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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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hätte ihn erst befragen sollen, bevor er ihn erschlug, diesen erbärmlichen Wicht.
    Chtairus hatte etwas gewußt.
    Und er selbst wurde das Gefühl nicht los, daß auch Moria etwas wußte. Mehr, als sie sagte.
    »Chtairus sprach von einer Falle, von einem Anschlag irgendwelcher Bauern. Was hat er gemeint?«
    Moria schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Lykos. Zu schade, daß du Chtairus erschlagen hast, ehe er es dir sagen konnte!«
    Er fuhr auf, hob die Hand, ohne es recht zu merken.
    Ihr Gesicht, blaß, schmal, sehr herb auf einmal – gezeichnet von Qualen, an die er nicht denken mochte.
    Er ließ die Hand wieder sinken.
    »Was glaubst du, wer unseren Hof angezündet hat?«
    Sie zuckte die Achseln. »Der Bernsteinbär, sagt man. Aber du weißt, ich verstehe nichts von solchen Dingen, ich bin nur eine unwissende Frau.«
    Ihr Blick scheinbar unschuldig.
    Und doch war da etwas

    Sie war nicht mehr die, die er zurückgelassen hatte.
    Nicht nur, daß sie allen mädchenhaften Liebreiz, alle kindliche Weichheit verloren hatte.
    Das konnte er verstehen, nach alldem.
    Die grauenhafte Niederkunft, die schwere, lange Krankheit.
    Die Enttäuschung, nur einer Tochter das Leben geschenkt zu haben.
    Die Verzweiflung, daß es nicht ihr Sohn gewesen war, der überlebt hatte.
    Die Ungewißheit, ob sie je wieder einen Sohn gebären würde. Der Verlust des Hofes, aller Vorräte, aller Güter, aller Kleider und allen Schmuckes.
    Die Angst um den Mann, der täglich im Krieg dem Tod ins Auge sah.
    Nein, ein unbeschwertes junges Mädchen durfte er nicht mehr in ihr erwarten.
    Aber das allein war es nicht.
    »Ich sagte dir, ich habe Naki verstoßen. Nun erfahre ich von Owros, daß du sie als Amme wieder an meinen Hof aufgenommen hattest. Wie konntest du diese bodenlose Unverschämtheit besitzen!«
    Sie weinte nicht, bettelte nicht um Verzeihung. Sie rechtfertigte sich. »Du hast mir befohlen, eine Amme zu suchen. Sie war die einzige, die ich bekommen konnte. Ich konnte doch deinen Sohn nicht verhungern lassen!«
    Er faßte sie am Kinn. »Der Ton, in dem du mit mir sprichst, gefällt mir nicht!«
    »Ich bitte um Vergebung!«
    Es war schon wieder der falsche Ton.
    Lykos stieß die Fersen in die Flanke des Pferdes. Es machte einen Satz vorwärts, wollte in Galopp fallen. Er beruhigte es wieder.
    Wenn dieser Krieg vorüber ist, bringe ich das in Ordnung. Die Frau wird nie geboren werden, mit der ich nicht fertig werde. Wenn ich dabei ein bißchen deutlicher werden muß, oder auch sehr deutlich, so hat sie sich das selbst zuzuschreiben – sei's drum! Ein paarmal hart angefaßt, und ich habe sie mir wieder so gezogen, wie sie war.
    Ihr Gehorsam.
    Ihre Gefügigkeit.
    Und ihre Leidenschaft –
    Wüßte ich nur, ob ich ihr Leben aufs Spiel setze, wenn ich sie wieder nehme!
    Mit keiner war es je so wie mit ihr.
    Das Verlangen überflutete ihn.
    Moria –
    Beherrsch dich, Lykos. Sie ist noch immer nicht gesund. Wenn sie jetzt schwanger würde, kannst du das verantworten?
    Er stürzte aus der Tür, atmete heftig die kalte Winterluft ein.
    Dieser erbärmliche Bauernhof, in dem meine Familie leben muß!
    Sahir, Morias junge Magd, ging über den Hof, trug einen Zuber auf dem Kopf, hatte den Rock hochgeschürzt. Verschwand im Schuppen.
    Er ging ihr nach, griff ihr von hinten an die Brust, schob ihren Rock hoch, drängte sie an die halbhohe Trennwand zum Schweinekoben und drückte sie darüber.
    Es war nicht das gleiche wie mit Moria.
    Danach warf er sich auf sein Pferd und ritt in den Wind. Als er am Abend zurückkehrte, dachte er längst nicht mehr daran.
    Moria aber trat ihm entgegen mit weißem Gesicht: »Sahir ist meine eigene Magd, mir persönlich von meinem Vater mitgegeben.«
    »Und?« brauste er auf, um so zorniger, als er spürte, daß er im Unrecht war.
    »Du hattest sicher vor, Sahir öffentlich zu deiner Nebenfrau zu machen. Darum habe ich so gut wie möglich alles für einen würdigen Rahmen deiner Erklärung vorbereitet.
    Damit du die Kränkung und die Schande von ihr nehmen kannst, versprechen, daß du für sie sorgen und sie schützen wirst, und ihr Kind anerkennen!«
    Es war nicht mehr als recht und billig, was sie da verlangt hatte.
    Und doch war das Ganze eine Ungeheuerlichkeit. Das war nicht mehr die Moria, die er kannte.
    Weiber!
    Man darf sie nicht aus den Augen lassen. Am kurzen Zügel muß man sie führen wie ein ungebärdiges Pferd.
    Ich werde ihrer Aufsässigkeit ein Ende bereiten, ein für allemal. Ich werde sie

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