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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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daran zu zweifeln, wie die Entscheidung im Rat der Priester und Richter ausfallen würde.
    Und was das Orakel betraf, so war es eine Erleichterung, nicht selbst die ganze Last der Verantwortung für diese Entscheidung zu tragen, sondern sie denen anheimzugeben, die alle Geschicke lenkten – den Himmlischen selbst.
    Wie immer aber die Entscheidung ausfallen würde, konnte er sich jedenfalls eines Erfolges freuen: Sein Name war in aller Munde. Er war der unbestrittene Sieger des Abends.
    Er hatte den ersten und entscheidenden Schritt getan zu seinem heimlichen Ziel.
    Spät in der Nacht, längst wurde gefeiert, rief der König ihn neben sich und bot ihm den Ehrenplatz zu seiner Rechten an.
    Lykos ließ sich neben dem König nieder – so viel ausgesuchte Ehre für ihn, einen der jüngsten Herren – und erwiderte den Trinkspruch des Königs. Er trank wenig, vorsichtig auf der Hut.
    Der König lobte ihn noch einmal für seinen Weitblick. Dann fragte er vertraulich: »Deine Frau – ich erinnere mich, für dich bei Rösos um sie geworben zu haben –, wie bist du mit ihr zufrieden?«
    Überrascht sah Lykos den König an. Seit wann waren Frauen ein Gesprächsstoff im Königsrat? »Moria ist eine gute Hausherrin und bereitet mir Ehre«, erwiderte er vorsichtig.
    Der König nickte, strich seinen Bart. »Und sie ist die Tochter des eichenkundigen Rösos, des Oberpriesters. Das macht es unmöglich, sie ohne ernste Verfehlung zu verstoßen.«
    Lykos schwieg, fassungslos. Was ging hier vor?
    »Nun denn!« sagte der König. »So biete ich dir meine Tochter Briseia zur zweiten Frau an! Nicht zur Nebenfrau, wohlgemerkt, sondern zur rechtmäßigen Gemahlin. Aber nur der zweiten, sei's drum!«
    Blut schoß ihm in den Kopf. Er starrte den König an.
    Dieser fuhr ungerührt fort: »Ich werde sehr genau ein Auge darauf haben, daß du sie in gleichen Ehren hältst wie deine erste. Wenn Briseia sich bei mir über Zurücksetzung durch Moria beklagt, werde ich dich zur Rechenschaft ziehen!«
    Noch immer fand Lykos keine Worte.
    Der König lächelte spöttisch: »Was ist, Lykos? Zögerst du? Fürchtest du, deine Moria nicht im Zaum halten zu können? Fürchtest du mit zwei rechtmäßigen Frauen nicht fertig zu werden?«
    »Wie könnt Ihr das fragen!« brauste er auf. Der Zorn gab ihm die Fassung zurück. »Ich werde dafür zu sorgen wissen, daß Eure Tochter sich über meine erste Frau nicht zu beklagen hat! Ich war nur stumm vor Überraschung. Ich weiß nicht, wie ich solche Ehre verdient habe!«
    »Ach nein, weißt du das nicht?« Um die Lippen des Königs zuckte es. »Oder legst du nur Wert darauf, es aus meinem Munde zu hören? Nun denn, Schwiegersohn: Ich kann mir nicht leisten, einen aufstrebenden Mann wie dich gegen mich zu haben! Also binde ich dich an mich. Unwiderruflich.
    Oder willst du die Hand meiner Tochter ausschlagen?« »Wie könnte ich! Mein Schwiegervater, mein König, ich werde Euer treuester Schwiegersohn sein!«
    Die Augen des Königs wurden schmal. »Und der ehrgeizigste Anwärter auf meine Nachfolge, nicht wahr, Lykos, das ist es doch?«
    Das Abendrot verdunkelte sich. Die Dämmerung löschte alle Farben. Schwarz stand der Wald.
    Das Feuer wurde in der Mitte der Lichtung entfacht. Ein letztes Mal kehrten Daire und die beiden anderen Sippenmütter das sandige Erdreich. Mit den Reisigbesen zeichneten sie Wellenlinien in den Boden, den die Frauen des Dorfes hinter dem Schwarzmoor wie jedes Jahr auf den Knien, mit bloßen Händen, von Heide, Gras und aufkeimendem Buschwerk gereinigt hatten, um ihn für die neun Nächte des Frühjahrstanzes vorzubereiten.
    Nakis Mund war trocken. Sie faßte nach Leles Hand. »Und wenn er davon erfährt?«
    Lele zuckte die Schultern. »Er weiß es. Auch Nuerkop hat gewußt, daß wir unsere alten Bräuche feiern, und nichts dagegen unternommen.«
    »Aber, aber, wenn er hierherkommt und wenn er mich sieht?«
    »Er kommt nicht. Er begeht am Königshof das Frühjahrsfest der Söhne des Himmels.«
    »Und wenn ihm jemand sagt, wenn er erfährt, daß ich ...«
    »Naki! Hör auf! Begreif doch endlich, daß es ihm gleich ist, was du tust! Nicht ein einziges Mal hat er mehr nach dir gesehen! Er hat dich unterworfen, benutzt und ausgepreßt. Und dann hat er dich weggeworfen. Für ihn gibt es dich nicht mehr. Und das ist deine Rettung!«
    Naki schwieg. Jeder Tag bestätigte, daß Lele recht hatte. Wenn sie es nur endlich glauben könnte!
    Am Tag gelang es ihr. Wenn sie im Garten die Beete hackte oder

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