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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Langeweile von Offizieren anderer Truppen, die ihre Mannschaft aufstocken wollten, abwerben ließen. Doch um hier für Ordnung zu sorgen, hatte der Halbbruder des Kaisers Kadakithis lediglich ein halbes Dutzend Leibgardisten, Höllenhunde genannt, und eine Garnison mit einheimischen Ilsigern zur Verfügung - Ilsig war zwar erobert, fühlte sich jedoch nicht zum Reich gehörig. Die Rankaner beschimpften die Ilsiger als »Winder«, und die Ilsiger die Rankaner »nackte Barbaren«, und ihre Frauen noch Schlimmeres. Und nicht einmal der Regen vermochte das Feuer dieser uralten Rivalität zu löschen.
    Auf der Landzunge nördlich des Leuchtturms hielt der Regen den Bau von Prinz Kadakithis’ neuem Palast auf. Nur ein Mann und sein Pferd, beide wie aus Bronze, beide überdurchschnittlich groß und kräftig, waren am Strand zu sehen. Die Freistätter, die einst ihre Stadt »gerade links vom Himmel« gesehen hatten, sprachen nun in ihrer Untergangsstimmung von Freistatt als dem Tor des Todes, und von dem Reiter, Tempus, als dem Tod persönlich.
    Doch er war ein Söldner, Abgeordneter einer rankanischen Fraktion, die, was den Kaiser betraf, auf eine Änderung erpicht war; er war ein Höllenhund von Kadakithis’ Gnaden, und Palastsicherheitsoffizier, da der Prinz zu wenig Leute hatte - schließlich sollte er ja in seiner Verbannung nicht allzuviel Erfolg haben. Seit kurzem war Tempus von Kadakithis auch zum Baumeister bestimmt worden, wozu er zumindest so gut wie andere auch geeignet war, denn er hatte Erfahrung mit mehr Festungen, als der Prinz Jahre zählte. Der jugendliche Statthalter hatte sich das Grundstück ausgesucht, der Soldat es begutachtet und für geeignet befunden. Da er jedoch nicht ganz zufrieden damit gewesen war, hatte er für Verbesserungen gesorgt. Mit Hilfe von Ochsen hatte er für das Fundament entlang des Küstenstreifens tief ausheben lassen, damit seine Mannschaft aus Festungsbauern, die er von weit her hatte kommen lassen, Doppelmauern aus gebackenen Ziegeln, mit Kies gefüllt und mit Stein verkleidet, errichten konnten. Sie sollten, wenn sie erst hoch genug waren, einen Wehrgang mit Zinnen bekommen und Wachtürme an den hohen Doppeltoren. Selbst noch unvollendet, verwehrten die Mauern Unbefugten den Zutritt zur Landzunge und zum Leuchtturm, und blickten, an einen grinsenden Totenschädel erinnernd, auf die Stadt mit ihren Getreidespeichern, Stallungen, der frisch getünchten Kaserne und einer Trinkwasserquelle. Tempus hatte jedenfalls vor, alles für eine möglicherweise lange Belagerung vorzube reiten und es dem Feind nicht leicht zu machen.
    Das ungewöhnliche, vielleicht von den Göttern geschickte Wetter mochte zwar den Bau verzögern, konnte jedoch Tempus nicht von seiner Arbeit abhalten. Denn Arbeit machte dem Mann, der nicht schlafen konnte und seinem Gott den Rücken zugewandt hatte, das Herz leichter. Heute erwartete er Kadakithis und seinen eigenen anonymen rankanischen Verbindungsmann, um den Abgesandten mit der möglichen Galeonsfigur bekanntzumachen, damit die beiden sich beschnuppern konnten. Dann würde man schon sehen.
    Als er dieses Treffen vereinbarte, hatte er noch unter Vashankas Schutz gestanden. Inzwischen hatte sich allerhand für ihn geändert, und er wollte Vashanka, dem Sturmgott, der an den Fäden, auch im Herrscherhaus, zog, nicht mehr dienen. Er wollte Kadakithis um Entlassung aus seinem Dienst bitten, damit er frei war, unter die Söldner zu gehen, denen seine Seele gehörte (die er nun wieder besaß), und eine eigene Kohorte zusammenzustellen, mit der er nordwärts marschieren konnte, um in die Dienste des Höchstbietenden zu treten. Er wollte sich im Kampf austoben, um vielleicht doch den Weg zurück durch jenes schimmernde Dimensionstor - durch das der Gott ihn vor langer Zeit gestoßen hatte - in die Welt und das Zeitalter zu finden, in das er geboren war.
    Er wußte, daß diese Chance geringer war als die Kadakithis’, Kaiser von Ober- und Niederranke zu werden, und da der Glanz des Gottes eigener Vernunft vergangen und der Fluch geblieben war, durch den er überhaupt erst zu des Gottes unwilligem Anhänger geworden war, würde er sich eben zunächst mit einer kleineren Truppe ausgewählter Söldner zufriedengeben, aus der er allmählich eine Armee aufbauen konnte, die im Gegensatz zu Kadakithis augenblicklichen Streitkräften ernstgenommen werden mußte. Zu diesem Zweck hatte man sich mit ihm in Verbindung gesetzt, und er hatte sich einverstanden erklärt. Nun

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