Die Göttin im Stein
die Schlange in den Staub. Ihr triumphiert über die alte Macht, die vor euch war.
Die Ränke unserer Gegner vereitelt ihr und richtet sie so grausam, wie nur ihr richten könnt.
Wenn ihnen klar wird, daß sie Naki und Wirrkon getötet haben–
Ein Schaudern ließ sie zusammenfahren.
»Herrin, Ihr friert«, murmelte Noedia besorgt. »Soll ich versuchen, in einem der Bauernhöfe eine Bleibe für Euch zu finden?«
»Nein! Nicht bei den Bauern!« Sie schrie fast. »Ich will zu Cythia!«
»Ein weiser Beschluß!« stimmte Chtairus zu. »Nirgendwo wäret Ihr jetzt besser aufgehoben! Wenn ich könnte, würde ich Euch begleiten, aber Ihr seht ja selbst ...«
»Ja, ja!« Ungeduldig stand sie auf. »Noedia, ordne du hier an, was du für richtig hältst, ich schicke dir Nachricht.
Ich hoffe, Cythia wird uns alle aufnehmen, aber ich möchte doch erst mit ihr reden.
Ria nehme ich mit, ich weiß, daß eine von Hairox' Nebenfrauen kürzlich entbunden hat, ich hoffe, sie wird mein Kind stillen. Sahir soll mich begleiten!«
Wenig später war Moria mit der Magd auf dem Weg zu Cythia.
Sie wurde müde beim Laufen, schleppte sich vorwärts. Noch immer spürte sie die Schwäche der langen Krankheit. Ria hustete und weinte.
»Gleich sind wir da, mein Töchterchen, gleich. Dann bekommst du zu trinken. Siehst du, jetzt kommen wir aus dem Wald heraus, und dort liegt schon der Hof vo –« Mit scharfem Geräusch stockte der Atem, einen endlosen Augenblick meinte sie, nie wieder Luft holen zu können.
Der Hairoxhof brannte.
Auch hier hatte das Feuer den Höhepunkt längst überschritten, schwelte nur noch.
Auch hier war der gesamte Hof ein Raub der Flammen geworden.
Da tat sich die Erde auf und spie Feuer, woher kam dieser Satz, sie rannte, »Cythia!« schrie sie, schrie und schrie, Schwester, dir darf nichts zugestoßen sein, nicht auch noch dir!
Am Ende ihrer Kräfte, mit tobendem Puls langte sie vor dem verbrannten Hof an und fiel ihrer Schwester in die Arme.
»Moria, warum kommst du her, wußtest du schon, daß unser Hof angezündet wurde?«
»Angezündet?« keuchte sie.
Cythias Augen wurden schmal. »Ja. Mit Brandpfeilen. Wenn der Wächter nicht so gut aufgepaßt hätte, wären wir vielleicht ums Leben gekommen. So konnte er uns rechtzeitig warnen. Wir konnten uns alle in Sicherheit bringen. Aber es war unmöglich, den Brand zu löschen. An zu vielen Stellen gleichzeitig hatten die Dächer Feuer gefangen. Wenn das einmal brennt –
Moria, ich werde hier gebraucht, aber ich wüßte die Kinder gerne in geordneten Verhältnissen, nimmst du meine Kinder bei dir auf, und auch die Nebenfrauen mit ihren Kindern? Es wäre mir eine große Hilfe!«
»Das geht leider nicht, Cythia.
Ich wollte mit der gleichen Bitte zu dir kommen. Uns ist es heute nacht genauso ergangen wie euch!«
»Genauso? Du meinst – euer Hof ist auch abgebrannt?« Moria nickte.
Stumm drückten sie sich aneinander, hielten sich.
»Es fängt an«, sagte Cythia schließlich. »Der Drache speit Feuer.«
»Das tut er, hier und überall!« bestätigte eine fremde Männerstimme.
Sie wandten sich um. Ein Krieger.
Er trat zu ihnen. »Hairox schickt mich. Ich sollte nach dem Rechten sehen, Erkundigungen einziehen. Es hieß, der Bernsteinbär habe sich in der Gegend blicken lassen, hier und anderswo.
Offenkundig komme ich zu spät – aber auch ich hätte schwerlich verhindern können, was geschehen ist.
Ich habe gestern abend im Eraioxhof Unterkunft genommen. Er ist heute nacht abgebrannt, wir haben den Brand zu spät bemerkt, als wir aufgewacht sind, brannte das Frauenhaus bereits lichterloh, mehrere Nebenfrauen, Kinder und Mägde von Eraiox sind ums Leben gekommen. Und auf dem Weg hierher habe ich zwei weitere Herrenhöfe brennen sehen.
Jetzt will er es wissen, der Bernsteinbär.
Nun denn! Der Tanz beginnt!«
Was für ein Frühjahr! Als solle der Wassermangel der vergangenen Jahre in wenigen Tagen ausgeglichen werden.
Erst wolkenbruchartige Regenfälle.
Und nun ohne Unterbrechung dieses widerliche Nieselwetter.
Kalte Feuchtigkeit, die durch jede Kleidung drang, die Muskel steif werden ließ, bis in die Knochen schmerzte.
Der Weg schier bodenlos, ein kräftezehrender Sumpf aus braunem Matsch.
Lykos ließ das Pferd langsam gehen. Seine Männer, die sich zu Fuß durch diesen Schlamm quälten, sollten nicht mehr als nötig ermüden. Wer konnte wissen, wann ihnen der nächste Kampf bevorstand!
Lykos ließ den Blick über das weite freie Land
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