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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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eure Fußböden ..., dachte Lalo bitter. Es war nicht das erste Mal an diesem Abend, daß man ihn gefragt hatte, wer seine Modelle seien. Die Nymphe, die Jordis in diesem Augenblick so lüstern betrachtete, war eine verkrüppelte Bettlerin, an der er bestimmt schon dutzendmal vorbeigegangen war. An einer anderen Wand hielt die Dirne Valira stolz der Göttin eine Weizengarbe entgegen, während ihr Kind als pummeliges Engelchen zu ihren Füßen spielte. Und die Göttin, die sie verehrten, die sich von all der schalen Pracht in diesem Saal abhob, war seine Gilla, das Nashorn, das sich als etwas weitaus Größeres als ein Einhorn herausgestellt hatte.
    Ihr habt Herzen, aber ihr fühlt nichts ... Lalos Blick schweifte über den Prunk der Gewandungen und des Zierats, unter denen Lord Molins Gäste ihr wahres Ich verbargen. Ihr habt Augen, aber ihr seht nichts. Er murmelte etwas von der Perspektive eines Malers.
    »Wenn Ihr möchtet, daß ich Wandmalereien für Euch mache, stehe ich Euch gern zu Diensten, aber ich glaube nicht, daß ich je wieder Porträts zeichnen werde.« Seit er gelernt hatte, Gilla zu sehen, hatte sich sein Blick verändert. Selbst wenn er nicht malte, konnte er nun häufig die Wahrheit hinter den Gesichtern erkennen, die die Menschen der Welt zeigten. Höflich fügte er hinzu: »Eure Arbeit geht gut voran?«
    »Eh? Meine Arbeit - o ja, aber für einen Steinmetz ist jetzt nicht mehr viel zu tun! Was bleibt, bedarf anderer Arbeiter ...« Jordis’ Lachen klang verschwörerisch.
    Lalo spürte, daß er errötete. Ihm wurde bewußt, daß Jordis annahm, er suche etwas über den neuen Tempel zu erfahren - die größte Arbeit für Künstler, die es in Freistatt je gegeben hatte. Und wollte ich das nicht? fragte er sich. Ist es unrecht zu wünschen, daß meine Göttin etwas Würdigeres schmückt als den Festsaal eines aufgeblasenen Priester-Baumeisters?
    Sein Mund wurde trocken, als er sah, daß Molin Fackelhalter höchstpersönlich auf ihn zukam. Jordis verbeugte sich, grinste, daß nur Lalo es sehen konnte, und zog sich in die Menge zurück. Lalo zwang sich dazu, sich hoch aufzurichten, um dem Blick seines Auftraggebers begegnen zu können, denn Lord Molin war ein großer und unter dem vielen Fett auch ein sehr kräftiger Mann, und Lalo empfand den Blick seiner Augen als unangenehm bohrend.
    »Ich muß Euch danken«, sagte Lord Molin. »Eure Arbeit scheint ein voller Erfolg zu sein.« Sein Blick schweifte über die Menge zu Lalos Gesicht und wieder zurück. »Vielleicht zu erfolgreich«, fuhr er fort. »Neben Eurer Göttin scheinen meine Gäste hier die Dekoration zu sein!«
    Lalo ertappte sich dabei, daß er sich entschuldigen wollte, und erstarrte, weil er Angst hatte, er könnte die Wahrheit gestehen.
    Molin Fackelhalter lachte. »Das sollte ein Kompliment sein, mein Guter - ich möchte, daß Ihr die Fresken im neuen Tempel malt ...«
    »Meister Maler, Ihr scheint mir heute guter Laune zu sein!«
    Lalo, der gerade aus der Goldallee in die Tempelallee einbog, um sich ein Bild der zu bemalenden Flächen im neuen Tempel der rankanischen Gottheiten zu machen, stolperte fast, als diese sanfte Stimme in sein Ohr sprach. Er hörte ein trockenes Kichern, spürte, wie sich ihm die Härchen im Nacken aufstellten, und wandte sich zur Seite, um den anderen besser sehen zu können. Doch unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze des Karawanenwächterumhangs war nur das Glühen eines rötlichen Augenpaars zu erkennen.
    »Enas Yorl!«
    »Mehr oder weniger«, bestätigte die Gestalt an seiner Seite. »Und Ihr? Seid Ihr noch derselbe? Ich habe viel an Euch gedacht. Möchtet Ihr, daß ich das Geschenk zurücknehme, das ich Euch gab?«
    Lalo schauderte. Er erinnerte sich der kurzen Zeit, da er seine Seele darum gegeben hätte, sich der Gabe des Zauberers entledigen zu können. Doch statt dessen hatte er seine Seele zurückgewonnen.
    »Nein, das möchte ich nicht«, antwortete er ruhig und bemerkte das Erstaunen des Zauberers. »Ich stehe in Eurer Schuld. Soll ich Euch noch einmal ein Bild malen, um sie zurückzuzahlen? Vielleicht ein Porträt von Euch, Enas Yorl?« fügte er hinzu.
    Da blieb der Zauberer stehen, und einen Moment traf den Maler der volle Blick dieser roten unirdischen Augen. Lalo erzitterte, als er die unendliche Müdigkeit in ihnen las.
    Und doch war es nicht Lalo, sondern Enas Yorl, der als erster den Blick abwandte.
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    (4) In DAS TOR DER FLIEGENDEN MESSER von Foul Andersen, in Die Diebe von Freistatt,

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