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Die Göttin der kleinen Siege

Die Göttin der kleinen Siege

Titel: Die Göttin der kleinen Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yannick Grannec
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das Barbecue hier den Männern überlassen.“
    Dieser sonnige Septemberbeginn war eine magische Auszeit. Kurt ging es ziemlich gut, ich hatte mein Haus, ich hatte Gesellschaft und eine ausreichende Menge Alkohol im Blut, um an die Unsterblichkeit dieses Moments zu glauben. Aber ich trank nicht als Einzige. Die Oppenheimers waren allen eine Länge voraus, John von Neumann hingegen war nicht hier, um sich an die Spitze zu trinken. Seit unserem Umzug hatte ich von morgens bis abends gearbeitet. Ich hatte mich sogar dabei ertappt zu singen, und mein Mann hatte mir ein paar wundersame Beweise der Zuneigung geschenkt!
    Zärtlich beobachtete ich meine Welt: Kurt sezierte sein Steak und versuchte trotz seiner mengentheoretischen Kenntnisse vergeblich, ein immer noch kleineres Stück zu bilden; Lili und Albert lachten über einen Witz; Robert aß mit einer Hand, mit der anderen rauchte er; Kitty träumte vor sich hin; die jung vermählten Morgensterns waren sich so zärtlich zugetan, wie ich es selten erlebt habe. Ich konnte nicht umhin, zu sticheln.
    „Sehen Sie unsere Investition noch immer kritisch, Oskar?“
    „Ich habe Ihnen einen ernst gemeinten Rat gegeben. Dieses Viertel gehört nicht zu den komfortabelsten.“
    „Kurts Weg ins Institut ist zwanzig Minuten länger. Der Makler hat uns versichert, dass das Haus an Wert steigt.“
    „Etwas anderes wird er Ihnen wohl auch kaum sagen.“
    Mein Mann ließ das Puzzle auf seinem Teller liegen.
    „Hoffentlich wird das Haus nicht eine zu große Belastung. Mir gefällt die Vorstellung nicht, so sehr an einen Kredit gefesselt zu sein.“
    „Wieso? Hast du vor, nach Europa zurückzukehren? Du denkst ja nicht mal daran, deine liebe Mutter zu besuchen! Sicherlich würdest du bis zur Pensionierung lieber in einer Studentenbude wohnen.“
    Er zog ein Gesicht und massierte seinen Bauch – das war seine Angewohnheit, um Vorhaltungen zum Verstummen zu bringen. Unter dem Tisch legte Lili besänftigend eine Hand auf mein Knie. Ich schob sie weg. So zimperlich war Kurt nun auch wieder nicht. Albert versuchte, meine Angriffslust vergessen zu machen, indem er meinen Mann nach seiner Gesundheit fragte, aber ich war wenig geneigt, klein beizugeben.
    „Sie haben ihm Sorgen bereitet, Herr Einstein. Kurt hat monatelang an Ihrem Geburtstagsgeschenk gearbeitet.“
    „Meinen Sie die Radierung? Ich verstehe nicht …“
    „Ich meine seinen Artikel über die Relativitätstheorie. 18 Er hat nicht mehr geschlafen, der Ärmste.“
    „Ihr Mann ist nicht der Beklagenswerteste in dieser Geschichte. Der Verleger hat fast einen Kollaps gekriegt. Er hat den Text in letzter Minute bekommen, und dennoch … Wenn Gödel bei der Überarbeitung seines Beweises pünktlich gewesen wäre, hätte er nicht auf seinen Schlaf verzichten müssen.“
    „Sie haben nicht gesehen, wie er den Kaufvertrag für dieses Haus zerpflückt hat!“
    „Wenn ich störe, kann ich gehen und meinen Mittagsschlaf machen.“
    „Jetzt schmollen Sie nicht, lieber Freund! Ihr Beitrag hat nicht das Echo gefunden, das er verdient hätte, das liegt aber nicht an der Qualität Ihrer Arbeit. Wer interessiert sich heute schon noch für die Relativitätstheorie?“
    Da hatte ich die Erklärung für die neuerlichen Schlafstörungen meines Mannes. Wieder einmal waren so viele Mühen umsonst gewesen. Würde seine Stunde denn jemals kommen? Es war sein Fluch, immer mit allem zu früh zu kommen – oder einen Schritt daneben zu sein.
    Auch ich selbst hatte eine Enttäuschung erlebt. Ich hatte zu Alberts siebzigstem Geburtstag eine Weste gestrickt, dann hatte ich von Lili erfahren, dass er an einer Wollallergie litt. Das gute Werk hatte ich schließlich wohltätigen Zwecken gespendet. Wir waren beide enttäuscht: Albert hatte lediglich höflichen Dank für die Radierung und für Kurts Artikel geäußert. Was gibt es Unangenehmeres, als von einem Geschenk enttäuscht zu sein? – Derjenige zu sein, dessen Geschenk Missachtung findet! Lili hingegen hatte richtig gelegen; sie hatte ihm einen Baumwollpullover und einen Pullunder aus Schweizer Armeebeständen geschenkt. Der alte Mann legte diese Kleidungsstücke nicht mehr ab. Was für eine Ironie für einen Pazifisten!
    „Was war das für ein Geburtstagsgeschenk?“
    Oskar tätschelte seiner jungen Frau die Hand.
    „Das ist nicht so einfach zu erklären, Dorothy. Auch Adele weiß das sicherlich nicht so genau.“
    „Ich bin vollkommen auf dem Laufenden! Nichts, was von ihm kommt, könnte mich

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