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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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als Leibknecht diente, drückte sich in die hinterste Ecke des Gemachs. Molins Grimm hatte ihn bereits dreimal getroffen, dabei war es noch nicht einmal ganz Mittag.
    Diese Ungerechtigkeit! Diese Demütigung, der Hohepriester Vashankas in einem Loch wie Freistatt sein zu müssen! Der Tempel war immer noch nicht vollendet - unfähige Arbeiter, Unfälle, mit denen niemand gerechnet hatte, schlimme Omen. Die Priester der alten Ilsig-Götter freuten sich hämisch und trieben von der Bevölkerung die nicht gerade freiwilligen Spenden ein. Das Gefolge des Prinz-Statthalters war in unzureichenden Räumlichkeiten untergebracht, und sein Haushalt beengt. Er mußte doch tatsächlich ein Gemach mit seiner Gattin teilen - ein Zustand, von beiden unerwünscht und kaum noch zu ertragen. Der Prinz war ein Idealist, ein unverheirateter Idealist, dessen Glaube an die Glückseligkeit dieses unguten Zustands höchstens noch von seiner Naivität, was die Staatskunst betraf, übertroffen wurde. Trotz seiner zahlreichen Fehler und Mängel war es jedoch nicht leicht, sich in der Gesellschaft des Prinzen nicht wohl zu fühlen. Er hatte die geziemende Erziehung für einen nutzlosen jüngeren Sohn erhalten, und nur das schlimmste aller Geschicke hatte ihn dem Thron so gefährlich nahe gebracht, daß er so entsetzlich weit von ihm entfernt worden war.
    In Ranke besaß Molin ein prächtiges Haus -ebenso eigene Gemächer im Tempel. Seltene Blumen blühten in seinem geheizten Garten. Ein Wasserfall rauschte an einer Innenwand des Tempels herab, übertönte allen Straßenlärm und hatte Regenbogen über diesen Tisch hier geworfen, als er noch in seinem Audienzsaal gestanden hatte. Was hatte er falsch gemacht? Jetzt hatte er ein Gemach, das nicht größer war als eine Kammer, mit einem Fenster zu einem Luftschacht, der in die Senkgrube der Hölle selbst führen mußte, und ein zweites, größeres, das einen Ausblick geradewegs auf den Galgen bot. Dazu waren die Höllenhunde heute anderswo eingesetzt, und die gestern Gehenkten baumelten im Wind.
    Ungerechtigkeit! Demütigung! Und so mußte er sich natürlich der Erhabenheit seiner Stellung als Vashankas treuer und entsprechend ausgebildeter Priester gemäß kleiden. Kadakithis mußte seinen Weg in diese götterverlassenen Unterkünfte finden und sie genau wie die Priester erdulden, wenn Molin zu besseren kommen wollte. Eigentlich sollte der Prinz schon hier sein - zweifellos hatte er sich verlaufen.
    »Mein Lord Molin?« rief eine fröhliche Stimme aus dem Vorraum. »Lord Molin, seid Ihr da?«
    »Ich bin hier, mein Prinz.«
    Molin bedeutete dem Stummen, zwei Schalen Fruchttee einzuschenken, als der Prinz das Gemach betrat.
    »Mein Lord Molin, Euer Bote sagte, Ihr hättet Dringendes, Vashanka betreffend, mit mir zu besprechen. Das muß wohl stimmen, sonst hättet Ihr mich gewiß nicht den ganzen Weg bis hierher zurücklegen lassen. Wo sind wir? Nun, es ist egal. Gibt es wieder Schwierigkeiten mit dem Tempelbau? Ich befahl Zalbar, sich darum zu kümmern, daß die Arbeiter ihre ...«
    »Nein, mein Prinz, es gibt keine neuen Schwierigkeiten mit dem Tempelbau. Ich habe diese Angelegenheit ja auch, genau wie Ihr vorschlugt, in die getreuen Hände der Palastwache gelegt. Wir befinden uns übrigens in der Außenmauer Eures Palasts, genau neben der Hinrichtungsstätte. Ihr könnt den Galgen durch das Fenster sehen - wenn Ihr wollt.«
    Der Prinz zog es vor, am Tee zu nippen.
    »Ich habe Euch wegen des Gedenktages des Zehntodes hierhergebeten, mein Prinz. Die Feier soll in der Neumondnacht stattfinden. Und mein Gemach wählte ich, da ich mich ungestört mit Euch unterhalten möchte. Bei Euch sind eher heimliche Lauscher zu befürchten als hier.«
    Wenn diese Andeutung den Prinzen kränkte, zeigte er es zumindest nicht. »Habe ich denn bestimmte Pflichten zu übernehmen?«
    Molin, der die freudige Aufregung des Jünglings spürte, verfolgte seine Absicht um so eindringlicher. »Ganz besondere, mein Prinz, von einer Art, wie selbst Euer hochgeschätzter seliger Vater nicht die Ehre hatte, sie ausführen zu dürfen. Wie Ihr zweifellos wißt, hat Vashanka - sein-Name-sei-gepriesen -sich in letzter Zeit höchstpersönlich mit Angelegenheiten in dieser Stadt beschäftigt. Meine Auguren sprechen von drei verschiedenen Anlässen, seit Eurer Ankunft in dieser verfluchten Stadt, zu denen Seine Macht erfolgreich von einem herbeibeschworen wurde, der nicht der Tempelhierarchie angehört.«
    Der Prinz stellte seine

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