte einen großen Teil von Kurds Geld, um eine Unterkunft und die Dienste einer zungenlosen, nahezu blinden alten Frau zu kaufen, genau wie Lebensmittel, Wein, Decken und einen Umhang. Dann verließ er Thales und die Alte mit den paar übriggebliebenen Münzen und einer alptraumhaften Erinnerung. Für das Geld leistete er sich die teure Behandlung eines Heilers, der es nicht wagte, auch bloß das Gesicht zu verziehen oder eine Bemerkung zu machen, als er ein Gesäß mit zahlreichen ungefährlichen, aber schmerzhaften Wunden säuberte und verband, und Hanse, ehe er ging, versicherte, daß es wunderbar verheilen würde.
    Danach vergrub Hanse sich nahezu eine Woche in seiner Kammer. Für die restlichen drei Münzen erstand er ein Betäubungsmittel in Form von Branntwein.
    Eine weitere Woche befürchtete er, er könnte Tempus irgendwo auf der Straße oder sonstwo begegnen, doch dem war nicht so. Danach, als sich Gerüchte über einen Aufstand irgendwo in der Nähe verbreiteten, befürchtete er, er würde Tempus nie wieder sehen. Aber dann sah er ihn doch - ganz wiederhergestellt und ohne Narben. Hanse eilte heim und übergab sich.
    Er tauschte ein paar Sachen gegen weiteren Branntwein ein, besoff sich und sorgte dafür, daß er auch nicht so schnell nüchtern wurde. Er hatte keine Lust, seinem Gewerbe nachzugehen, auch nicht Tempus wiederzusehen, und Kadakithis genausowenig. Er träumte jedoch von zwei Göttern und einem etwa dreizehnjährigen Mädchen: Ils und Shalpa und Mignureal - und von ungelöschtem Kalk.

Gilla
Nashorn und Einhorn
    Diana L. Paxson
    »Also, warum bist du jetzt heimgekommen?« unterbrach Gilla schrill Lalos Erklärungsversuch, weshalb er die vergangene Nacht nicht zu Hause verbracht hatte. »Hat man dir vielleicht in jeder Schenke die Tür gewiesen?« Sie stemmte die Fäuste in die gar nicht mehr so schlanke Taille, und das Fleisch ihrer Arme wabbelte, während sie ihn anfunkelte.
    Lalo wich vor ihr zurück, sein Absatz verfing sich an seiner Staffelei, und er stürzte zusammen mit dem zersplitternden Holz, und mit den dünnen Armen um sich schlagend, auf den Boden. Das Baby begann zu schreien. Während Lalo nach Luft schnappte, eilte Gilla zur Wiege, hob das Kind an die Brust und strich ihm beruhigend über den Kopf. Die Stimmen ihrer älteren Kinder, die sich auf der Straße unten mit ihren Spielgefährten stritten, sowie das Klappern eines Karrens und die Rufe von Marktschreiern aus dem Basar, drangen durchs Fenster.
    »Na siehst du, was du wieder getan hast!« sagte Gilla, nachdem das Baby sich beruhigt hatte. »Genügt es nicht, daß du kein Brot nach Hause bringst? Wenn du als Maler den Unterhalt nicht ehrlich verdienen kannst, warum stiehlst du dann nicht wie alle anderen in diesem Misthaufen von Stadt?« Ihr durch den Ärger und die Hitze des Tages gerötetes Gesicht schien über ihm zu verschwimmen wie die Maske der Dämonengöttin Dyareela zur Festzeit.
    Wenigstens ist mir noch soviel Ehrgefühl geblieben, dachte Lalo, sagte es jedoch nicht laut, denn er erinnerte sich an Zeiten, nachdem einer seiner reichen Kunden sich geweigert hatte zu zahlen, da ihm im Wilden Einhorn in seinem Ärger entschlüpft war, wo es etwas zu holen gäbe. Und wenn ein wenig später einer seiner nicht so gut beleumundeten Bekannten ihm heimlich ein paar Münzen zusteckte, verlangte seine Ehre ja auch nicht, danach zu fragen, woher er sie hatte.
    Nein, nicht seine Ehre war es,

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